N E U N

1K 51 0
                                    

XXXX

Ich weiß nicht wie es passieren konnte, das ich nun wie eine Verbrecherin an all meinen Patienten, die meine Hilfe benötigen würden vorbei gezogen wurde. Sie alle sahen zu Boden. Keiner traute sich mehr etwas zu sagen. Der tote Mann war nicht mehr aufzufinden und wahrscheinlich entsorgt. Und wie kam es zu all dem?

Ein bekanntes Gesicht ließ mich innehalten. Enrico und Amaya saßen neben einer Frau, die einen blassen Jungen im Arm hielt. Enrico wirkte verunsichert und ängstlich, als er mich sah. Er wollte aufstehen, doch ich schüttelte schnell den Kopf und Amaya hielt ihn ebenfalls zurück. Was würden sie nur einem zehnjährigen Jungen antun, wenn sie bereit waren zu töten? Ich lief weiter. Am liebsten würde ich Enrico sagen, das alles gut werden würde, doch würde es das?

Amaya sah mich traurig an.

Wir passierten die Ausgangstür der Klinik, die ein weiterer großer Mann, der vor ihr patroulliert hatte offen hielt. Draußen empfing mich die kühle Nachtluft und wir liefen durch den zerfallenen Schnee, der bereits so platt getreten war, das er braun und gelb war.

In einer Gasse befanden sich schwarze große Autos und ich sah mich um. Suchte immer noch nach einem Ausweg. Wer könnte sich um die Patienten kümmern, wenn ich weg war?

Der Alpha ergriff das Wort. "Sie wird in unserem Wagen fahren.", ordnete er an, was mir gar nicht gefiel. Ich wurde zuerst in ein Auto gesetzt und meine Hände frei gelassen, nur damit Sebastian ein Seil um diese schnürren konnte. Entsetzt sah ich dabei zu, aber wusste das protestieren auf taube Ohren stoßen würde. Ich bemerkte die Präsenz, die sich neben mich setzte und war sauer, dass mein  Innerstes sich über die Nähe zu ihm freute.

Instinktiv würdigte ich ihm keines Blickes. Auch nicht, als Ivar sich neben ihn setzte und zu reden begann. "Du wirst dich sehr wohl fühlen Lovetta. Ich habe ein schönes Haus", begann er mit seinem Reichtum zu prahlen. Ich fragte mich woher er meinen Namen kannte. Hatte Ducan ihm diesen gesagt?

Das Auto startete und ich sah nach draußen. Warum war ich hier? Die Stimme gerriet in den Hintergrund und ich sah ein letztes Mal die kleine Klinik an. Hoffentlich würde es ihnen gut gehen. Während der Fahrt auf der wir durch so viele Gassen fuhren, das ich mir den Weg nicht merken konnte kämpfte ich gegen die Müdigkeit an.

Ich wollte nicht schwach wirken, war aber so unfassbar müde. Und das öde Gerede von Ivar das keiner beachtete machte es nicht besser. Langsam schloss ich meine Augen und schlief ein.

/ - Z E I T S P R U N G

Ein rütteln ließ mich aufzucken und ich hob meinen Kopf von dem Körper an, an den ich mich gelehnt hatte. Meine Augen öffneten sich und ich war zuerst orientierungslos bis ich mich an alles erinnerte. Draußen war es stockdunkel und auch im Auto konnte ich nur die Umrisse durch die Scheinwerfer des Autos erkennen. Ich spürte Ducans Augen auf mir. Anscheinend hatte ich mich ausversehen an ihn gelehnt.

Meine Wangen fühlten sich warm an, aber in der Dunkelheit konnte man sowieso nichts erkennen, deswegen war es mir weniger peinlich und ich sah hinaus. Das Auto rüttelte immer noch. Wir waren in einen Waldweg gefahren und es machte mir Angst.

Warum fuhren wir in einen stockdunklen Wald? Es sah so aus, als würde hier gleich eine Hütte vor uns auftauchen. Aber wieso sollte dann der Alpha mit seinem Reichtum so geprahlt haben?

Es war still im Wagen und machte mich nervös. Ich wollte trotzdem Ducan nicht ansehen und sah somit weiterhin stur nach draußen oder den Sitz vor mir an.

Wie lange waren wir schon unterwegs? Ich hatte mein Zeitgefühl völlig verloren.

Nach kurzer Zeit blieb der Wagen seitlich stehen. Bis jetzt konnte ich nichts erkennen und da der Wagen nun völlig verdunkelt war wusste ich nicht was mich erwartete. Die beiden vorne Sitzenden waren die Ersten die ausstiegen. Die Tür auf meiner linken wurde mir offen gehalten und ich stieg aus. Unter mir knarschte der verschneite Kies und ich fing an leicht zu frieren.

Hinter mir spürte ich Ducan. Er war auch ausgestiegen. Ich lief um das Auto herum und fing an zu staunen. Ein großes Anwesen lag vor meinen Augen. Jetzt wusste ich was Ivar gemeint hatte. Es war eine Villa mit großen Fenstern. Licht brannte in ihr. Vor ihr lag ein Garten, der verschneit war.

"Gefällt es dir?", erschreckte mich die Stimme des Alphas von der Seite. Ich hatte nicht vergessen, das er einen Mann tötete, also würdigte ich ihm ebenfalls keines Blickes. "Gefallen?", fragte ich und zog die Augenbrauen nach oben. "Wie kann es sein, das in diesem Wald so ein großes Anwesen liegt?", fragte ich und sah zur Spitze der Villa.

"Wissen die Menschen davon?", ergänzte ich. Ivar zuckte die Schultern. "Ich habe da meine Kontakte.", erklärte er und fing an meine Fesseln zu befreien. Immerhin erkannte er nun wie sinnlos das war.

Ducan positionierte sich neben mir. Ohne es zu wollen gefiel mir seine Anwesenheit. "Lasst uns reingehen", sagte Ivar nachdem er meine Handgelenke befreite und wir liefen gemeinsam den Pfad zum Gebäude entlang.

Ich wollte nicht mehr sprechen und fragte mich immernoch warum ich hier war. Warum musste er mich auch mitnehmen? Immerhin waren ich und Ducan Fremde. So wie er es gesagt hatte. Ich hatte bloß seine Wunden versorgt.

"Öffnen sie die Tür", wies der Alpha dominierend an und seine Männer leisteten dem Befehl sofort folge. Zuerst erstreckte sich mir ein langer Fluur mit dunklen Fliesen. Alles war sehr dunkel gehalten. Eine Frau fiel mir ebenfalls ins Auge. Sie war jung, sehr groß und dünn. Ihre blonden Haare hatte sie in einen strengen Dutt geknotet und sah uns kühl entgegen. Etwas überrascht musterte sie mich und auch Ducan.

"Hallo Alpha", ertönte ihre helle Stimme und wir traten über die Türschwelle ins Haus innere. Es schien alles so groß und ich konnte nur staunen. Vereinzelte Bilder hingen an den Wänden und eine lange Treppe führte nach oben. Ein Kamin brannte auf der linken Seite und auf der rechten Seite befanden sich weitere Räume. Die schwarze Farbe ließ alles düster wirken und auch wenn das Anwesen sehr schön war, wurde ich die Stimmung nicht los, die an mir hing. Warum war ich im Haus eines Mörders?

Ivar ging ins Haus Innere und beachtete die Frau nicht. "Folgt mir" Ducan lief hinter mir als ich ihm wiederwillig folgte. Wir passierten verschiedene Räume und das Haus kam mir noch größer vor. Ich wollte zurück. Ich verstand nicht, warum sie mich mitgenommen hatten und Angst keimte immer mehr in mir auf. Ivar begann die Treppen nach oben zu besteigen und ich folgte ihm. Schließlich kamen wir vor einem Zimmer zum stehen, dass Ivar auch so gleich öffnete und das Licht anschaltete. Ich verstand, dass es ein Schlafzimmer war und wurde unruhiger. Ich wollte keine einzige Nacht hier verbringen.

"Euer Schlafzimmer", sagte Ivar monton und sah dabei Ducan direkt in die Augen. Was? Fragte ich mich perplex und sah wieder in das Zimmer hinein was recht klein wirkte. Ich war mir aber nicht sicher, ob es an der schwärze der Wände lag. "Ich verstehe das nicht", sagte ich. "Ich will auf der Stelle wieder zurück!", meinte ich wütend, aber in mir kroch Angst auf, als sich seine Augen verdunkelten. "Du bleibst erstmal hier, deine Fragen klären wir morgen. Ducan wird in der Zeit auf dich achten, dass du nichts unüberlegtes machst. Daher teilt ihr euch sein Zimmer", erklärte er leise. "Ich glaube wir sind alle müde, es wäre besser wenn du mich heute nicht mehr reizt", knurrte er zu Ende hin, schickte uns hinein und schloss die Tür. Von außen hörte ich wie das Schloss zu ging. Hatte dieser Mistkerl uns wirklich eingeschlossen?



Fortsetzung folgt...

Die Werwolfs ÄrztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt