Z E H N

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XXXX

Ich traute mich immer noch nicht Ducan auch nur anzusehen. Ich hatte ihm geholfen, ihn gerettet und dann bringt er mich und alle anderen in so eine Gefahr. Wie konnte er nur. Ich brachte nicht den Mumm auf ihn anzusehen, auch nicht, als wir dazu verbannt waren das Schlafzimmer zu teilen.

"Es gibt ein angrenzendes Bad", erklang seine tiefe Stimme und ich erschrack. Mein Herz schlug etwas schneller in seiner Nähe. Ich nickte bloß und sah perplex zu einer weiteren Tür, die ich erst gar nicht bemerkt hatte. "Du kannst es nutzen", fügte er hinzu und ich wagte es zu ihm zu sehen. Seine dunklen Augen waren bereits auf mich gelegt. Seine Verletzungen im Gesicht waren mittlerweile vollständig geheilt. Nur seine Augenringe ließen auf alles zurückführen.

"Es gibt auch Kleidung", sagte er leise und lief auf einen der Schränke zu, während er wühlte. Er zog zwei Sachen aus dem Schrank. Ohne ein weiteres Wort reichte er mir die Klamotten. Und ohne das ich es wollte sah ich in seine dunkelbraunen Augen. Ich kannte ihn nicht. Fiel mir mal wieder auf. Und dennoch benebelte mich sein Geruch, seine Nähe fühlte sich gut an und wenn er sprach beschehrte es mir eine Gänsehaut. Seine dunkelbraunen Augen waren so kalt, dass ich mich in ihnen wiederspiegelte.
Ich nickte nur und er akzeptierte wohl das ich nicht mit ihm sprechen wollte.

Ich schloss mich im Bad ein und das erste Mal konnte ich wieder normal atmen, ohne das mein Herz schneller schlug. Ich sah mich im Spiegel an.
Meine Haare waren etwas wirr und ich strich sie mir glatt. Vor mir gab es eine Zahnbürste, die ich nicht anrühren würde. Das hier war Ducans Badezimmer.
Ich benutzte die Zahnpasta dennoch und wusch mir das Gesicht.
Danach begutachtete ich, was Ducan mir gegeben hatte. Es war ein einfaches T-Shirt und eine lange Hose. Sie würde mir aufjedenfall runter rutschen und in ihr laufen konnte ich nicht. Genervt ließ ich also nur das T-Shirt an, da es sowieso groß genug war um den Rest meines Körpers zu bedecken.

Wieder im Raum angekommen, spürte ich Ducans Blick auf mir. "Willst du das ich auf dem Boden schlafe?", fragte er ernst und ich sah ein, dass das nicht reden Spiel zu nichts führte. "Wir haben uns doch schon mal das Bett geteilt", erwiederte ich bloß und er nickte. Dann ging er ebenfalls ins Bad und ich legte mich schon mal ins Bett. Ich starrte an die weiße Decke und dachte nach, was ich ihn alles fragen wollte. Ich war sauer auf ihn. Doch wie sollte ich ihm das zeigen, wenn ich ihn irgendwie begehrte?

"Du wusstest, dass der Alpha nach dir sucht", stellte ich fest, nachdem er das Licht ausgeschaltet hatte. Ducan legte sich neben mich ins Bett. Es war nicht sehr groß. Kein Doppelbett, aber groß genug, dass wir beide darauf Platz hatten, aber unsere Arme sich berührten. Die Stelle prickelte angenehm, was mir das Gespräch erschweren würde. "Ich wusste es und mein Verhalten war rücksichtslos", gab er zu. "Doch ich dachte wir hätten mehr Zeit... Ich war lange nicht mehr hier. Lange konnte ich fern bleiben, ohne das er mich fand.", fügte er hinzu. Das erklärte ihn, doch ich war immer noch sauer. "Das mit dem Mann tut mir leid", nuschelte er. "Ivar kann manchmal vorschnell handeln. Das ist sein Alpha da sein. Er lässt sich nicht viel gefallen"
Ich verstand ihn und beließ es das ganze darauf zu beruhen, da er nichts für Ivars Verhalten kann. Ich würde ihn noch selber zur rede stellen.

"Woher hast du deine ganzen Verletzungen?", stellte ich nun eine weitere Frage und spielte nervös mit dem Saum des T-Shirts. Wollte ich seine Geschichte wirklich erfahren?
"Von den Menschen.", antwortete er bloß. "Wie kam es dazu?", hackte ich weiter nach. Ich spürte das er sich anspannte. Er wollte nicht darüber sprechen, doch ich war zu neugierig und irgendwie hatte ich das Gefühl er schuldete mir Antworten.

"Ich-...", er wirkte unsicher, was wieder gegen seine eigentliche Natur ging.
Und ich legte mich zur Seite, sodass ich ihn ansehen konnte. "Ich verurteile dich nicht", sagte ich ernst, da ich es niemals getan hätte.

Er schloss die Augen. "Als ich eingesperrt war. Nicht wusste ob es Tag oder Nacht war, wurde ich...", fing er an. "Ich glaube du bist zu jung", brach er ab und empört setzte ich mich auf. "Ich bin nicht zu jung. Mein Alter sagt nichts über meine Reife aus", verteidigte ich mich und er setzte sich ebenfalls auf. Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. "Ich weiß nicht ob es der richtige Zeitpunkt ist dir alles zu erzählen", sagte er. Stille. Ich wollte nicht nachgeben.

"Ich wurde gefoltert", murmelte er schließlich und spielte mit dem Verband an seinen Händen. Seine Knie winkelte er an und ich konnte nicht verhindern seine Hand zu ergreifen. In diesem Moment sah er wie ein zerbrechlicher Junge aus.

"Wofür?", fragte ich danach und Tränen bildeten sich in meinen Augen. "Ein Werwolf zu sein. Dadurch verabscheute ich die Menschen immer mehr. Ich habe schreckliches getan und werde noch schreckliches tun. Du wirst es wahrscheinlich nicht verstehen... Die Menschen haben mir viel genommen, so aber auch die Werwölfe. Ich bin nicht gut, ich bin kaltherzig und Ivar nutzt das aus.", erklärte er und löste seine Hand aus meiner. "Es ist nicht richtig dir davon zu erzählen. Du solltest mich nicht noch mehr fürchten müssen"

Nach seinen Worten blieb ich still. "Das tut mir alles so leid", flüsterte ich und konnte nicht verhindern anzufangen zu weinen. "Du solltest nicht weinen", flüsterte er verletzt und verzog das Gesicht. Dann näherte er sich mir wieder. "Ich wollte dich nicht zum weinen bringen", fügte er hinzu und legte seine Hand an meine Wange. Für einen Moment vergaß ich warum ich weinte. Die Berührung fühlte sich gut an und als ich auf seine Lippen sah, konnte ich nicht anders als daran zu denken ihn jetzt zu küssen. Er strich mir die Träne weg und ich sah wieder hoch in seine Augen. In ihnen konnte ich das erste Mal eine andere Emotion erkennen.

Schließlich löste er seine Hand wieder und blickte zum Bettlacken. "Wir sollten schlafen gehen", meinte er.
Ich fragte mich wie Ducan nach Menschenhandel, Einsperrung und Folter noch vor mir sitzen konnte und das sagen konnte. Ich weiß nicht was das zwischen uns ist. Aber mein Herz schlug ganz schnell und an schlafen hatte ich eigentlich nicht mehr gedacht.
Mich selbst zur Vernunft rufen nickte ich und wir legten uns wieder hin. Er drehte sich weg von mir, sodass sein Rücken, der in einem T-Shirt steckte meine Schulter berührte. Wieder sah ich die weiße Wand an und fragte mich, was der morgen bringen würde.

"Es tut mir leid", flüsterte er schlussendlich in die Stille hinein, in dem Wissen, dass ich noch nicht schlief.

Fortsetzung folgt...

Die Werwolfs ÄrztinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt