Nadine. Was zur Hölle tat sie hier? Ich hatte wirklich gehofft, sie nie wiederzusehen. Aber so viel Glück hatte ich anscheinend nicht. Was wollte sie überhaupt? Erst schrieb sie mir komische Nachrichten und erzählte mir dass unsere Beziehung ein riesiger Fehler war und jetzt spionierte sie mir hinterher und muss ausgerechnet wenn ich auf einem Date mit dem schönsten und klügsten Mädchen der Welt war hereinplatzen und alles kaputt machen... Ich stand schon seit ein paar Minuten in der Toilette herum und versuchte mich zu beruhigen. Meine Hand zitterte leicht und ballte sich immer wieder zur Faust und öffnete sich wieder. Ich glaube sie hätte gerade sehr gerne Nadines Fresse einen heftigen Schlag verpasst. Ich sah in ihr absolut nichts anderes mehr als ein verlogenes Miststück. Ich fand sie nicht einmal mehr hübsch. Nicht seitdem ich Holly kennengelernt hatte. Dieses Mädchen hatte meine Welt so plötzlich auf den Kopf gestellt dass ich in so kurzer Zeit schon verrückt nach ihr war und mir nichts lieber wünschte als eine Ewigkeit mit ihr zu verbringen. Ich wollte sie lächeln sehen wenn sie einen Hundewelpen sah. Ich wollte sie tanzen sehen wenn ihr Lieblingslied in der Öffentlichkeit gespielt wurde. Ich wollte sie erröten sehen wenn ich ihr schmutzige Dinge ins Ohr flüsterte. Ich wollte sie in meinen Armen halten wenn sie einem schlechten Tag hatte und ich wollte jeden Tag neben ihr aufwachen sodass das erste was ich am Morgen sah ihr verschlafenes Lächeln war. Es war mir gestern zum ersten Mal klar geworden. Ich liebte sie. Mit meinem ganzen Herzen. Und ich musste zu ihr. Jetzt. Ich musste ihr all das sagen. Und ich musste sie von hier wegbringen und vorallem weg von Nadine, diesem Biest, bevor sie ihr noch irgendeinen Scheiß erzählen konnte.
Ich ging zum Waschbecken, spritze mir schnell ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht und atmete einmal tief durch. Dann riss ich die Tür auf und lief hastig auf die Nische zu in der Holly und Nadine saßen. Moment mal. Wo nur Nadine saß. Wo war Holly? Vielleicht auch auf der Toilette? Als Nadine meine Schritte hörte drehte sie sich zu mir um und lächelte mich überglücklich (und unglaublich falsch) an. "Na Süßer, jetzt sind wir endlich allein!" Diese Bitch... "Wo ist sie?!" Meine Stimme klang gefährlich und mein Gesichtsausdruck war wohl auch nicht besonders freundlich denn sie sah ein wenig erschrocken aus, obwohl sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Leicht säuerlich antwortete sie: "Sie ist gegangen. Naja, eher dramatisch heulend raus gerannt. Wenn ich ehrlich bin glaube ich nicht dass sie sich nochmal bei dir melden wird." "Du kleine Schlampe...", ich schoss vor und packte den Kragen ihres hässlichen rosafarbenen Jäckchens, "was hast du gemacht?" Sie versuchte sich aus meinem Griff herauszuwinden aber das konnte sie vergessen. Mit diesen Mini-Ärmchen hatte sie absolut keine Chance. " Sie hat mir erzählt dass du sie heute morgen einfach alleine gelassen hast wegen einem Anruf. Sie wirkte ziemlich enttäuscht deswegen. Naja und dann habe ich gesagt dass ich dich angerufen habe und du dringend zu mir musstest... " "WAS? Was fällt dir ein du behinderte Schlampe!" Mein Kopf fühlte sich viel zu heiß an und die Wut brodelte in mir. "Was hast du ihr noch erzählt??" Jetzt wurde ihr Lächeln nicht nur fies, sondern bösartig. "Ich habe ihr erzählt dass wir miteinander geschlafen haben." Das war nun engültig zu viel und die Wut und die Fassungslosigkeit und all meine Gefühle in diesem Moment entluden sich in einem heftigen Schlag. Es war mehr ein Reflex als dass ich darüber nachdachte. Aber ich hörte etwas Knacken und nichts konnte mich in diesem Moment glücklicher machen als dieses Geräusch. Vielleicht hatte ich Nadine die Nase gebrochen aber meine Schuldgefühle hielten sich in Grenzen. Um ehrlich zu sein waren sie nicht einmal vorhanden. Nadine hatte es nicht anders verdient.
Ich zog meine Hand zurück die leicht pochte und meine Knöchel fühlten sich ein bisschen wund an. Nadine allerdings sah wirklich schlimm aus. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und voller Blut und aus ihren Augen quillten Tränen. "Du verdammter Bastard!", kreischte sie. Ich beugte mich zu ihr herrunter. "Du wirst so etwas nie wieder tun, verstanden? Wenn du ihr nochmal zu nahe kommst, werde ich dir mehr brechen als nur deine Nase!" Sie sah mich wütend an und sprang dann auf, drückte sich an mir vorbei und hastete zur Tür. Ich konnte es mir nicht verkneifen ihr hinterherzurufen: "Na wer rennt hier jetzt dramatisch heulend aus dem Restaurant?" Sie drehte sich nicht mehr nach mir um. Gut so. Ich fühlte mich als hätte ich gerade eine Schlacht gewonnen. Aber leider viel mir in diesem Moment wieder ein dass ich absolut nichts gewonnen hatte. Holly war wahrscheinlich mittlerweile schon zu Hause und saß mit einer riesigen Packung Eis in ihrem Bett, telefonierte mit Lynn und erzählte ihr was für ein Arschloch ich war. Oh man, ich musste dringend zu ihr und ihr alles erklären. Ich rannte aus dem Restaurant heraus, bevor der Besitzer die Polizei rief weil ich hier ein Mädchen angebrüllt und ihr dann ins Gesicht geschlagen hatte, und hastete auf mein Motorrad zu. Ich setzte meinen Helm auf und fuhr los. Ich war gerade auf der Autobahn und wollte richtig Gas geben als es plötzlich zu regnen anfing. Na super, auch das noch. Kurze Zeit später kam ich allerdings an ihrem Haus an, stieg ab und klingelte sturm. Stille. Ich klingelte nochmal. Nichts. War sie vielleicht doch nicht zuhause? Ich klingelte zweimal, dreimal, viermal, doch niemand öffnete die Tür. Frustriert ließ ich mich auf den nassen Boden vor ihrer Tür sinken. Es regnete immernoch in Strömen und es gab kein Dach wo ich geschützt war. Aber das war im Moment wirklich noch mein kleinstes Problem. Ich würde hierbleiben und warten bis Holly auftauchte. Egal bei welchem Wetter. Und genau das würde ich auch tun. Nach ein paar Minuten in denen ich einfach nur da saß und nachdachte schlief ich schließlich ein.
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From fighters to lovers
RomanceHolly ist 16 Jahre alt und hat es gerade nicht besonders leicht. Ihr Vater macht ihr das Leben schwer und sie selbst weiß nicht was sie mit sich anfangen soll und wünscht sich einfach nur ein selbstbewusstes starkes Mädchen zu sein. Kurzerhand melde...