Chapter 04 - Unbekannte im Schatten

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Unbekannte Sicht

Ich spürte eine vertraute Aura und sah durch die Augen meines Wirtes. Vor mir stand eine zierliche Frau, die mein Wirt krampfhaft festhielt. Wir saßen auf einem Hippogreif, und ich strich sanft über die Konturen der Frau vor mir. Ich wusste, dass mein Wirt sich gegen meine Kontrolle wehrte, doch ich war um einiges stärker als er. Wenn er schon einen Pakt mit mir eingegangen war, sollte er auch meinen Wünschen nachkommen.

Der Hippogreif setzte verwundert auf dem tristen, steinigen Boden auf und enthüllte seine wahre Gestalt. „Sascha", zischte ich kaum hörbar, doch er schien meine Worte nicht zu hören. Er wandte sich eigentlich an meinen Wirt, der noch immer versuchte, mir zu widerstehen, was meine Missgunst erregte. Die letzten Worte, die mir in den Ohren klangen, waren seine, nachdem er sich zurückverwandelt hatte: "Es tut mir leid. Meine Kraft schwindet langsam aber sicher" Und nach einem skeptischen Blick setzte er seinen Satz scherzhaft fort, als wüsste er nicht, dass ich längst begonnen hatte, meinen Wirt zu quälen, um ihn zum Nachgeben zu zwingen. "Also stellt sich die Frage, wer das kleine Mädchen die letzten Meter trägt", bemerkte er mit gespielter Gleichgültigkeit, die ich sofort durchschaute.

Mein Wirt stützte das Mädchen unbewusst ab und strich mit der Hand über ihre Taille. Ein keuchendes „Ich..." wollte er sagen, doch ich unterband es schnell. Du kannst mich nicht besiegen, Wirt, flüsterte ich in seinem Inneren. Und du kannst nicht immer dann von meinem Körper Besitz ergreifen, wenn es dir passt, entgegnete er und ich konnte nur lächeln. Trotzdem werde ich es tun, verkündete ich und übernahm nun vollständig seinen Körper. Das Problem war, dass wir unsere Fähigkeiten teilten. Ich konnte seine benutzen und er die meinen. Nur meine Fähigkeit hatte eine ganz andere Wirkung auf ihn als seine auf mich.

Ich sah, wie Sascha näher kam, und knurrte, als er nach der Wange meiner Beute greifen wollte. Er zuckte zusammen, und in Saschas Augen konnte ich Erkenntnis sehen. Er verstand nun, dass nicht sein Freund Herr über seinen eigenen Körper war. „Mein Freund, lass es", hörte ich seine fast zum Lachen reizende, brüchige Stimme. Ich spürte, wie er sich auf seine Sinne konzentrierte. Das Blut, das meiner Beute seit Ewigkeiten aus dem Arm floss, schien er erst jetzt zu bemerken.

Mit einer Hand umklammerte ich ihren Hals und mit der anderen bohrte ich meine Finger in ihre Taille. Langsam und quälend leckte ich über ihren Hals und hörte im Innern das Stöhnen von meinen Wirt. Ich kann nicht. Gab dieser von sich doch diese Gedanken die ich vernahm letzten nach Lust.

Ich spürte ihre Pulsader bei der Stelle wo ich genüsslich mit meiner Zunge drüber fuhr und nun hatte ich meinen Wirt soweit. Ruckartig übernahm mein Wirt wieder den Körper und bohrte seine spitzen Zähne in den Hals meiner Beute. Ich fühlte, wie das dickflüssige Blut den gesamten Körper meines Wirtes durchströmte, und inmitten des Blutes bemerkte ich eine Aura, die mir nur allzu vertraut war. Diese Aura, da war ich mir sicher, schlummerte im Mädchen verborgen, und ich wusste, dass ich ihr Geheimnis näher erkunden musste.

Leviathan's Sicht

Ihr Blut durchzuckte mein Körper und ich konnte es nicht fassen. Ihr Blut schmeckte rein doch hinterließ einen nachklingend unter Geschmack, den ich noch nie geschmeckt hatte. Ich vergrub meine Zähne weiter in ihre Schlagader.

Nach einer gefühlten Ewigkeit voll innerer Qualen durchdrang eine vertraute und rettende Stimme die Stille. "Leviathan, weiche zurück und lass sie frei", erklang es. Mein Körper gehorchte meinem Instinkt und trat beiseite. Obwohl ich sah, wie sie zu Boden sank, konnte ich meinen Blick nicht von ihrer pulsierenden Schlagader lösen. Ich begehrte mehr von diesem undurchschaubaren Geschmack und verabscheute mich dafür. Leiftan betrachtete die zierliche Gestalt eingehend und schüttelte nachdenklich den Kopf. Sanft hob er sie auf und ein leises, aber entschlossenes Knurren entwich mir. Ihr Blut weckte in mir eine Sehnsucht, die weit über diese überflüssige Flüssigkeit hinausging. Alles in mir brodelte, und mein Blick fiel auf die einzige Stütze, die mich noch retten konnte. Sascha kam schneller auf mich zu, als ich erwartet hatte. Die einzige Person, der ich von diesem Ungeheuer erzählt hatte. "Hey, hey, nenn mich nicht so", murrte dieses widerliche Wesen in meinen Gedanken. Das Teilen meines Körpers mit diesem Geschöpf ging mir gewaltig gegen den Strich, denn nur er zog seinen Nutzen daraus. Ein zischendes Geräusch entwich meiner Kehle, und mein Freund, der mich stützte, lachte nur. "Du kannst echt nicht mehr anders, oder?" Ich starrte ihn finster an, und er brachte uns zu unserem Versteck.

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