- Jeongin -
Klatschend landete eine Akte auf meinem Schreibtisch. Ich schaute zur Seite und blickte in die Augen von Seokjin, der mich anlächelte. „Einen Pro-Bono-Fall für dich.“ Danach verschwand er einfach und ließ mich mit der Akte zurück. Ein Pro-Bono-Fall war für Neulinge einem Geschenk gleichzustellen, aber aktuell würde ich ihn am liebsten nicht annehmen.
Pro-Bono-Fälle zu verkacken, war nie gut für die Firma. Da sie ohne Bezahlung angenommen wurden, könnte man das Verlieren auch anders deuten: Dass man ohne Geld nicht richtig arbeiten würde, und das würde wiederum das soziale Ansehen der Kanzlei in ein schlechtes Licht stellen.
Ich öffnete die Akte: Fehlende Mietzahlung aufgrund des schlechten Wohnungszustands.
Ich spürte den Stress schon, dabei hatte ich den Fall noch nicht einmal richtig in Händen.
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Dieser Fall war kniffliger als gedacht: Zwangsräumung. Park Jingyu hatte seit vier Monaten keine Miete gezahlt, weil der Rohrbruch in seinem Bad nicht repariert wurde. Jetzt drohte ihm der Rausschmiss. In solchen Fällen gewann selten die Partei des Mieters, weil die Vermieter sich einen besseren Anwalt leisten konnten. Park Jingyu konnte Glück haben, dass ausgerechnet sein Fall als Probono von meiner Kanzlei übernommen wurde. Andernfalls hätte er auf gute Beratungshilfe hoffen müssen.
Als ich seine Wohnung betrat, kam mir ein schäbiger Geruch entgegen, der mich stark an Kanalisation erinnerte. Ich konnte nicht anders, als würgend meine Nase zuzuhalten. „Schlimm, oder? Und das schon seit fast fünf Monaten.“
„Wie schlafen Sie hier?“, fragte ich und folgte Park Jingyu durch den Flur ins Badezimmer. An der Tür blieben wir stehen und schauten auf den Boden. Unzählige Handtücher lagen vor uns und versuchten, das überflutete Badezimmer vor einem größeren Unheil zu bewahren.
„Gar nicht. Das mache ich in meiner Pause auf der Arbeit oder in der Bahn. Hier kann ich nicht mal essen, das tue ich in dem Diner um die Ecke.“ Schlau wie er war, trug er eine Op-Maske, um den Geruch abzubremsen.
„Und trotzdem haben Sie eine Klage wegen Zahlungsverzugs.“
„Mein Vermieter sagt, dass sie sich um das Rohr gekümmert haben, es aber erneut gebrochen ist. Da die Miete aber angeblich vorher nicht gezahlt wurde, wird mir die Reparatur nicht mehr kostenfrei gestellt.“ Durch die Maske kam seine Stimme nur gedämpft bei mir an, aber die Angst war klar zu hören. „Ich kann mir keine andere Wohnung leisten, der Wohnungsmarkt ist hart. Ich kann mir nicht einmal die Reparatur für das Rohr leisten, deswegen habe ich die Miete zurückgehalten.“
Als Anwalt sollte man kaum Gefühle zeigen, weil uns das verletzlich macht und das Herz nicht immer mit dem Gesetz geht, aber in solch einer Situation war es unmöglich, die Haltung zu bewahren. Ich legte meine Hand auf seine Schulter: „Ich werde mein Bestes dafür tun, diesen Fall zu gewinnen.“
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Ich war am Verlieren. Der Gegenanwalt war Byun Baekhyun. Ich hatte mein Leben lang zu ihm aufgeschaut und mich in viele Anhörungen geschlichen, um zuzusehen, wie er seine Klienten verteidigte. Als ich sah, dass er die andere Seite vertrat, hatte ich mich schon emotional auf eine Niederlage vorbereitet.
Ich war seit Stunden im Archiv und wühlte mich durch die verschiedenen Akten, die eine ähnliche Klage beinhalteten, um zu schauen, wie diese gelöst wurden. Die meisten Pro-Bono-Fälle hatten mit der Arbeit zu tun, oder wir waren auf der Seite der Vermieter und hatten den Fall gewonnen. Ich hatte mir eine Pizza bestellt, obwohl ich wusste, dass in solchen Fällen die Firma für meine Bestellung zahlte. Aber ich hatte keine Zeit dafür, eine richtige Essenspause zu machen, und schnappte mir mit einer Serviette immer mal wieder ein Stück Pizza.
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Ex // Hyunin
FanfictionSpin-Off zu „Glow // Changlix" - muss man vorher nicht gelesen haben. "𝖳𝗁𝖾𝗋𝖾 𝗂𝗌 𝗇𝗈𝗍𝗁𝗂𝗇𝗀 𝗆𝗈𝗋𝖾 𝗍𝗋𝗎𝗅𝗒 𝖺𝗋𝗍𝗂𝗌𝗍𝗂𝖼 𝗍𝗁𝖺𝗇 𝗍𝗈 𝗅𝗈𝗏𝖾 𝗉𝖾𝗈𝗉𝗅𝖾." - 𝖵𝗂𝗇𝖼𝖾𝗇𝗍 𝖵𝖺𝗇 𝖦𝗈𝗀𝗁. Hyunjin und Jeongin waren während der...