Kapitel 1

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Wie soll er sich fühlen? Wie soll er bei all dem einen klaren Gedanken fassen. Es ist, als würden die Emotionen in einem Wirbelsturm durch seinen Kopf wüten. Würden jegliche erkennbare Struktur einer Überlegung zerreißen. Alles so unklar und verwirrend.

Nicolas' Augen sind glasig, als er den Wagen durch das Schneetreiben steuert. In einem kühnen Moment denkt er sich, dass im Film der Protagonist jetzt einen Autounfall haben würde... Aber dafür ist er zu nüchtern und fährt wohl zu kontrolliert. Auch, wenn alles auf Autopilot geschalten ist.

Er fragt sich fast, ob er jemanden überfahren hat und es einfach nicht mitbekam. Vielleicht war es ja so? Manchmal ist man derartig in Gedanken verfangen, dass man das Umfeld geringfügig wahrnimmt. Aber er hätte es doch beim Fahren gespürt, oder? Oder?

„Fuck, reiß dich zusammen", flüstert Nicolas' leise zu sich. Flüstert es mit einem Zittern in der Stimme, was nicht nur diese, sondern auch seinen ganzen Körper eingenommen hat.

Die Informationen rasen durch seinen Kopf. Hallen in Worten wieder in seinen Erinnerungen.

Lillian. Schwanger. Matt. Killian. Was?

Nicolas rauft sich die Haare, als er ungeduldig an einer Kreuzung hält und er langsam spürt, wie sich sein Herzschlag beschleunigt. Fast schon panisch. Und schmerzhaft.

»Ja, ich weiß nicht wie ichs sagen soll... aber dein Kleiner hat sich mir so an den Hals geworfen und wollte eben Sex. War wohl wegen des Dreiers so. Tut mir leid, Kumpel«

Nicolas kann diese Worte nicht begreifen. Killian? Sein Killian? Wieso... Wieso sollte er das tun? Killian würde nie... Er würde doch nicht einfach... Hat Matt etwas falsch aufgefasst? Killian ist frech. Das ist so. Ist es möglich da etwas in einer anderen Weise zu Interpretieren und sein Eisengel wollte eigentlich nur... Schokolade?

Was wollte Killian...? Was zum Teufel war los, dass Matthew ihm so etwas beichtet?

Nein nein. Nicolas sollte keine voreiligen Vermutungen ziehen, bevor er nicht mit Killian gesprochen hat. Sein Freund, der nun allein daheim ist bei den Hunden. Die nun Babys bekommen.
Warum muss alles auf einmal über ihm einbrechen? War es nicht schon genug heute, seinen Vater endlich gehen und neues Glück finden zu lassen?

„Fuck!", schreit Nicolas sauer auf und schlägt auf das Lenkrad, wobei er stockt. Ein gebrochener Arm ist wohl genug Einschränkung. Trotz seiner Wut sollte er nicht noch einen weiteren riskieren, zumal dies das Auto seiner Schwester ist, die ihn einen Kopf kürzer machen würde, sollte irgendetwas passieren...

Es benötigt eine gefühlte Ewigkeit bis Nicolas endlich wieder die vertrauten Laternen erblickt, die das große Haus in warmes Licht tauchen. Doch wäre das nicht nötig. Denn als er in die Einfahrt einbiegt ist überall Vollbeleuchtung. Als wäre jemand durch alle Zimmer gejagt und hätte einmal so viele Lampen wie möglich erhellt. Das kann nur Killian gewesen sein.

Nicolas' Hände zittern leicht, als er die Bremse zieht und gelassener als er erwartet hätte aussteigt. Vielleicht ist das auch einfach nur die Ruhe vor dem Sturm, die der Mann sich behalten möchte. Nur einen Moment kurz durchatmen. Einfach ein und aus...

Okay, los geht's.

„Killian? Bist du... - Ah Robbie! Hey, langsam Junge." Nicolas kommt kaum zu Wort, da stürzt sein aufgelöster Husky zu ihm und reißt ihn mit einem Sprung von den Beinen. Der Dom landet auf dem hintern und versucht den Hund von sich loszubekommen, der ihn abschleckt. „Ruhig ruhig. Ist ja gut, ich bin da. Wo sind Killian und Fine? Na komm, zeig sie mir, Kleiner."

Manchmal ist es erstaunlich, was Tiere alles so verstehen. Wenn Nicolas Robbie sonst anweist, er solle nicht seine Schuhe ankauen, nichts. Wenn es aber heißt, hey du, da liegt ein Stückchen Fleisch neben dem Sessel. Als hätte der Hund das Vokabular eines Menschens hat die Hundeschnautze es schon verputzt.

Something Unique || BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt