Kapitel 7.

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Wie hatte er meine doch recht große Narbe überhaupt entdeckt? Ich hatte sie doch gut abgedeckt? Anscheinend war mein MakeUp von dem ganzen Schweiß herunter gekommen. Das auf uns herab scheinende Mondlicht machte es nicht besser und bot beste sich auf mein nicht besonders schönes Merkmal.

Sollte ich ihm darüber erzählen? Wollen tue ich es nicht, aber konnte ich ihn einfach anlügen?

Nein. Ich konnte ihn nicht einfach anlügen, während er direkt vor mir lag und mir so viel Zärtlichkeit schenkte, wie ich sie in den letzten 18 Jahren nicht bekommen hatte.

Andererseits wollte ich ihn nicht verschrecken mit meinen Erlebnissen.

Letztendlich entschied ich mich dazu nur müde meinen Kopf zu schütteln. Till schien zu verstehen und ließ dieses Thema, wenn auch nur vorerst, ruhen.

Seine Andeutung auf meine Narbe ließ mich jedoch nicht komplett kalt und augenblicklich liefen mir stumm zwei Tränen aus den Augen.

Meine Arme legten sich ums Till's Hals und ich zog mich noch dichter an ihn heran. Falls das überhaupt noch möglich war. Seine Hände streichelten sanft über meinen Rücken und er murmelte mir ein paar beruhigende Worte zu. All dass schien Wirkung zu zeigen und schnell konnte ich mich wieder beruhigen. Nach einem kleinen Kuss auf seiner Wange schlief ich schnell und behutsam ein.

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Ein Miauender Leo weckte mich am nächsten morgen und ich wälzte mich in meinen Laken auf die andere Seite.

Vorsichtig tastete ich die Bett Seite nach meinem Gast ab. Meine Hände wurden nicht fündig und nun schlug ich die Augen auf. Zu meinem Bedauern lag Till nicht mehr neben mir. Hoffentlich war er nicht schon komplett abgehauen.

Ich schwang meine Beine aus meinem Gemütlichen Bett und ein Blick zu meiner Uhr verriet mir das es bereits acht Uhr dreiunddreißig war. Da ich noch immer nackt war, führte mein erster Gang in mein Badezimmer, wo ich mir meinen bordeauxroten aus Seide mit schwarzer Spitze umrandeten Morgenmantel überzog.

„Till?" rief ich durch meine Wohnung, als ich mich gerade auf den Weg in meine Küche machte. Wie schon fast zu erwarten bekam ich keine Antwort. Das stimmte mich traurig. Aus welchem Grund auch immer, hatte ich gehofft er wäre morgen früh noch da. Ich meine er hätte ja wenigstens Bescheid geben können das er abhauen würde.

Mein Kater wartete in der Küche bereits ungeduldig auf sein lang ersehntes Futter, welches ich ihm auch schnellstmöglich vor die Nase stellte.

Der nächste Griff ging zu meiner Kaffeemaschine, denn ohne Kaffe geht hier erstmal garnichts. Also Tasse untergestellt, den Start Knopf gedrückt und schon tröpfelte die dunkelbraune Flüssigkeit in meine Kaffeetasse. Meine Aufmerksamkeit bekam jedoch das kleine Stück Papier welches neben meiner Kaffeemaschine lag.

Kleines, es tut mir leid das ich schon gehen musste, aber ich hatte heute Morgen einen Anruf wegen eines Termines bekommen, den ich nicht absagen konnte. Wir sehen uns dann ja bestimmt gegen zehn im Studio, stimmt's ?

Till.

Jetzt wusste ich wenigstens warum er anscheinend schon weg musste. Eigentlich hatten wir auch noch keine Uhrzeit ausgemacht, aber die stand dann jetzt wohl fest. Gegen zehn im Studio.

Für mich war der heutige Tag trotzdem ein ganz normaler Arbeitstag. Das hieß meine Schicht beginnt um neun Uhr fünfundvierzig. Vor Till würde ich also keine anderen Kunden mehr schaffen zu „bedienen".

Da ich morgens nichts frühstückte, außer meinen Kaffee natürlich, ging mein Weg direkt unter die Dusche. Nichts ging über eine schöne warme dusche am Morgen.

Ich wickelte mich in ein Handtuch und nahm mir meine Zahnbürste zur Hand. Zähneputzend ging ich ins Schlafzimmer und stattete meinem Kleiderschrank einen kleinen besuch ab.

Schminken fiel mal wieder aus, bis auf meine Narbe welche ich schnell mit etwas concealer abdeckte. Leo drückte ich noch schnell einen Kuss auf und schon zog ich die Haustür hinter mir zu.

Zu meiner Überraschung war Till schon da. Er stand vor dem Eingangsbereich und rauchte eine.

Von meinem Auto aus hatte ich einen perfekten Blick auf ihn und er sah mal wieder unverschämt gut aus. Wie er da so stand. An den Türrahmen gelehnt, mit seiner Zigarette in der Hand und den Blick starr auf sein Handy gerichtet und er hatte heute sogar eine Brille auf.

Das klingeln meines Handys riss mich aus meine Gedanken. Eine Nachricht von Till.

Ich würde es bevorzugen wenn sie mich von nahen betrachten Frau Lehmann. So könnte ich ihnen ebenfalls in ihr bezauberndes Gesicht schauen und wir hätten beides etwas davon ;)

Seine Nachricht brachte mich zum lachen und ich schaute nun in Till's Richtung. Auch er hatte ein Lächeln auf den Lippen und machte eine einladende Handbewegung. Den Gefallen tat ich ihm natürlich gerne. Von meinem Beifahrersitz nahm ich meine Tasche und stieg letztendlich aus meinem Auto aus.

Till begrüßte mich mit einer tiefen Umarmung und ich zog seinen Duft ein. Er roch so verdammt gut. Am liebsten hätte ich ihn nie wieder losgelassen.

Guten Morgen, Till." ergriff ich das Wort und Till ließ mich wieder los. „Ich hoffe du bist mir nicht allzu böse wegen heute Morgen?" fragte mich Till und es schien ihm wirklich leid zu tun. „Alles gut, mach dir keine Gedanken. Du bist ja jetzt hier." sagte ich, auch wenn es mir nicht ganz so egal war wie ich tat. Er konnte ja auch nichts dafür.

Sobald er aufgeraucht hatte begaben wir uns ins Innere des Studios.

Till machte es sich schon einmal bequem und ich ging nochmal schnell auf die Toilette.

Auf dem Rückweg kam mir mein Onkel entgegen. Er sah nicht gerade erfreut aus mich zu sehen und bekam nur ein stumpfes „Guten Morgen" heraus, welches ich erwiderte. Ich wusste wirklich nicht warum er jetzt so ein Riesen Problem daraus machen musste, das ich Till tätowierte. Allmählich bereute ich es Till wegen des Tattoos zugesagt zu haben, denn hätte ich gewusst welche Auswirkungen dies auf meinen Onkel haben könnte, hätte ich das niemals getan.

Meine Laune war dementsprechend im Eimer.

Wieder bei Till angekommen konnte es garnicht schnell genug gehen die Nadel anzusetzen. „Hey kleines, ganz ruhig was ist denn los? Macht dein Onkel schon wieder Stress?" fragte er mich und sprach somit genau das aus was mich gerade unglaublich sauer machte. „Ich verstehe einfach nicht warum er aus der ganzen Sache so ein Riesen Ding macht. Sollte er sich nicht eigentlich für mich freuen? Ich will doch garnicht streiten." Meine Wut wich über zu Traurigkeit und Till nahm mich in den Arm. Sofort ging es mir wieder besser.

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