Kapitel 15

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Ich hatte es Koa noch nicht erzählt. Dabei waren schon fast zwei Wochen vergangen.
Doch das war nicht das einzige. Jeden seiner Annäherungsversuche ließ ich kaum zu. Nicht, weil ich es nicht wollte, sondern weil ich Angst hatte.
Ich hatte Angst Deimos wieder vor mir zu sehen und mich nach ihm zu sehnen. Mehr, als es jetzt schon war.
Es war schrecklich, als würde ich aus zwei Teilen bestehen.

Auch jetzt verschloss ich mich in meinem Zimmer und schrak hoch, als jemand die Tür aufstieß.

>>Koa.<< sagte ich erleichtert und sah erst jetzt, wie der Schweiß seine Stirn herab rann.
>>Du warst nicht da. Als ich aufgewacht bin, warst du weg.<< stellte er fest, woraufhin ich augenblicklich Schuldgefühle bekam.
>>Warum warst du nicht bei mir?<<

>>Ich...<< setzte ich an und erschrak, als er die Tür mit einem lauten Knall zuschloss und mit einem Satz bei mir war. Koa griff nach mir und presste mich auf mein Bett. >>Koa!<< versuchte ich ihn von mir loszureißen, woraufhin sein Griff nur noch stärker wurde.
>>Sag mir warum du nicht bei mir warst!<< knurrte er und kam meinem Gesicht dabei viel zu nah.
Ein Schluchzen entwich meiner Kehle. >>Koa.<< versuchte ich es abermals. >>Du tust mir weh.<<
Aber er ließ nicht von mir ab.
Stattdessen beugte er sich weiter zu mir herab, sodass ich seinen warmen Atem nun auf meiner Haut spürte.

>>Du gehörst mir.<< knurrte er, bevor er in meinen Hals biss. Ich schrie auf und versuchte mich aus seinem Griff zu winden. Aber er hielt mich eisern fest und biss mich dieses mal so stark in meine Schulter, dass ich mir sicher war ich würde bluten.
Wimmernd wehrte ich mich gegen ihn und schrie, als er mich ein weiteres mal biss.

Mit einem mal ließ er von mir ab, sodass ich mich vom Bett warf und zur Tür krabbelte.
Mein Blick traf seinen und ließ mich innehalten.
>>Was ist passiert?<< flüsterte er verwirrt.
>>Warum bin ich hier?<<

Nun sah er mich an, woraufhin sein Gesichtsausdruck in Sorge umschwang.
>>Nayeli. Du blutest.<< stieß er aus und wollte schon auf mich zugehen. Instinktiv wich ich aus, was ihn nur zusätzlich zu verwirren schien.
>>Nayeli.<< drang es fast verloren aus ihm, ehe er an seine Lippe griff, als ein einzelner Blutstropfen herunter rann.

>>Geh bitte.<< verlangte ich mit brüchiger Stimme.
Er wollte mit ausgestreckter Hand abermals zu mir, aber ich schüttelte mit dem Kopf und entfernte mich langsam von der Tür.
>>Bitte.<< hörte ich mich flehen und sah zu Boden, als nicht mehr als Schmerz in Koas Blick war.
Ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Versuch zu wagen, stand er auf. Er sah ein letztes mal zu mir, bevor er durch die Tür verschwand und mich mir selbst überließ.

~~~

Für einen Moment hatte ich gedacht, dass all das nur ein Traum gewesen war. Doch als ich heute Morgen in den Spiegel sah und die drei Blutergüsse erblickte, verschwand jegliche Hoffnung aus mir.
Koa hatte das getan. Wie in Trance hatte er mich gepackt und mir wehgetan.
Mein Koa.
Eine einsame Träne drang aus meinem Auge und ich wischte sie fort, so als würde ich versuchen stärker zu sein, als ich mich fühlte.

Plötzlich wurde mir klar, dass das Deimos nicht sehen durfte. Seit unserem aufeinandertreffen, als ich mein ganzes Zimmer verwüstet hatte, war er fast jeden Tag bei mir.
Er half mir die Erinnerungen in Schach zu halten, sodass sie meistens nur noch in meinen Träumen vorkamen. Dass es ihm missfiel war deutlich, aber er tat es trotzdem.
Auch heute wollte er kommen, was das Ganze schwierig machte.

Ich musste die Bisswunden vor ihm verstecken. Deimos durfte sie unter keinen Umständen zu Gesicht bekommen.

Zielstrebig lief ich zu meinem Schrank und durchwühlte es, bis ich ein hochgeschlossenes Kleid vorfand.
Zwar könnte ich meine Verletzungen so verstecken, aber innerlich war ich dennoch am Ende.
Ich musste mit Koa sprechen. Früher oder später mussten wir uns damit auseinandersetzen, was geschehen war und so Leid es mir auch tat, dass Koa anscheinend nicht bei sich gewesen war. Ich hatte dennoch Angst.
Ich hatte Angst vor dem Mann den ich liebte und wollte am liebsten Zuflucht bei jenem suchen, den ich hassen sollte.

Dabei wollte ich nichts mehr, als Koa alles beichten. Ich wollte nicht mehr, als das was gestern Nacht geschehen war, aus meinem Kopf zu streichen und glücklich mit ihn zu sein.

Doch ein Blick in den Spiegel erinnerte mi h nur zu gut daran, dass von nun an selbst das kleinste bisschen meines Lebens fort war.
Die reine Liebe, die Koa und ich teilten, war umgeben von einem Schatten.

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