Kapitel 19

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>>Dich zu lieben würde bedeuten auf Ewigkeit hier zu sein. Doch ich gehöre nicht hierher. Ich möchte nicht hierher gehören.<< wisperte ich in die Finsternis.
>>Und doch ist die Unterwelt alles was dir bliebt. Ich, bin alles was dir bleibt.<< erwiderte er nur sanft.
Ich schüttelte mit dem Kopf. Frustriert und wütend, weil es sich anfühlte, als würde er meine Situation ausnutzen.
>>Nur weil ich vor Adrian geflüchtet bin und Schutz bei dir gesucht habe, bedeutet es nicht, dass sich irgendetwas zwischen uns ändert. Weder du noch er können mich zu etwas zwingen!<<
>>Ich muss dich nicht zwingen. Immerhin warst du diejenige, die Nackt in mein Bett gestiegen ist.<<
Mein Gesicht wurde ausdruckslos. Selbst die Genugtuung über meine nächsten Worte hielt ich zurück.
>>Nur weil ich meinen Spaß mit dir habe Deimos, bedeutet es nicht, dass ich dich Liebe. Ich dachte du wärst klug genug, um diese beiden Dinge voneinander zu trennen.<<

Müde schlug ich meine Augen auf und fragte mich, warum ich ausgerechnet diesen Moment geträumt hatte. Es war keine Glanzleistung unserer Beziehung gewesen und war schnell verflogen. Doch es war stark genug, um meine Gefühle abermals durcheinanderzubringen und mir zu zeigen, dass ich mich in meinem damaligen Leben schon gegen Deimos gesträubt hatte.
Waren wir beide dazu verdammt, dass es sich wiederholte? Oder war ich damals zu naiv und jetzt...nein.

Ich hatte Deimos geliebt und tief in meinem Herzen liebe ich ihn noch immer. Doch mein Leben als Nayeli. Es ist so viel kürzer und doch so intensiv.

Stöhnend schlug ich die Decke zur Seite und fragte mich auch heute Morgen, wie gestern bevor ich eingeschlafen bin, wer ich bin.
Welchen Namen wollte ich beibehalten? Welcher Teil in mir war stärker.
Ich wusste es nicht. Denn obwohl sich alles nun so richtig anfühlte, bin ich dennoch zwei Personen in einem Körper.
Ich habe zwei Leben geführt und jetzt...es ist als hätte ich nun ein drittes Leben begonnen.

Ein Drang huschte durch mich und sorgte schließlich dafür, dass ich fast aus dem Bett sprang und mich anzog.
Es dauerte nicht lange, da war ich schon an der Ausgangstür und atmete kurz durch. Es war lächerlich. Ich sollte mich Adrian stellen und ihm Antworten heraus prügeln. Doch alles wonach ich mich nun sehnte, war das Gefühl des Windes um mich.
Ich wollte den Wind in meinen Flügeln spüren, ihn Teilen und die Last von mir nehmen lassen.
Also tat ich genau das. Ich schob die Doppeltür auf und hob mit wenigen Flügelschlägen ab. Ein unbekannter Laut verließ meine Lippen, als die Freude mein Herz zum schlagen brachte.

Noch gestern hatte ich gedacht, dass ich nie wieder fliegen könnte und jetzt? Ich flog, als wären es Jahrhunderte gewesen. Selbst die trostlose Landschaft konnte mir die Freude daran nicht nehmen. Stattdessen wurde ich immer schneller, ungezügelter und wilder. Ich achtete nicht einmal mehr darauf, wohin ich flog, bis ich schließlich an dem riesigen Turm anhielt.
Mein Lächeln erstarb, als ich das Portal betrachtete. Vorsichtig legte ich meine Hand darüber und zog diese weg, als ein einziger schmerzhafter Schlag durch meinen Körper fegte.

Meine Mutter hatte mich an Adrian verkauft und dafür gesorgt, dass ich nie wieder einen Fuß in mein Reich setzen konnte. All das nur wegen Macht. Nur weil sie auf diesen Thron wollte, den es heute nicht einmal mehr gibt.
Und dieser Fluch reichte soweit, dass nicht einmal mein neues Ich hindurch konnte.

>>Es tut mir Leid.<<
Ich sah Deimos nicht an. Stattdessen starrte ich noch immer auf das Portal.

>>Er ist bei Bewusstsein. Ich dachte du würdest es gerne wissen.<<

Die Erinnerungen an meine Vergangenheit schürten meine Wut soweit, dass ich mit Gewalt vom Boden abhob und an Deimos vorbei flog, ohne ihn anzusehen.
Ich sah nur Adrian vor mir. Adrian. Sein Gesicht, in welches ich meine Klauen senken und es zerfetzen wollte.

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