Kapitel 5

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Entgegen Nicolas' Erwartungen und vor allem Wünschen, weigert sich Killian die kommenden Tage das Thema Matt weiter zu thematisieren. Er will keine Anzeige erstatten als auch irgendwie gesetzlich gegen ihn vorgehen. Unverständlich für den Dom, der mit allem gerechnet hat außer damit.

Der Eisengel hat jedoch genaue Beweggründe für dieses Vorgehen. Was, wenn rauskommen würde, dass er näher mit Matt zu tun hatte, als man erwarten würde? Dieser Mann ist noch immer sein Professor. Und Killian hatte Sex mit ihm. Wenn er jetzt offiziell klagen würde wegen versuchter Vergewaltigung und Sexueller Nötigung, könnte das für ihn deutlich nach hinten los gehen.

Killian weiß natürlich, dass Nicolas ihm helfen würde. Dass er Anwälte hat, die schlimmer als Herpes sind und nicht von den Fakten ablassen würden. Aber der Eisengel ist Konfliktscheu. Naja, manchmal. Gern provoziert er auch Leute. Aber nicht, wenn es um etwas ernstes geht. In diesem Fall, seine Zukunft. Darf er da egoistisch sein?

Immerhin ist es doch seine Entscheidung, was er machen will...


Killian sitzt seufzend in der Vorlesung. Seine Gedanken sind ganz woanders. Für die Uni hatte er in letzter Zeit kaum einen Nerv. Ein Glück, dass die Prüfungsphase einigermaßen lief und das neue Semester für ihn definitiv interessanter sein wird.

Mit einem Seitenblick zu Elain sieht er, dass diese hochkonzentriert scheint. Er wird sie später nach ihren Aufzeichnungen fragen. Mit den Zwillingen hat er leider kaum Zeit verbracht in den letzten Wochen, genießt aber dennoch auch einfach das Nebeneinander sitzen und schließlich zusammen Essen gehen. Die Mensen sind fast das Beste an dem Uni-Leben, befindet der junge Mann.

Dort treffen sie nämlich auch Charlie, der sich auch heute einen Haufen Nudeln auf den Teller geben lassen hat. Die beiden wissen um seine Situation und gaben bisher immer gute Ratschläge. Wenn auch Elain etwas feinfühliger als Charlie dabei ist.

»Hey Killi, bor ich hab gerade diese Rotzkröte von dem Prof gesehen, der dir an die Wäsche wollte. Hab dem extra nicht die Tür aufgehalten. Jetzt muss das Schwein selbst die ganzen Bakterien an der Türklinke anfassen. Wird davon krank und verliert ja vielleicht seine dreckigen Hände«

Euphorisch lässt Charlie sich neben ihm fallen und sticht demonstrativ bei dem letzten Satz in den Berg Nudeln hinein. Seine Schwester verdreht nur die Augen über ihn.

»Klappe. Deine Kommentare haben ihren Sinn verloren, seitdem du Reden gelernt hast« - »Ey!«

Killian muss über seine Freunde oder doch eher Familie leicht schmunzeln. Wenn er mit Leuten reden will, die nicht Nicolas sind, dann sind es diese Beiden.
»Mh, dabei gibt Charlie so oft Sinnloses Zeug von sich, dass es irgendwann wieder Sinn macht« - »Ja genau! Killian hats kapier... Moment mal! Ey!«

Elain rollt mit den Augen und holt ihr Handy hervor. Es ist eine gefühlte Ewigkeit her, dass die kleine Familie wieder zusammen beim Essen sitzt. Im letzten Semester hatte Charlie immer andere Kurse als die beiden und ein Essen blieb daher auch oft aus, weil Elain auf irgendeiner Beerendiät oder so war. Natürlich die beste Idee im Winter.

„Du, Ki? Mal ein anderes Thema", schlägt Elain einen ernsteren Ton an, was den Eisengel fragend aufsehen lässt. Auch Charlie stockt und scheint bereits zu wissen, was seine Schwester ansprechen will. „Da du doch, wenn auch per Zufall, deine Familie kennenglernt hast... Habe ich mir überlegt... Wir könnten doch auch nach unserer suchen... Oder?"

Killian mustert sie kurz mitfühlend und realisiert dabei genau, dass sie nervös auf seine Reaktion wartet. Die drei hatten immerhin früh in ihrer Kindheit ausgemacht, dass sie nie ihre Familien suchen wollen würden. Im Prinzip, wer uns nicht will, den wollen wir nicht. Und bei Killian war das wohl mehr ein Versehen.

Something Unique || BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt