#64 Kino

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Charlie

Da ich noch nie in einem Kino war, freute ich mich riesig darauf. Ich war schon begeistert gewesen, als Emilio mir den Vorschlag gemacht hatte. Draußen war es schon dunkel, wodurch die Lichter bereits an uns vorbeizogen. Wie so häufig hatte Emilio eine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt.

Da das Kino über eine Tiefgarage verfügte, parkte Emilio in dieser. Über den Aufzug erreichten wir den Eingangsbereich, des Kinos. Emilio zog mich direkt zu einem Tresen, um Eintrittskarten zu kaufen.

„Nachos? Popcorn? Was begehrt dein Herz?", fragte er, als wir mitten im Raum stehen blieben. „Such du aus", wollte ich. „Dann nehmen wir beides", entschied Emilio. „Zero?", ertönte es hinter mir.

Verwirrt drehte ich mich um, was Emilio mir gleich tat. Seine Miene verdunkelte sich sofort, als er den jungen Mann vor uns sah. Feste legte er seinen Arm um mich. Durch seine Reaktion bekam ich ein schlechtes Gefühl bei dem Mann, der vor uns stand.

„Charlie", korrigierte ich ihn. „Ach, du hast jetzt doch einen Namen", grinste er süffisant. „Elias, lass es", zischte Emilio.

Das war also Emilios Ex Freund. Nun musterte ich den Mann vor mir noch genauer. Einzelne braune Strähnen fielen ihm ins Gesicht. Elias war nicht sonderlich dick oder dünn, aber die Jeans spannte trotzdem an seinen Oberschenkeln. Das süffisante Grinsen hatte sein Gesicht nicht verlassen.

„Komm, wir gehen Snacks kaufen", versuchte Emilio der Situation zu entkommen. „Gerne", ließ ich mich von ihm mitziehen. „Lass dich nicht von ihm ausbeuten. So viel, wie du für ihn getan hast, müsste er dir sehr viel Sex schulden", rief Elias uns hinterher.

Da uns mehrere Menschen anstarrten, zog ich mir die Kapuze über den Kopf. Sofort richtete ich meinen Blick auf den Boden, welcher sehr interessant wurde.

„Möchtest du den Film noch sehen oder nach Hause?", fragte Emilio ein wenig genervt nach. „Elias macht mir unseren Abend nicht kaputt. Wir schauen den Film", war ich fest entschlossen. „Wir müssen nicht", wies er mich hin. „Aber ich möchte", machte ich einen Schmollmund. „Gut, dann kaufen wir jetzt Snacks", gab er mir einen kurzen Kuss.

Da das Kino nicht sonderlich viel Besucht war, kamen wir recht schnell dran. Geduldig warteten wir auf unsere Snacks und Getränke, was uns zügig vor die Nase gestellt wurde. Da Emilio nicht alles alleine tragen konnte, nahm ich ihm die Getränke ab. Seinen Protest ignorierte ich. Auf der Eintrittskarte schaute Emilio zum dritten Mal in welchem Saal der Film lief, bevor wir zu diesem schlenderten.

Der Saal war fast so leer wie das Kino selber. Anscheinend hatten viele Menschen etwas besseres zu tun als in einem abgedunkelten Raum zu sitzen. Die Stufen waren dezent beleuchtet, wodurch wir ohne Probleme unsere Reihe fanden. Erst bei den Sitzen wurde es etwas schwerer, aber auch das schafften wir.

„Wir tauschen Plätze", brummte Emilio, nachdem wir uns hingesetzt hatten. „Was? Warum?", meinte Irritation war nicht zu überhören.

Als ich nach rechts schaute sah ich den Grund. Elias schlenderte den schmalen Gang zu uns durch. Da ich keine Lust auf ein Drama hatte, stand ich auf, um mit Emilio den Platz zu tauschen.

„So schnell sieht man sich wieder", kam es von Elias, als er sich neben Emilio nieder ließ. „Lass uns in Ruhe", zischte Emilio.

Zu meiner Verwunderung wurde Elias wirklich ruhig. Meine Beine zog ich an mich, wobei ich meinen Kopf entspannte gegen Emilios Schulter lehnte. Sachte gab er mir einen Kuss auf die Haare, wodurch ich schmunzeln musste.

Im Saal wurde das Licht ausgeschaltet, wodurch die entfernteren Stimmen nun auch verstummten. Interessiert schaute ich auf die große Leinwand, obwohl der eigentliche Film noch nicht angefangen hatte. Immer wieder griff ich in das Popcorn, bis Emilio mir einen Nacho mit Käse hinhielt.

„Probier", forderte er mich leise auf.

Obwohl ich sehr zufrieden mit dem Popcorn war, tat ich ihm den Gefallen. Da es kurzzeitig grell an der Leinwand flackerte, konnte ich erkennen, wie Elias seine Hand auf Emilios Oberschenkel legte. Seufzend entfernte Emilio diese sofort, wobei er Elias kurz anschaute.

„Du siehst so schön im Dunkeln aus", fuhr Elias mit einem Finger Emilios Schulter entlang. „Nimm deinen Finger von ihm weg oder ich mach das gleich", drohte ich ihm. „Jetzt habe ich Angst", kicherte er. „Ich würde es machen, sonst breche ich ihn dir gleich", meinte Emilio.

Nach einem weiteren drüber streicheln, nahm er seinen Finger schließlich weg. Ich war nicht eifersüchtig, aber mich störte es, dass er versuchte unseren Abend kaputt zu machen. Meine Lust auf den Film war mittlerweile vergangen, wodurch ich immer wieder zu den beiden schielte. Elias initiierte ab und zu Berührungen, was mich nach und nach immer wütender machte.

„Emilio, wollen wir uns nicht eine andere Ecke suchen? Hier ist so viel frei. Wir könnten so viel machen", flüsterte Elias. „Elias", Emilios Ton war mahnend und ließ keine Widerworte zu, aber das hielt Elias nicht ab. „Sonst hat dich das doch auch nicht gestört", säuselte er. „Kannst du nicht einfach deine Schnauze halt? Das grenzt ja schon an Körperverletzung", schaltete ich mich nun ein. „Brauchst du etwa eine Abkühlung, um zu verstehen, dass Emilio dich nicht liebt?", lachte Elias leise.

Bevor ich reagieren konnte, hatte er seinen Trinkbecher hinter Emilios Rücken über mir geleert. Durch meinen kurzen Schrei wurden wir ermahnt, dass wir leise sein sollten. Da ich noch unter Schock stand, hatte Emilio die Chance ergriffen Elias eine Backpfeife zu verpassen. Als ich realisiert hatte, was passiert war, versuchte Emilio mich aufzuhalten das restliche Popcorn über Elias zu entleeren.

„Wir fahren", flüsterte Emilio mir ins Ohr, als er mich auf seinen Schoß zog. „Wäre besser so", zischte ich. „Emilio bleib doch bei mir", meinte Elias. „Nicht hinhören", bat Emilio mich.

Sachte drückte er mich den Gang entlang, aber zur linken Seite, damit ich nicht auf Elias losging. Im Eingangsbereich wurden wir schräg angeschaut, wodurch Emilio mir die Kapuze überzog. Da ich frische Luft benötigte, stiegen wir nicht sofort in den Aufzug.

„Es tut mir leid, wir hätten gehen sollen, als er dich angesprochen hat", entschuldigte Emilio sich. „Schon gut, du konntest nichts dafür. Ich wollte es ja unbedingt durchziehen", murmelte ich. „Wenn du möchtest, können wir das gerne nochmal wiederholen, wenn wir umgezogen sind", bot er mir an. „Gerne, aber jetzt möchte ich erstmal nach Hause und diesen klebrigen Mist aus meinen Haaren waschen", meinte ich.

Emilio lächelte kurz, bevor wir wieder den Innenbereich betraten. Im Aufzug vermied ich es meinem Impuls nachzugehen, mich an Emilio zu lehnen. Es reichte schon, dass ich das Auto mit meinen nassen Haaren noch volltropfen würde. Bei der Menge, die Elias über mich gekippt hatte, würde ich behaupten, dass er den ganzen Film über keinen Schluck davon genommen hatte.

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