Leviathan's Sicht
Ich beobachtete, wie die schwarz-roten Haare den Trainingsaal verließen, ihre Anmut im Raum zurücklassend. Mein Herz hämmerte weiterhin in meiner Brust, der Geschmack ihres Blutes lag noch auf meiner Zunge. Mit nur einem Satz hatte sie meine Sehnsucht nach ihrem kalten Blut entfacht. Langsam verließ auch ich den Trainingsraum und stieß meine Tür auf. Ein unstillbares Verlangen trieb mich zum Spiegel, den ich beiseite schob, um den dahinter verborgenen Tresor zu öffnen.Dort lagen Blutkonserven, eine beträchtliche Menge, die meinen Bedarf bei Weitem überstieg. Seit ich von ihr getrunken hatte, hatte ich nie wieder auf sie zurückgreifen müssen. Doch dieses Mal war es anders. Ich spürte ein dringendes Bedürfnis danach. Nicht unbedingt dieses spezielle, frisches Blut schmeckte sowieso besser, aber auf jegliche Art von Blut zu verzichten, war nicht meine Art. Ich benötigte es nicht wirklich zum Überleben; es war eher ein Nebeneffekt meiner Zugehörigkeit zu meinem Clan, über den ich ungern sprach. Also grub ich meine Fangzähne in den Blutbeutel und trank ihn in einem Zug leer.
"Levi!" rief eine Stimme von der Tür, und eine Person trat schockiert auf mich zu. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen, aber die Stimme gehörte Sascha. Er legte seine Hand auf meine Stirn. "Was ist los?", fragte er besorgt, als meine Blutgier gestillt war.
"Ich wollte ihr Blut... aber ich habe keines bekommen", log ich meinen besten Freund an und fügte beschämt hinzu, "mal wieder...". Natürlich verschwieg ich ihm, dass ich fast regelmäßig von ihr trank. Sascha nickte nur verständnisvoll. Er wusste, was mit mir los war. Ich hatte seit Jahren nichts mehr von dieser Qualität getrunken. Es war einfach einzigartig. Doch schlimmer war, dass sich Leiftan eingemischt hatte, sowohl in meine Angelegenheiten als auch in ihre. Vor ein paar Tagen war er auf mich zugekommen und hatte mich darauf angesprochen. Er wollte nicht, dass ich von ihrem Blut trank, da es angeblich ihre Fähigkeiten beeinträchtigen könnte. Was für ein Unsinn, und woher wusste er das überhaupt?
"Du musst dich von ihr fernhalten", sagte Sascha, und ich sah ihn fassungslos an. "Das kannst du ja am besten. Willst du es mir beibringen?" fragte ich sarkastisch. "Oder du musst zumindest mit ihr reden. Darüber...", fuhr er fort und zeigte auf die Blutkonserven. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte bereits mit ihr darüber gesprochen und es ihm verschwiegen. "Du redest groß, Sascha, aber du versteckst dich seit einem Monat vor ihr, nur weil sie auch so ein 'Mistvieh' in sich trägt", erwiderte ich und erinnerte ihn an seine Gefühle für sie, die er immer beiseiteschob.
Er redete unermüdlich auf mich ein. Die ganze Zeit. Ich war bereits genervt und kurz davor, ihm einfach alles zu gestehen, aber ich tat es nicht, wegen ihm und wegen seiner Gefühle für sie, die er ständig ignorierte. Denn eigentlich war er es, der mich ständig wegen ihr bedrängte, weil er sie sehen wollte. "Wo ist sie überhaupt?" fragte Sascha nun sehr interessiert, und ich antwortete genervt: "Bei Leiftan." Das war ziemlich ungewöhnlich für den lilahaarigen Mann, wenn ich darüber nachdachte, aber das war ihm wohl egal. Sascha holte tief Luft. "Weißt du, welcher Tag heute ist?" und damit fiel es mir ein. Heute war der Tag im Monat, an dem Leiftan seine Kräfte aufladen musste, und ausgerechnet jetzt war sie bei ihm. Wut durchströmte mich. Sie war meine Blutmagd. Leiftan sollte sie keinesfalls berühren oder dazu bringen, seine Fähigkeit aufzuladen. Aus einem Impuls heraus rannte ich aus meinem Zimmer, und Sascha folgte mir ruhig. Doch ich konnte in seinem Blick lesen, dass es ihm naheging. Ich klopfte an ihre Tür, doch es war kein Geräusch zu hören, kein Fluchen. Als ich die Tür öffnete und vorsichtig hineinschaute, bemerkte ich immer noch dieses faszinierende Blau. Oires hatte ihre ganze Leistung eingesetzt. Bewundernswert. Doch das Objekt meiner Begierde war nicht da. Sie war weder im Badezimmer noch in ihrem Zimmer zu finden. "Lev, ich glaube nicht, dass sie hier ist", sagte Sascha, und nun wurde auch sein Gesicht bleich. Ich konnte einen Hauch von Verzweiflung in seinen Gefühlen erkennen. "Verdammt, warum habe ich nicht früher mit ihr gesprochen?", fluchte er und rannte aus dem Zimmer.
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Schattendunkel
Misterio / Suspenso~Vorläufiger Klapptext~ 》In einer Welt voller Dunkelheit und Mysterien erwacht eine junge Frau ohne Erinnerung an ihr vorheriges Leben. Gefangen in einem düsteren Raum, umgeben von fremden Gestalten, beginnt ein Kampf um Antworten und Überleben. Doc...