Kapitel 10

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Lydia hat dir alles erzählt? Wirklich alles?" Das konnte ich echt nicht glauben. Vor Allem, weil Lydia gerne mal übertrieb. "Ja. Das mit deinem Aushilfelehrer hab ich mitbekommen." "Du hast echt nichts dagegen? Ich war mit ihm zum Schluss in einer richtigen Beziehung." Seine Augen wurden gross. Na siehst du, Lydia hatte also doch nicht alles erzählt. Aus Angst, wie er reagieren würde, hielt ich die Luft an. Bitte nichts falsches, bitte! "Beziehung? Echt? Nicht schlecht, bin stolz auf dich kleiner Bruder." Warte, was? Damit hatte ich jetzt echt nicht gerechnet. Verarschte er mich? "Sch-Stolz?"

Lässig zuckte Devin mit seinen Achseln. "Klar, ich meine, es ist nicht leicht in einer Beziehung zu stecken. Deswegen liess ich es mit diesen Beziehungen in der Schule. Es hatte nie funktioniert. Daher war es leichter, nur jemanden flach zu legen. Weniger Dramen. Aber es hatte mich auch ziehmlich fertig gemacht, immer alleine zu bleiben. Als ich dann auf dem College war, wurde mir bewusst, dass ich immer am falschen Ufer gesucht habe. Wenn es die richtige Person ist, ist eine Beziehung so etwas schönes und auch viel leichter." Bitte was? War das gegenüber von mir wirklich der Devin? Das College hatte ihn echt verändert. Scheisse noch eins.

Er bemerkte meinen Blick und begann, laut los zu lachen. "Ja, naja, hab mich ein Wenig verändert. Aber ich bin jetzt auch viel glücklicher. Ich habe mich endlich gefunden." "W-warte! Du bist..?" "Schwul.", lächelte er. Devin. Schwul. Was? War ich in einem Paralleluniversum? Zuerst Sam, dann Devin. Wer kam als nächstes? "Seit wann weisst du es?"
"Seit ich im College begonnen habe. Da war so ein Junge in meinem Kurs und ich spürte direkt, wie ich mich von ihm viel angezogener fühlte, als von Mädchen. Aber ich wurde zu der Zeit richtig gestresst. So etwas war ich nicht gewohnt. Als dieser Junge mich dann auch noch küsste, war ich mir sicher. Das war eine harte Zeit. Ich musste mich zuerst selber akzeptieren, als dass ich mir Gedanken machen konnte, ob mich andere akzeptierten. Und das war wirklich schwierig. Aber ich habe es geschafft. Der Junge und ich waren auch eine Weile zusammen. Zwei Jahre, um genau zu sein.
Naja, nun bin ich single. Ich möchte aber wirklich gerne wieder eine Beziehung. Aber es muss klick machen. Das geht bei mir echt rasch. Mein einziges Problem ist Lydia. Aber die wird das wohl oder übel akzeptieren müssen." Erstaunt über jedes seiner Worte, trank ich noch einen Schluck von meinem Bier und genoss es. Ich hatte nie mit ihm so reden können. Er hatte sich echt zum Positiven verändert. Ich war richtig stolz. Mein grosser Bruder.

"Woah. Nicht schlecht. Hätte ich dir auch nicht gesagt.", gestand ich ihm. Er kicherte. "So, nun weisst du alles über die letzten Jahre. Jetzt du! Ich möchte alles von diesem Andy wissen." Ich begann zu erzählen und man konnte mich nicht mehr aufhalten. Ich hatte so vieles zu sagen und doch schluckte ich die Hälfte. Am Ende der Geschichte lächelte er. "Das, was ihr zwei hattet, muss dir wohl sehr ans Herz gewachsen sein." Langsam nickte ich. Ja, war es. Weshalb es mich ja auch so fertig machte.

Wir sprachen noch eine Weile über Andy und ich musste mich manchmal echt zusammenreissen, nicht zu weinen. Aber ich schaffte es. Es wurde spät, aber keiner von uns wollte, dass wir uns wieder trennten. Er hatte mir noch so viel vom College zu erzählen und so kam es, dass wir uns am Morgen um halb 3 verabschiedeten. Er meinte, er würde wieder vorbei schauen. Darauf freute ich mich schon.

Die Woche war lang und mühsam vergangen. Es war immer noch sehr frisch zwischen Sam und mir. Casey war am Mittwoch nachhause gefahren. Sie war wirklich in Ordnung. Es tat mir nur so leid für sie, dass ich ihr erst ihren Freund, dann ihren besten Freund genommen hatte. Sie liess sich jedoch nichts anmerken, was mich echt freute.

Es war Freitagabend und Sam war zu mir gekommen. Gemütlich schauten wir fern. Als Sam dann den Ton abstellte und wir für die Schauspieler irgendeinen Scheiss sprachen, musste ich lachen. Es tat so gut, einen So guten Freund zum Freund zu haben. Alles war im Grunde dasselbe geblieben. Nur küssten wir uns hin und wieder. Aber ich fühlte mich seit Langem wieder glücklich und dies wollte ich auf keinen Fall wieder hergeben.

Es war so einfach. Schon wiederholten sich Devin's Worte in meinen Ohren. Mit dem richtigen an deiner Seite ist alles einfach. Ja, mit Sam war alles leicht. Aber, ob er der Richtige war? Ich bezweifelte es.

Ich wurde sanft mit einem Kuss auf den Mund von meinen Gedanken gerissen. Sam schaute mir tief in die Augen, während er Luft holte. "Ich bin soweit." Mir war direkt klar, was er meinte. Er war soweit mit mir zu schlafen. War er sich sicher? Gerade, als ich ihn fragen wollte, drückte er mir einen dicken Kuss auf die Lippen.

Ein Kuss, der sanft begann, sich als Zungenkuss entwickelte und zum Schluss eine wilde Knutscherei war. Ich keuchte in den Kuss hinein. Genussvoll schloss ich meine Augen, liess es einfach passieren. Ich würde gleich mit meinem besten Freund schlafen. Bevor ich begriff, was das wirklich hiess, hatte er sein Shirt ausgezogen und auf den Boden geworfen. Wieder betrachtete ich seinen Oberkörper. Er war sportlich und braungebrannt. Sein V törnte mich an. Ich strich sanft darüber, meine Augen lagen auf ihm. Ich sah in seinen Augen die pure Lust. Doch bevor ich ihn hier im Tageslicht auf der Couch entjungferte, schloss ich meine Arme über ihn und trug ihn in mein Zimmer. Die Tür verriegelte ich hinter mir. Er hatte verdient, das alles perfekt war. Und ich gab mir Mühe damit. "Du bist dir sicher?", wollte ich nochmals von ihm wissen. Ein Schimmer von Angst zeigte sich, doch er nickte. Er war soweit.
Ich küsste ihn. Erst sanft. Dann immer schneller und wilder. "Ach Sam", stöhnte ich in unser Kuss hinein. Ich würde gleich mit meinem besten Freund schlafen. Dieser Gedanke gefiel mir.

Der Kuss zog sich in die Länge, bis wir auf meinem Bett aufeinander lagen.

Maybe TomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt