Ich hatte mir den ganzen Tag Gedanken darüber gemacht, wie ich in die Hexenwelt kommen sollte, während Oma und Opa da waren.
Es war nämlich nicht unwahrscheinlich, dass Oma Mal in meinem Zimmer vorbeischaute. Und wie sollte ich ihr erklären, dass ich nachhause gekommen war, aber nicht mehr in meinem Zimmer gewesen bin?
Aber glücklicherweise hatte Mum an alles gedacht.
Sie hatte sich (zusammen mit Mama) meine Großeltern geschnappt und war mit ihnen zu ihrer Uni gefahren, wo heute eine Kunstausstellung war.
Da Oma und Opa ebenfalls ziemlich kunstbesessen waren, hatten sie sich tierisch gefreut und somit war es für mich sicher, zu Lyanna zu reisen.
Kurzerhand ließ ich ein Portal in meinem Zimmer entstehen und trat hindurch.
Wie immer spürte ich welche Kraft in dem Portal wohnte und wie immer nahm ich ganz deutlich wahr, wie meine Kräfte durch meine Adern flossen, bis ich schließlich auf der Wiese vor der Burg aus dem Portal trat.
Anfangs hatte es mich verwirrt, dass ich ein Portal erschaffen hatte, welches mich in die Ratsburg bringen sollte, mich aber ein ganzes Stück davon entfernt entlassen hatte.
Mittlerweile wusste ich, dass in der Hexenwelt andere Regeln galten, als in der Welt der Menschen.
Die Portale manifestierten sich in der Menschenwelt genau da, wo man sie haben wollte. In der Hexenwelt manifestierten sie sich willkürlich.
Wieso genau wusste niemand.
Man wusste nur, dass es immer in unmittelbarer Nähe zum Wunschziel auftauchte.
Ich sah zur Burg, die von der Abendsonne in ein goldenes Licht getaucht wurde und majestätisch vor mir emporragte.
Der sonst so kaltwirkende, graue Stein machte jetzt einen einladenden Eindruck und obwohl es noch nicht dunkel war und es noch eine gute Stunde taghell sein würde, brannte in einigen Fenstern Licht.
Ich hielt mich nicht lange damit auf, den Anblick auf mich wirkten zu lassen, sondern lief auf das Tor zu, welches wie immer offenstand, und in den wunderschönen Innenhof der Burg führte.
Der Springbrunnen plätscherte fröhlich vor sich hin und eine ältere Hexe, die auf einer Steinbank vor dem Brunnen saß, lächelte mich freundlich an, als ich an ihr vorbeilief und auf die Eingangstür zusteuerte.
Drinnen war es kühl und als hinter mir die Tür ins Schloss fiel, merkte ich erst wie düster es hier war.
Im Eingangsbereich gab es keine Fenster, durch die das Tageslicht fallen könnte, sodass die altehrwürdigen Kerzenleuchter entzündet wurden.
Ich sah zu der Tür, die in den großen Saal führte.
Sie war geschlossen und ich hörte auch keinen Laut, weshalb ich davon ausging, dass die Ratsmitglieder zurzeit in ihren Zimmern waren.
Der Rat lebte nämlich hier auf der Burg.
Jedes Ratsmitglied hatte nicht nur sein eigenes Büro, sondern auch ein Zimmer mit eigenem Bad. Nur die Küche nutzen sie gemeinschaftlich.
»Hope, du kannst reinkommen!«
Die Stimme von Lyanna riss mich aus meinen Gedanken und schnell ging ich auf die geöffnete Tür zu.
Lyanna saß auf einem Sessel am Fenster und lächelnd bot sie mir den freien Sessel neben ihr an.
»Wir haben einiges zu besprechen. Tee?«
Ich schüttelte den Kopf und ließ mich langsam auf dem Sessel nieder.
Von Lyannas Fenster aus hatte man einen direkten Blick auf den Sumpf, der östlich der Burg lag und dessen Mittelpunkt ein alter, toter Baum war.
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Olivia - Was Magie bewirkt
FantasySchon immer wusste ich, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gab, als der Mensch zu glauben ahnte. Shakespeares hatte ja so recht damit gehabt. Doch so richtig wusste ich es erst seit meinem 15. Geburtstag vor einem Jahr, an dem meine Mum - Jenna R...