Chapter 08 - Die Schatten des Verlangens

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Leviathan offenbarte mir ausführlich das Wesen, das in mir erwacht war, auf unerklärliche Weise. Das kleine Monster erklärte, dass es in mir entstanden sei, jedoch war dies das einzige Geheimnis, das es preisgeben wollte. Es beharrte hartnäckig darauf, keinen Vertrag einzugehen, was für mich akzeptabel war, da ich bereits genug in mir hatte, das unterdrückt werden musste. Das Monsterchen war nur eines von vielen Dingen, mit denen ich fertigwerden musste. Es schien ein Kinderspiel für mich zu sein, aber das ständige Geplapper und die unwillkürliche Manipulation durch das nervige Wesen waren äußerst belastend. Besonders zielt es darauf ab, die Beziehung zwischen mir und Leiftan zu beeinflussen, die ich nur oberflächlich beschreiben würde. Das lästige kleine Monster manipulierte meine Gefühle, Handlungen und Wahrnehmungsfähigkeit, obwohl ich zugeben musste, dass es diese auch verstärken konnte, was frustrierend war. Es war eine Herausforderung, damit umzugehen, besonders die demütigenden Szenarien, die es zur Belustigung inszenierte. Leider hatte ich seit einem Monat Sascha nicht mehr gesehen, obwohl genug passiert war. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass Sascha mir seit einer bestimmten Sache auswich. Beim Essen war er nie anwesend, er ließ sich immer von Leviathan entschuldigen, der sich auch zu diesem Thema bedeckt hielt, was mich ärgerte. Das manipulative Wesen hatte in einigen Situationen interveniert.

Ein Beispiel war, als ich gemütlich zum Essenssaal gehen wollte und plötzlich vor Leiftans Zimmertür stand. Genauer gesagt befand ich mich in seinem Zimmer, direkt vor seinem Sessel, wo er ein Buch las. Er schaute überrascht auf und zog eine Augenbraue hoch. "Wo kommst du so plötzlich her?", fragte er mich, und dieselbe Frage beschäftigte auch mich die ganze Zeit.

"Oh, keine Ahnung, ich wollte nur 'Hallo' sagen", antwortete ich, meinen Zusammenhang mit dem Wesen verschweigend, da Leiftan nichts davon wusste und Leviathan mich gebeten hatte, es ihm nicht zu sagen. Ich war skeptisch bezüglich meiner Kleiderwahl, da ich auch dort stark beeinflusst wurde. Ein kurzes schwarzes Kleid mit blauen Fransen schmückte meine Figur und blieb dem älteren Mann nicht verborgen. Er betrachtete mich von oben bis unten, und sein Blick traf meinen. Seine Augen leuchteten leicht auf, er klopfte auf die Armlehne seines Sessels und deutete mir an, mich zu setzen. "Ich denke, das ist keine so gute Idee, Boss", entgegnete ich und wandte mich ab, um den Raum zu verlassen. Du dummes Monster. Ich kann nichts dafür, dass er ein Auge auf dich geworfen hat, kommentierte das Monster und ignorierte meine scharfe Bemerkung. Ich fand zwar, dass "Monster" recht passend war, aber dieses Ding war anderer Meinung. Es provozierte ständig solche Situationen mit Leiftan, was ziemlich nervig war, denn ich wollte nur in Ruhe meinen Aufgaben nachgehen. Es war anzumerken, dass Leiftan nicht wirklich an mir, sondern an meinen Fähigkeiten interessiert war, aber mein kleines Monster schien dies nicht zu verstehen oder versuchte mich nur zu reizen.

In den letzten Wochen waren einige dumme Situationen aufgetreten. Ich stieß versehentlich gegen Leiftan. Unabsichtlich! Er drückte mich unabsichtlich gegen eine Wand. Absichtlich! Ich besuchte ihn in seinem Zimmer. Unabsichtlich und absichtlich wegen Aufträgen. Ich saß gegen meinen Willen neben ihm beim Essen und provozierte jeden mit meiner Kleiderwahl- außer heute. Heute sah ich normal aus, keine provokante Kleidung, keine provokanten Bemerkungen, und vor allem kein Leiftan. Das brachte mir eine gewisse Erleichterung. Endlich fühlte ich mich wieder wie ich selbst, und das kleine Monster in mir hielt endlich den Mund, was mir sehr verdächtig erschien. Trotzdem war ich zum ersten Mal erleichtert über einen ruhigen und normalen Tag.

Also schlenderte ich in meinem typischen Kampfoutfit den Flur entlang in Richtung Übungsraum. Bevor ich eintrat, spürte ich bereits diese Aura, nach der ich mich gesehnt hatte. Als ich eintrat, warf ich sofort eines meiner Wurfmesser in Richtung dieser Aura, bevor sie sich verbergen konnte. "Hey!" hörte ich eine allzu vertraute Stimme. Auch ein Dolch flog auf mich zu, aber bevor er mich treffen konnte, verschwand er in einer nebelartigen Wolke und bohrte sich kurz darauf in meinen Hals. "Was sollte das eben?" fragte mich eine belustigte, aber auch etwas wütende Stimme, während ich ihren Atem in meinem Nacken spürte. "Ach, ich wollte dich nur testen", gab ich zurück, und der Druck auf meinem Hals verschwand. Hände legten sich auf meine Taille und drehten mich schnell zu ihm. Als ich in seine Augen sah, lief mir ein Schauer den Rücken hinunter. "So kalt", murmelte ich vielsagend. "Warum bist du hier?" fragte er mich, bevor er sich plötzlich auf dem Boden wiederfand und ich über ihm stand. "Ich will trainieren, siehst du das nicht?" fragte ich ihn und stieg von ihm herunter, um mich den Zielscheiben zuzuwenden. Nacheinander warf ich meine Messer auf sie, und dabei bemerkte ich, dass Levi sich an die Wand lehnte und wieder einmal mit seinem silbernen Dolch spielte. "Willst du nicht mitmachen?" fragte ich ihn und er zuckte mit den Schultern. "Das wäre mir zu langweilig", antwortete er, und ich musste lächeln. "Was würde dir denn Spaß machen?" fragte ich und wandte meinen Blick von der Scheibe ab, um in seine frostgrauen Augen zu sehen. Er hob eine Augenbraue, als ich ohne hinzusehen mitten ins Ziel traf. "Mir wird das hier auch ziemlich langweilig", gestand ich und ging ein paar Schritte auf ihn zu. "Magst du meine Zielscheibe sein?" fragte er vielsagend, und ich verdrehte die Augen. Ich wusste, worauf er anspielte. Also drehte ich mich um und stellte mich vor die Zielscheibe. Er verdrehte nur die Augen, nahm aber einige Meter von mir entfernt Stellung, seinen Dolch fest in den Händen, während er mich genau beobachtete. Keine meiner Bewegungen entging ihm.

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