Niemand erfuhr von dem kleinen Zwischenfall in der Menschenwelt und auch wenn Esmeralda das schlechte Gewissen plagte, behielt sie Stillschweigen.
Und schon bald rückte der Vorfall weit in den Hintergrund, sodass sie kaum noch darüber nachdachte.
Niemand stellte Fragen und je länger der Vorfall zurücklag, desto mehr entspannte Esmeralda sich und sie vergaß beinahe, dass es passierte.
Sie lebte ihr Leben einfach weiter, besuchte Versammlungen und erledigte Aufgaben im Auftrag des Rates.
Marloh ließ sie vorerst in Ruhe und wenn sie sich begegneten, dann behandelte er sie mit der Portion Höflichkeit, die angemessen war.
Schon bald hörte auch das Gerede über eine mögliche Affäre der beiden auf. Stattdessen kam das Gerücht auf, dass Esmeralda und Ratsmitglied Marloh ihr Verhältnis beendet hätten.
Das war Esmeralda nur Recht, denn sie verliebte sich in einen Magier und gründete eine Familie mit ihm, ohne an die Vorkommnisse in der Menschenwelt zu denken.
Drei Jahre, nachdem Esmeralda den Vorfall in der Menschenwelt hatte, rief Marloh sie wieder zu sich.
Es war früher Abend und im großen Saal fand gerade das Walpurgis-Fest statt und Esmeralda war erstaunt darüber, dass Marloh sie bei solch einer Feierlichkeit in seiner Kammer sprechen wollte.
Er war sehr erfreut, als er wieder deutlich die Angst spürte, die Esmeralda zu haben schien und zufrieden lächelte er.
»Esmeralda, es freut mich, dass du es einrichten konntest«, sagte er und bot ihr den Platz auf dem Kanapee an.
Langsam setzte sie sich und Marloh sah mit Genugtuung zu, wie sie nervös die Hände in den Schoß legte und den Blick gesenkt hielt.
Obwohl sie bereits 27 Jahre alt war, war sie noch immer die junge, verunsicherte Hexe, wenn sie in seiner Nähe war.
So brauchte er sie. Unsicher. Schwach. Ängstlich. Und keine Spur von Gegenwehr.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Ratsmitglied Marloh?«, fragte sie leise und er lächelte und wandte sich ab.
Langsam ging er zum Fenster und sah nach draußen in den Sumpf, der jetzt in der Abenddämmerung noch bedrohlicher wirkte.
»Ich habe viel nachgedacht und ich finde, dass es an der Zeit ist, dass wir Hexen und Magier unsere eindeutige Überlegenheit nutzen, um unsere Stellung in der Welt auszubauen. Denkst du nicht auch?«
»Ich glaube, ich verstehe nicht ganz«, antwortete die Hexe und Marloh lachte leise.
»Natürlich nicht. Ihr Hexen denkt nicht besonders viel darüber nach, wieso wir mit magischen Kräften beschenkt wurden. Wir Magier hingegen... ich denke schon lange darüber nach, weshalb unsere Welt von der Welt der Menschen so abgeschottet ist und wieso wir uns dazu entschieden haben, die Grenzen der Welten nicht einzureißen«, sagte er und drehte sich langsam um.
Esmeralda sah ihn nachdenklich an, unsicher was sie von seinen Worten halten sollte.
»Bevor wir allerdings darüber nachdenken sollten, die Menschen zu unseren Untertanen und Dienern zu machen, sollten wir unser Augenmerk darauflegen, wer die neue Welt anführen soll. Denkst du nicht auch?«
Ein kalter Schauer lief Esmeralda den Rücken hinunter.
»Mit Verlaub, Sir... ich glaube ich verstehe noch immer nicht so ganz, worauf Sie hinaus wollen...«
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Olivia - Was Magie bewirkt
FantasySchon immer wusste ich, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gab, als der Mensch zu glauben ahnte. Shakespeares hatte ja so recht damit gehabt. Doch so richtig wusste ich es erst seit meinem 15. Geburtstag vor einem Jahr, an dem meine Mum - Jenna R...