Kapitel 14

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Wir sahen uns stillschweigend an. Als ich nichts weiter tat, befühlte er abermals meine Füße und entfernte alle Scherben.

>>Er hat die Korridore nach dir abgesucht. Glaub mir, ich bin genauso ungerne hier.<< Ich wusste nicht, ob der Stich in meinem Herzen seiner Worte oder dem Umstand geschuldet waren, dass Koa nach mir gesucht hatte.
Wut flammte sich erneut in mir auf. Deimos schien es zu bemerken, denn er stand abrupt auf, als auch die letzte Scherbe entfernt war und wusch sich fast aggressiv die Hände.
Dann sah er auf mich herab, mit glühenden Augen fixierte er mich von oben bis unten.

>>Du solltest ihn nicht warten lassen.<< gab er schließlich von sich und behielt all die anderen Worte, die auf seiner Zunge lagen, für sich.
Ich sollte ihn gehen lassen, das was zwischen uns war so bei belassen, aber ich musste mit jemandem reden.
Also sprang ich auf und hielt ihn an seinem Ärmel fest. Deimos drehte sich nicht zu mir. Blieb nur steif stehen, während ich nach Worten rang.

>>Ich sehe dich überall. Ich fühle dich überall. Selbst als ich...<< stockte ich. >>Selbst als ich Koa nah war. Deimos, ich weiß nicht was mit mir passiert.<<
Augenblicklich musste ich an den verbrannten Wald zurück denken. Daran, was mit meinen Händen geschehen war. Ich weiß nicht, ob ich tatsächlich so am Ende war. Doch was ich wusste war, dass die nächsten Worte aus mir sprudelten ohne, dass ich sie hätte zurückhalten können.

>>Dort in dem Wald hatte sich mein Körper verändert. Ich hatte Krallen und habe sie in dieses Ding gerammt. Und ich habe dich gesehen. Wieder.<<
Ich wartete auf eine Reaktion. Wartete darauf, dass er mir irgendwie Beistand gab. Aber er zuckte nur mit seinen Schultern.

>>Du wolltest all das verdrängen und es nicht als deinen Teil betrachten. Du wolltest mich nicht in deiner Nähe haben.<<

Er wollte gehen. Mich zurücklassen, nachdem ich ihm so viel gebeichtet hatte.
Doch das konnte er vergessen. Ich zog ihn zurück und fand mich stattdessen an die Fliesenwand gedrückt wieder. Deimos hielt mich gefangen zwischen seinen muskulösen Armen und sah mit mahlendem Kiefer auf mich herab.
Er kam mir näher und jeder Versuch mich weiter von ihm zu entfernen war zwecklos, denn ich hatte keine Fluchtmöglichkeit.
Mein Atem ging flach und vergessen war alles, als er sich zu mir herab beugte.

>>Ich will dich. Dabei spielt es keine Rolle, was du zu mir sagst. Es spielt keine Rolle, wem du dein Herz offenlegst und wie oft du mir sagst du würdest mich hassen. Ich will dich dennoch. Aber ich werde das nicht mitmachen.<< endete er.
>>Du kannst nicht mit mir spielen, auch wenn es unbewusst ist. Du kannst nicht erwarten, dass ich zusehe, wie du dein Glück ohne mich suchst und dennoch nach meiner Hilfe bitten.<<

Ich sah zu ihm hoch und versuchte gegen meine Gefühle anzukämpfen. Doch es war zu viel. Ich legte meinen Kopf an seine Brust und sog seinen viel zu vertrauten Duft in mich ein.

>>Ich will dich hassen. Ich versuche es jeden Tag. Doch alles was ich empfinde ist falsch. Es ist nicht fair.<< wisperte ich.
Deimos Hand legte sich sanft auf meinen Rücken, zog mich weiter an seine harte Brust und er hielt mich. Spendete mir Trost, den ich nicht verdiente.
>>Er muss wissen, wer ich bin.<< stellte ich stumpf fest. >>Er wird mich hassen.<<

Deimos strich mir sanft über den Rücken.
>>Dann ist er ein Narr und erleichtert mir einfach alles.<<
Ich sah zu ihm hoch und starrte in seine entschlossenen Augen. >>Du denkst ich könnte mich in dich verlieben.<< stellte ich fest und löste mich etwas mehr von ihm.
Deimos schüttelte den Kopf.
>>Ich weiß es.<< sagte er nur, ehe er ein letztes mal sanft über meine Wange fuhr und ein wohliges Kribbeln in mir auslöste.

>>Ich werde mich dagegen wehren.<< hielt ich halbherzig und mit stockendem Atem dagegen.

>>Wir beide wissen, du wirst scheitern.<<

Vor einer Woche hätte ich ihm noch widersprochen. Doch jetzt, in diesem Augenblick und mit all den Ereignissen wusste ich gar nichts mehr.
Das einzige was ich wusste war, dass ich mich nach zwei Männern sehnte. Und einem dieser Männer würde ich endgültig das Herz brechen müssen, wenn nicht meines vorher schon brach.

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