𝟎𝟒

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Alenia

Die restliche Schulwoche ist wie im Fluge vergangen. Es ist nichts besonderes passiert. Nach Dienstag habe ich mich nicht mehr mit Matteo unterhalten und auch so ist er nicht mehr in meine Nähe gekommen. Scheinbar bin ich doch uninteressant für ihn. Dafür habe ich mich immer besser mit Kayla verstanden. Wir haben alle Pausen zu dritt verbracht, denn auch Kian scheint sie sehr zu mögen. Unsere Handynummern haben wir nach ein paar Tagen auch ausgetauscht und einige Male nach der Schule miteinander geschrieben.

Jetzt haben wir Samstag und Kayla und ich haben uns zu einem Treffen verabredet. Ich habe ihr angeboten ihr die Stadt zu zeigen, da sie ja gerade erst neu hergezogen ist. Dabei fällt mir auf, dass ich noch garnicht weiß warum, doch das werde ich sie nachher fragen. Hoffentlich ist dies nicht zu privat. Ich möchte natürlich nicht, dass sie sich unwohl und konfrontiert fühlt. Als Kian sie gefragt hatte warum sie hierhergezogen sind, meinte ich zwar zu ihm er solle aufhören mit den vielen Fragen, dennoch hat sie nicht darauf geantwortet. Andererseits wüsste ich nicht, was so schlimm sein könnte, dass man es verheimlicht. Naja, ich werde sie einfach fragen und dann wird sie antworten, oder auch nicht.

Kayla und ich haben ausgemacht uns direkt vor dem großen Einkaufszentrum zu treffen, da sie dieses mit Sicherheit finden wird. Zwar meinte sie, sie war noch nicht hier, jedoch meinte sie auch sie würde in die Innenstadt finden und dort ist das Center mit Sicherheit nicht zu übersehen. Da ich relativ zentral in der Stadt wohne, habe ich keinen langen Fußweg hierher. Zwar hätte ich Kayla auch von zuhause abgeholt, doch sie bestand darauf selber hierher zu kommen, damit ich keinen Umweg machen muss. Das einzige was ich weiß ist, dass sie auch in der Stadt wohnt und nicht außerhalb, doch wo genau hat sie mir nicht gesagt.

Nun warte ich vor dem Eingang und kann schon von weitem die schwarzhaarige Schönheit erkennen. Was die Gene anbelangt, haben sie und ihr Bruder definitiv die richtigen abbekommen. Die beiden sehen meiner Meinung nach sogar schon überdurchschnittlich gut aus.

„Hey!" Kayla schließt mich in eine kurze Umarmung, welche ich erwidere. „Hi!" „Können wir bitte erstmal etwas essen gehen? Ich habe unfassbaren Hunger." Mit einem flehenden Blick schaut sie mich an. „Natürlich. Es gibt hier einen sehr guten Asiaten, wenn du möchtest", schlage ich vor. „Ja, unbedingt!" Euphorisch läuft sie los, ehe ihr auffällt, dass sie ja garnicht weiß wohin und sich wieder umdreht. Mit einem Schmunzeln laufe ich in die andere Richtung, woraufhin sie zu mir aufholt.

Dankend nehmen wir die Speisekarten an. „Weißt du schon, was du nimmst?", fragt Kayla mich. Leicht nicke ich. „Ich denke ich nehme die Bratnudeln mit Hähnchenfleisch, und du?" „Ich nehme aufjedenfall Suhsi." Naserümpfend schaue ich wieder in die Karte, um mir ein Getränk rauszusuchen. „Magst du kein Sushi?" Empört schaut sie mich an. „Tatsächlich nicht so gerne. Es ist inordnung, aber ich muss es nicht unbedingt essen." „Schade, ich liebe Sushi. Aber mein Bruder mag es auch nicht, was ich garnicht verstehen kann."

Es kribbelt mir aus einem unerklärlichen Grund in den Fingern, sie mehr über Matteo zu fragen. Ich denke das ist eine normale Neugier, aber es würde wahrscheinlich komisch rüberkommen wenn ich sie auf ihn anspreche. Dass er mich nach meiner Nummer gefragt hat - angeblich falls seiner Schwester jemals etwas passieren sollte - behalte ich auch vorerst für mich. Ich sollte mir wirklich nicht zu viel darauf einbilden. Vielleicht ist er auch ein wahrhaftig guter Bruder der nur das beste für seine Schwester will und deshalb gefragt hat. Ich sollte mir nicht so viele Gedanken über ihn machen, dazu gibt es keinen Grund.

„Er ist heute auch mit seinen neuen Freunden hier in der Stadt. Eigentlich sollte er mich später mit nachhause nehmen, doch mein Akku ist leer und er kann mir nicht bescheid sagen wann er zurück fährt. Dann muss ich wohl selber laufen", seufzt sie. „Ich kann dich gerne begleiten", biete ich ihr an. „Das ist wirklich nett, aber nicht nötig. Anderes Thema, was kannst du mir über Dean und Jason sagen?" Kurz denke ich nach, doch da gibt es nichts besonderes zu erzählen. „Ich habe ein paar mal in der Schule mit ihnen geredet, da waren sie ganz nett. Doch ich kenne sie nicht wirklich."

Eine Kellnerin kommt und nimmt unsere Bestellung auf, wodurch ich für kurze Zeit unterbrochen werde. Als sie wieder weg ist, schaue ich Kayla fragend an. „Warum fragst du?" „Ach nur so. Mein Bruder hängt halt mit ihnen ab und ich möchte nicht, dass er unter schlechten Leuten ist." Das kann ich natürlich vollkommen verstehen. Es ist schrecklich mit anzusehen, wie sich manche Menschen durch ein schlechtes Umfeld verändern.

Letztes Jahr gab es auch ein Mädchen an unserer Schule, welches eigentlich ganz schlau war. Doch dann ist sie in einen neuen Freundeskreis geraten und hat sich komplett verändert. Irgendwann sind ihre Noten vollkommen gesunken und sie hat sich dazu entschieden kein Abitur mehr zu machen, was ziemlich schade ist. Natürlich bin ich nicht der Meinung, dass jeder Abitur machen muss. Doch dieses Mädchen hätte einen so viel besseren Schulabschluss erreichen können, wäre sie nicht an die falschen Leute geraten.

Dieselbe Kellnerin von gerade eben kommt wieder an unseren Tisch und stellt unsere Getränke vor uns ab. „Darf ich dich fragen, warum ihr hierher gezogen seid?", frage ich und nehme einen Schluck von meiner Cola. „Meine Großeltern besitzen ein Restaurant in dieser Stadt, aber sind nicht mehr in der Lage dazu es alleine zu leiten. Und da meine Eltern es schon immer übernehmen sollten, mussten wir hierherziehen." „Ist es denn schlimm für dich gewesen, in eine andere Stadt zu müssen?" „Nein, nicht wirklich. Ich vermisse mein altes Zuhause nicht, da es dort nichts gibt, was mich hält. Ich hatte zwar Freude, doch diese Freundschaften waren immer eher oberflächlich." 

Verstehend nicke ich. Wenn ich Kian nicht hätte, hätte ich über all die Jahre keinen einzigen Freund gehabt. Manchmal ist es schwer die richtige Person zu finden, mit der man eine tiefere Bindung eingehen kann.

Unsere Teller werden vor uns abgestellt, weshalb wir direkt mit dem Essen anfangen. Die ganze Zeit über unterhalten wir uns über verschiedene Dinge. Als wir fertig sind bezahlen wir und verlassen das Restaurant. Ich hatte ja geplant Kayla etwas in der Stadt herumzuführen, was wir auch umsetzen. Wir laufen durch die Innenstadt, einen kleinen Park und kommen schlussendlich auf einem Stadtplatz an.

„Ich denke ich sollte langsam nachhause gehen." Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass schon der Abend angebrochen ist. Etwas traurig zuckt mein Mundwinkel, da ich weiß, dass ich zuhause wahrscheinlich wieder alleine sein werde. Doch ich kann Kayla nicht aufhalten.

„Hier bist du! Warum gehst du denn nicht an dein Handy?" Etwas erschrocken drehe ich mich um. Aufgebracht kommt Matteo auf uns zu. „Mein Akku ist leer", rechtfertigt sich seine Schwester. „Ich wollte jetzt nachhause, kommst du mit?" Bestätigend nickt sie. „Sollen wir dich noch nachhause fahren?", fragt sie nun an mich gewandt. „Danke, aber das ist nicht Nötig. Ich laufe nicht lange von hier." „Aber es ist schon Abends." „Das wäre nur ein Umweg für euch. Das ist wirklich nicht nötig." „Wir können dich gerne fahren, das ist kein Problem", mischt sich Matteo mit ein. „Nein danke."

„Gut, dann sehen wir uns Montag. Aber schreib mir wenn du zuhause bist, damit ich weiß, dass es dir gut geht", meint Kayla und umarmt mich. „Werde ich." Ich verabschiede mich noch von ihr, ehe sie auf ein schwarzes Auto zuläuft. Nur Matteo bleibt noch für einen kurzen Moment stehen und schaut mich wiedermal aus diesen atemberaubenden Augen an, ehe ein Schmunzeln seine Mundwinkel umgibt.

„Es hätte sich wirklich ausgezahlt, wenn du mir deine Nummer gegeben hättest." Damit hat er recht. Über diese Tatsache muss ich tatsächlich ein wenig Schmunzeln.

„Vielleicht bekommst du sie ein andermal."

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Dankeschön fürs lesen <3

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