Kapitel 3

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Heute Morgen stand ich auf und machte mich zur Schule bereit. Ganz von allein. Sam hatte mir nämlich gestern versprochen, dass er mir helfen würde, wenn ich wieder in die Schule gehe. Dieses Angebot konnte ich nicht ausschlagen.

Ich stand vor dem Gebäude, unsicher ob ich wirklich hineintreten sollte.


Sollte ich? Ohne wirklich eine Lösung gefunden zu haben, wurde ich mit meinen Arm mitgerissen. Von Sam. Er lächelte zwar, aber ich wusste, es war für ihn ebenso schwer, wie für mich. Ich gab alles, um ihm nicht noch mehr Sorgen zu bereiten. Was bedeutete, dass ich diesen Schultag wohl oder übel überleben musste. Und immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Das konnte interessant werden.


Die ersten zwei Stunden vergingen schnell. Niemand liess eine Bemerkung wegen Andy fallen. Zum Glück. Der Schultag verlief ziemlich normal.

Als ich Lydia auf dem Schulgang getroffen hatte, hatte mich Sam schnell von ihr weggezogen. Dafür war ich ihm auch echt dankbar. Ich hatte keine Lust mit ihr zu reden. Sie hätte mich sowieso nur ausgelacht.


Als zum letzten Mal für diesen Tag die Glocke erklang und alle aus dem Hause rannten, war ich richtig froh, dass Sam auf mich wartete. Heute war kein schlechter Tag, das musste ich zugeben. Sam hatte mich, so oft es ging, abgelenkt. Dafür war ich ihm echt dankbar.


"Und wie war es heute so?", hörte ich die Stimme meiner Mutter von der Küche aus. "Es ging gut. Dank Sam, er hat mich abgelenkt." Ich hörte, wie sie lächelte. Es tat gut, dass sie sich keine Sorgen mehr machen musste. "Siehst du, mit Sam hast du immer Spass. Er ist ein guter Freund." Ich nickte.

In meinem Zimmer schloss ich die Tür und drehte die Musik auf. Seit langem ging es mir besser.


"Jonah?", klopfte es an meiner Tür, was mich aufwachen liess. Verschlafen öffnete ich meine Zimmertür. "Jonah, Sam ist hier." Ich nickte und lief zur Eingangshalle. Er stand da, wie immer mit Kapuzenshirt und Jeans bekleidet, seine blonden Haare waren hochgestylt und seine blauen Augen leuchteten, als er mich sah. Ich musste grinsen. "Hast du mich heute noch nicht genug genervt?", kicherte ich. Er grinste spitzbübisch. "Nope." Ich schüttelte den Kopf. Ich war so froh, dass er für mich da war.


Wier liefen durch den Park, das Wetter bombe. Ich genoss es, endlich nicht mehr von Morgens bis Abends an Andy denken zu müssen. Es tat gut, hier mit Sam zu sein. Sam, der immer lachte und uns alle damit anstecken konnte. Durch die vergangenen Tage, war er einer meiner besten Freunde geworden. Seit er mir half, die Situation zu bewältigen, schien die Sonne endlich wieder. Manchmal jedenfalls. Trotzdem war alles viel leichter geworden.


Der Park war leer, nur ein altes Paar war zu sehen. Sie liefen Hand in Hand durch die grosse Wiese. Unweigerlich entfuhr mir ein Seufzer. Sam's Blick half da nicht wirklich. "Was ist denn?", wunderte er sich. Leicht zuckte ich mit den Achseln. "Es ist wegen Andy. Ich mein, wie wäre das alles geworden, wenn Lydia es nicht herausgefunden hätte?" Er schaute auf den Boden. Seine blonden Haare vielen ihm vor sein Gesicht. Er wusste es nicht, das war klar. "Tut mir echt leid für dich Jonah." Verwirrt schaute ich ihn an. Was meinte er? "Ich meine diese ganze beschissene Situation. Es tut mir leid, dass es genau dir passieren musste." Als ich immer noch keine Worte fand, um ihm zu antworten, sprach er ruhig weiter, die Augen auf das Paar gerichtet. "Du bist mein bester Kumpel, wenn ich jemandem diese Situation wünschen würde, dann wär es am allerletzten dir. Du bist sonst einfach ein toller Kumpel. Mit dir kann man lachen, du machst niemanden fertig. Bist immer gut drauf und behälst Geheimnisse für dich. Du bist einfach eine treue Seele. Ich versteh nicht, warum er dich nicht wollte."


Wow. Damit hatte ich als Letztes gerechnet. Klar, ich hatte mit Sam immer reichlich Spass, aber so hatte er noch nie mit mir gesprochen. Sobald er meine aufgerissenen Augen und meinen offenen Mund sah, musste er lauthals lachen. Ich stieg mitein und es tat einfach so gut. Ich hatte lange nicht mehr herzhaft lachen können. Aber mit Sam war das ganz einfach.


"Ach komm schon, ich bin nicht immer nur der Spassvogel", sagte er, sobald wir uns ein Wenig beruhigt hatten und Stille eingetreten war. "Tut mir leid, falls ich dich verletzt habe, aber ich bin es echt nicht gewohnt. Immerhin lacht man immer mit dir. Das ist jetzt alles wie eine verkehrte Welt.", erklärte ich und er nickte. Er verstand, nur das zählte. "Ja, nein, ach ich weiss. Aber ich rede manchmal echt gerne über sowas." "Das wusste ich gar nicht. Da kennt man sich schon seit Jahren und man weiss solche Kleinigkeiten trotzdem nicht." Er nickte. "Ich dachte auch nicht, dass du schwul bist. Immerhin hast du es mir auch nicht gesagt." Das stimmte. Ich hatte nur Dave was davon gesagt, auch wenn er es selber erraten hatte. Dave! Oh mein Gott!


Mit den Gedanken an Dave erinnerte ich mich, dass wir für heute um drei abgemacht hatten. "Was ist los?" "Es ist zehn vor Drei.", sprach ich mehr zu mir, als zu ihm. "Und?" "Ich bin mit Dave verabredet. Ich-tut mir leid. Wir reden morgen weiter, ja? Ich muss jetzt echt los." "Okay, kein Problem!" Schon war ich verschwunden.


An unserer Haustür gelehnt wartete er schon. Schnell schaute ich auf meine Uhr. Gerade schlug der grosse Zeiger auf Drei Uhr. Erleichtert atmete ich aus. "Hey." "Hey, wie geht's dir?" Gute Frage. Wie ging es mir eigentlich? Gut? Schlecht? Ich konnte es nicht zuordnen. Mir war nach weinen zumute, aber lachen konnte ich auch. "Es läuft. Und wie geht es dir?" Er grinste breit. Das konnte nur eines bedeuten. Und ich Idiot dachte, er würde sich Zeit lassen. Tja, falsch gedacht. Eindeutig. Ich grinste ihn breit an. "Chiara?"

Maybe TomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt