Kapitel 29

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"Sorry Jonah" Mit diesen Worten hatte sie aufgelegt und liess mich fassungslos zurück. Andy hatte eine Affäre mit Casey? Hatte er mich jemals geliebt? Oder war das nur alles Lügerei? Meine Welt zerbrach in tausend Scheiben. Lydia hatte ja so recht gehabt. Scheisse.

Ich lag auf meinem Bett zwei Stunden regungslos und versuchte, es zu verstehen. Doch es gelang mir nicht. War das wirklich geschehen?
Schliesslich stand ich langsam auf. Ich ging in die Dusche und ass anschliessend etwas Kleines. Andy hatte meine Welt zum zweiten Mal zerstört. War das möglich? Hatte er mich nie geliebt? War es von Beginn geplant gewesen?

Eines war klar: würde ich ihn in die Finger kriegen, dann war er tot! Ich war am Ende mit meinen Nerven und Gefühle hatte ich ein für alle Mal satt.
Was fiel diesem Arschloch eigentlich ein, mich ein zweites Mal zu verletzten? Ich hatte ihm das erste Mal verzogen, aber kein zweites Mal hatte er verdient. Er verdiente mich nicht. Niemals.

Trotz allen Versuchen, stark zu bleiben, flossen die Tränen wie aus einem Wasserfall aus meinen Augen. Laut schluchzte ich auf. Zum Glück war niemand zuhause. Meine Mutter und Chiara waren mit ein paar Freundinnen shoppen gegangen.

Ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen. Ich fühlte mich, wie beim ersten Mal, als er mir weh getan hatte. Nur noch schlimmer. Ich wollte nicht mehr. Ihn nicht mehr sehen. Mit niemandem reden. Nicht mehr leben. Ich konnte nicht mehr. Er hatte meine Welt zerstört. So leicht und doch so kompliziert.

Nach weiteren Stunden, in denen ich lauthals heulte, gab ich mir ein Versprechen. Ich würde niemals jemandem so weh machen. Niemals jemanden verarschen. Und jetzt aufstehen. Andy zeigen, was er verpasste.
Doch zuerst musste ich etwas anderes erledigen.

**********

*Ding* *Dong* Es dauerte einige Sekunden, bis mir jemand die Tür aufmachte. Doch ich konnte nicht fassen, wer es war. Was machte er denn hier? Als er mich erkannte, wurde er rot wie eine Tomate und starrte verlegen auf den Boden. "Hey Sam. Was machst du hier?" Bevor er antworten konnte, hatte ihn jemand von hinten gepackt, ihm ein Küsschen auf den Nacken gegeben und dieser Jemand grüsste mich mit einem leichten Nicken. Devin. Casey sagte, Sam hätte jemand Neues. Devin war sein Neuer?

Schön für sie. "Ich verstehe." Ich versuchte, ein leichtes Lächeln aufzusetzen, was wirklich schwierig war. Devin grinste breit und Sam war das ganze sichtlich peinlich. Musste es aber nicht. "Süss, ihr beiden. Aber ich muss diese ganze friedliche Athmosphäre ruinieren. Ist Lydia da?"
Ihre Blicke wirkten gequält. Was hatten die? "Ja, komm rein." Ich bedankte mich und lief in Lydias Zimmer.

Es sah genau gleich aus, wie damals, als ich es verlassen hatte, nachdem wir miteinander geschlafen hatten. Damals war alles so einfach gewesen. Ich hatte mit Mädels geschlafen, Party und gute Noten gemacht. Was war bloss passiert.

Sie stand vor ihrem riesigen Kleiderschrank, der zirka 5 Meter breit war und vom Boden bis in die Decke ragte. Ihre Decke schätzte ich auf Zehn Meter gross.

Ich klopfte leicht an den Türrahmen, sie fuhr herum und schaute mich an. "Jonah?" "Lydia." Ihr Blick verriet mir, dass sie neugierig war. "Du hattest recht.", ich zuckte mit den Achseln, als ob es mir egal wäre. War's aber nicht. Scheisse noch eins. Die Tränen standen mir schon wieder in den Augen. Zusammenreissen!

Sie nickte. "Das tut mir leid. Aber ich hab's dir gesagt." "Ja, hast du. Woher wusstest du es?" "Ich wusste es nicht. Aber ich vertraue ihm nicht. Und ich wette, da bin ich nicht die Einzigste." Da hatte sie recht. Dave, meine Mum und Chiara vertrauten ihm ebenfalls nicht. Und diese Drei kannten mich am Besten. Warum hatte ich das nicht kommen sehen?

"Lydia, es ist ziehmlich persöhnlich, bitte sag es dieses Mal niemandem." "Natürlich nicht." Wieso vertraute ich ihr gerade nicht. "Na gut. Bis dann" "Jonah warte!" Ich blieb aprupt stehen und drehte mich zu ihr um.

"Was ist mit uns passiert? Wir hatten so etwas wie eine Verbindung. Eine starke, echte Verbindung. Bis du natürlich schwul sein musstest. Wo ist das hin? Das muss doch noch alles irgendwo in dir sein. Du musst es nur herauslassen und wir können wieder zusammen sein. Nur du und ich."

Das hatte sie nicht gerade gesagt, oder? War das ihr Ernst?

"Ich dachte, du seist lesbisch?" "Ich bin wie du bisexuell." "Du sagtest, du liebst Nancy!" "Nicht mehr."
"Lydia, ich vertraue dir noch weniger als ihm.", seinen Namen konnte ich nicht aussprechen, "Also: nein. Sorry!"

"Und unsere Verbindung?", schrie sie mir nach. Das durfte doch nicht wahr sein. "Welche Verbindung! Lydia, das Einzigste, was uns verband, war die Angst, krank zu sein. Nur bist du es und ich nicht. Ich bin Gesund. Du warst diejenige, die anhänglich war. Und zu deiner Information: ich war schon schwul, bevor wir uns testen liessen." "Schwul?" Ihre Augen waren weit aufgerissen. Ihr perplexer Gesichtsausdruck brang mich beinahe dazu, zu lachen.

"Ja schwul. Ich hab kein Interesse mehr an Mädels. Sorry." Mit diesen Worten war ich weg.
Ich wollte nicht länger mit ihr reden. Auch nicht mit Sam oder Devin.

Ich rannte zur Tür hinaus und schrie noch: Tschau Dev, Tschüss Sam!"

Totale Verwirrung kam in mir auf. War das etwa alles geplant gewesen? Wollte Lydia mich noch? Stand sie wirklich auf Nancy? Und hatte sie etwas damit zu tun, dass Andy mich betrogen hatte? Mit dem Gedanken, Andy hatte mich betrogen, bohrten sich meine Tränen wieder einen Weg zu meinen Augen. Verdammt!

Warum musste Liebe so sehr schmerzen?

***************

Ich kam an meinem Haus an, wild entschlossen, mich in mein Bett zu legen und einfach zu schlafen. Doch, bereits als ich vor dem Haus stand, wusste ich: daraus wird nichts. Laute Musik ertöhnte durch das ganze Haus. Vor unserem Heim auf dem Parkplatz standen viele Autos. Es schien, als würde eine Party im vollem Gange sein. Musste das ausgerechnet heute sein? Trotz Allem befand ich mich schliesslich in unserer Wohnung. Die laute Musik dröhnte mir in die Ohren, was mir Kopfschmerzen bereitete.

Als mir die erste Person entgegenkam, fein in einem Smoking gehalten, wollte ich gleich wieder gehen. Ich wollte ihr auch die Fresse einschlagen. So wütend war ich auf diese Person. Die Person, die mich verarscht und betrogen hat. Andy.

Maybe TomorrowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt