F Ü N F U N D Z W A N Z I G

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Ich rannte die Treppe herunter und begegnete direkt Ivar. Ducan lief dicht hinter mir. Wie ein Schatten und auch wenn ich es nicht wollte fühlte ich mich beschützt. "Ich will nach Hause", sagte ich fest und starrte Ivar an.

Ivar zog die Augenbraue hoch und sah zu Ducan hinter mir. „Du machst so viel Aufstand und jetzt willst du einfach gehen?", fragte er und grinste. Wie konnte er grinsen, wenn ich weinend vor ihm stand?

"Du kannst nicht gehen", fügte er ernst hinzu und fassungslos starrte ich ihn an. "Ich will sofort nach Hause!", rief ich hysterisch. "Ich bleibe nicht länger hier!"

"Ich kann dich nicht gehen lassen", verschränkte er die Arme vor der Brust. "Ich habe dich hierher gebracht. Ich entscheide wann du gehst", sagte er. Hinter ihm stand Margot, die das alles schweigend musterte. Ich dachte ich hätte sie zur Freundin gemacht?

„Warum?!", fragte ich, obwohl ich die Antwort irgendwie schon wusste.

"Ich habe dich mitgenommen, da du eine Ablenkung für Ducan bist", lehnte er sich gegen den Tresen hinter ihm. „Ich brauche ihn", betonte er und sah wieder hinter mich.

Ich hatte die gesponnen, unsichtbaren Fäden nie gesehen. Wie angezogen ich mich von ihm fühlte, als er in meine Klinik kam. Als Ivar uns zusammen einsperrte, weil er es wusste. Weil er wusste das Ducan und ich Seelenverwandte waren und wusste wir würden auskommen, da es anders nicht ging. Da wir vom Schicksal dazu verbannt waren zusammen zu sein. Seelenverwandte....

Meine Welt drehte sich.

Das alles war also kein Zufall, sondern geplant.

„Wenn er mir nicht gehen lasst.. Dann-„, wollte ich drohen, wurde aber unterbrochen. "Lass sie gehen", ertönte hinter mir Ducans Stimme, die mir eine Gänsehaut beherrschte. Ich presste die Lippen aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten, um mich nicht umzudrehen.

Ivar sah mich wieder an und seufzte. "Du brauchst sie", wiedersprach er. „Und du weisst das", meinte er. Als keine Antwort kam konnte ich dem Verlangen nicht widerstehen ihn anzusehen.

Er sah mir in die Augen. „Es ist ihre Entscheidung", sprach er mir zu und ich war etwas dankbar. Aber ich sollte nicht dankbar sein, denn es war mein Recht. Hätte ich nicht selber herausgefunden, dass wir Gefährten sind, hätte er es mir überhaupt gesagt?

"Du wirst selber merken, was du davon hast.", sagte Ivar nur und ich war mir nicht sicher zu wem er das jetzt gesagt hatte, bevor er mich am Oberarm zur Tür zog. Ich hatte nicht einmal Zeit Schuhe anzuziehen, sondern hielt sie in der Hand als er die Tür aufschloss und mich nach draußen zog. In seiner einen Hand hielt er den Autoschlüssel, öffnete die Beifahrertür um mich in den Sitz zu setzen. Er schloss die Tür und setzte sich neben mich. Das ging alles so schnell, dass ich als wir losfahren nur noch Ducans Gestalt im Türrahmen sah.

Und ich wollte augenblicklich zurück.

Das Auto glitt durch die nächtlichen Straßen, und ich saß neben Ivar, während sich mein Herz schwer anfühlte. Die Ereignisse des Abends hatten mich überwältigt, und obwohl ich wusste, dass ich zurück nach Hause wollte, fühlte ich mich zugleich wie in einem Wirbelsturm gefangen.

Die Straßen glitten an mir vorbei, während ich neben Ivar im Auto saß, meine Hände immer noch zu Fäusten geballt. Die Worte von Ivar hallten in meinem Kopf wider, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. War das alles wirklich geplant? Hatte Ivar mich nur als Ablenkung für Ducan mitgenommen, weil er ihn brauchte?

Die Unsicherheit fraß an mir, während das Auto durch die dunklen Straßen fuhr. Ich konnte Ivars Blick spüren, aber ich wagte es nicht, ihn anzusehen. Stattdessen starrte ich aus dem Fenster und versuchte, meine Gedanken zu sortieren.

Es war alles so neu. Die Erkenntnis, das Ducan mein Gefährte sein musste traf mich wie ein schlag. Mein Vater erzählte mir einst von der Verbindung von Gefährten. Meine Mutter war seine Gefährtin gewesen. Daher wusste ich auch sofort, als ich mich in meiner Werwolfsgestalt befand, dass Ducan mein Seelenverwandter war...

Jetzt wo es mir einfiel, hatte er mich bei unserer ersten Begegnug Mate genannt... Ich wusste ich kannte den Begriff. Ich raufte mir die Haare. Ich hätte es sofort wissen können.

Ich fragte mich, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte ohne mit ihm zu reden.

Eine halbe Stunde verging, bis das Auto schließlich vor der Klinik, die ich so lange nicht mehr gesehen hatte zum Stillstand kam. Ivar stieg aus. Ich zögerte einen Moment, bevor ich ebenfalls ausstieg und meinen Blick hob, um Ivar anzusehen. Seine Augen waren ernst, und ich konnte die Spur von Zweifel in ihnen erkennen.

"Ich hoffe du weißt was du tust", sagte er bloß.

"Ich bin okay", flüsterte ich, obwohl ich mir selbst nicht sicher war.

Ivar begleitete mich bis zur Eingangstür, und ich konnte seine Augen auf mir spüren, als ob er auf eine Antwort wartete, die ich nicht geben konnte.

Ich betrat die Klinik und erkannte, dass sich nichts verändert hatte.

"Dann verabschiede ich mich jetzt", sagte ich und sah Ivar an, der immer noch vor der Klinik mit mir stand.

"Man sieht sich bestimmt früher als du denkst", hörte ich ihn noch sagen und war verwirrt. Ich sah Ivar hinterher, als er wieder ins Auto stieg.

Dann betrat ich die Klinik.

Tief ausatmend öffnete ich die Tür, hinter der ich Amara vermutete. Meine Vermutung bestätigte sich und ich wurde von einem vertrauten Gesicht begrüßt.

Amara und ich umarmten uns sofort. "Lovetta was machst du denn hier?", fragte sie.
"Ich habe mir solche Sorgen gemacht", sagte sie leise.

Mir fiel auf wie sehr ich sie vermisst hatte. Amara schenkte mir ein warmes Lächeln, als wir uns lösten, das jedoch schnell einem besorgten Ausdruck wich, als sie mein Gesicht sah.

"Was ist passiert?", fragte sie leise, und ich spürte, wie die Tränen erneut in meine Augen stiegen. Ich erzählte ihr von dem, was geschehen war, und sie hörte aufmerksam zu, während ich versuchte, meine Gefühle in Worte zu fassen.

Als ich geendet hatte, legte Amara sanft eine Hand auf meine Schulter. "Du bist hier sicher", sagte sie ruhig. "Du bist Ducan jetzt erstmal los.", ergänzte sie, aber ihre Worte beruhigten mich nicht. Was sie nämlich nicht wusste war, dass alles in mir danach verlangte ihn direkt bei mir zu haben.

Ich war trotzdem dankbar für ihre Worte. „Komm gehen wir in die Küche"
Auf dem Weg dorthin bemerkte ich Enzo, der uns entgegen kam. Überrascht sah er mich an und ich lächelte ihm zu, versuchte noch auf die schnelle meine Tränen wegzuwischen, als er mich umarmte.

Fortsetzung folgt...

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 06 ⏰

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Die Werwolfs ÄrztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt