Als ich die Tür zum Restaurant öffnete, wurde ich sofort von den Geräuschen der redenden Menschen, dem Klirren des Geschirrs und dem dem Verrücken der Stühle empfangen. Es roch nach einer Mischung aus Pizza und Pasta, typisch Italiener eben. Ich sah mich suchend nach Brian um, doch ich fand ihn nicht. Auf einmal vibrierte mein Handy, ich hatte eine Nachricht bekommen. Schnell sah ich auf das Display. "Du siehst umwerfend aus. Fast so gut wie heute morgen in meinem Bett." Ich musste lächeln und lief dabei knallrot an. Dann sah ich von meinem Handy auf und drehte mich um und dort saß Brian, in einer gemütlichen Nische ganz hinten im Restaurant. Dort waren wir definitiv ungestört. Ich sah wie er breit grinste und mich zu sich winkte. Ich schlenderte zu ihm herüber und er stand auf um mich zu begrüßen. Zuerst war ich mir unsicher, wie ich ihn begrüßen sollte, weil ich nicht wusste, was genau das zwischen uns war, aber er umarmte mich sofort und küsste mich dann zärtlich auf die Stirn. Irgendwie fand ich das so viel schöner als einen Kuss auf den Mund, weil es so viel ... besonderer war und zeigte dass er mich wirklich mochte. "Hey" "Hey, freut mich dass du so spontan Zeit hattest. Es tut mir leid, dass ich heute morgen so schnell losmusste und dich alleine gelassen habe. Ich hatte etwas wichtiges zu tun, was leider nicht warten konnte." Bei diesem letzten Satz huschte ein Schatten über sein Gesicht, aber er versuchte es mit einem Lächeln zu überspielen. Ich beschloss nicht nachzuhaken, falls es ein heikles Thema war. " Nicht schlimm. Ich verstehe das." Er sah mich dankbar an. "Auf jeden Fall wollte ich dich als Entschuldigung zum Essen einladen. Also, was willst du? Pizza?" "Klingt gut" Ich grinste zufrieden,"du?" "Ich auch. Und vielleicht nachher noch einen Nachtisch..." Dabei sah er mich anzüglich an und ließ den Blick über meinen Körper gleiten. Ich lachte laut auf. "Du Perversling!" "Ich habe nun mal Bedürfnisse", erwiderte er gespielt empört. Darauf musste ich noch mehr lachen.
"Brian!" Ich verstummte schlagartig. Ein Mädchen war neben unserem Tisch aufgetaucht. Ich konnte sie nur anstarren. Sie sah aus wie eine Disney-Prinzessin. Schokoladenbraune Locken, die ihr weich über die Schultern flossen, volle Lippen mit strahlenden Zähnen und Augen, die die Farbe von frischem Kaffee hatten. Wow, ich hatte noch nie jemanden gesehen, der dermaßen märchenhaft aussah, sie wirkte fast unwirklich. Da erinnerte ich mich wieder, dass sie Brians Namen gesagt hatte. Kannte sie ihn? "Brian, wie schön dich wiederzusehen!", ihre Stimme klang wie flüssiger Honig, "kann ich mich zu dir setzen?" "Nadine." Beim Ton seiner Stimme erschrak ich fast und sah ihn verwundert an. Sein Gesicht hatte sich vollkommen verändert. Er wirkte plötzlich angespannt und irgendwie, als wäre ihm die Situation sehr unangenehm. "Nein, du kannst dich nicht zu mir setzen. Ich bin nämlich schon mit jemandem hier. Das ist Holly." Das Mädchen, Nadine, sah mich an und umarmte mich sofort überschwänglich. " Hey, freut mich total dich kennenzulernen." Sie wirkte so sympathisch und natürlich, dass ich beschloss sie zu mögen. Ich lächelte sie ebenfalls an. "Also von mir aus kannst du dich gerne zu uns setzen. Kein Problem." Sie strahlte mich an und setzte sich zu mir. "Für mich ist das aber ein Problem." Brian sah uns finster an und sah aus, als wäre er am liebsten gegangen um der Situation zu entkommen. "Ich muss mal schnell auf die Toilette." Brian verschwand so schnell, dass ich mich fragte, was plötzlich in ihn gefahren war. "Was ist denn mit ihm los? Heute morgen war er auch schon ganz komisch, da war ich bei ihm und auf einmal hat er einen Anruf bekommen und ist einfach abgehauen...", erzählte ich. " Oh, das kann ich dir erklären. Er war nämlich bei mir. Ich habe ihn angerufen, weil mein Freund Tyler mit mir Schluss gemacht hat und ich dringend Ablenkung gebraucht habe. Da ist er sofort zu mir gekommen und naja, er hat mich seeehr gut abgelenkt..." Sie sah mich vielsagend an und ich glaube, mein Herz blieb in diesem Moment stehen. "Warte, was? Er war bei dir? Und ihr habt ..." "Ja" Sie wirkte fast stolz. Ach du Scheiße. Wie sehr konnte ich mich nur in zwei Menschen täuschen? "Seid ihr ... zusammen?", die Frage auszusprechen, war so viel schlimmer, als sie nur zu denken. "Vielleicht, ich wollte das eigentlich heute mit ihm beim Essen klären. Also ob wir es offiziell machen sollen." Meine Kehle war auf einmal so trocken, dass ich nicht einmal mehr schlucken konnte. "Hat er dich etwa zum Essen eingeladen?" "Klar, sonst wäre ich ja nicht hier!", sagte sie leichthin, ohne zu bemerken, wie die Tränen anfingen, über meine Wangen zu laufen. Ich war mir noch nie so belogen und hintergangen vorgekommen. "Sorry, ich muss jetzt los", ich quetschte mich an ihr vorbei aus der Nische und hetzte zum Ausgang. Dabei hielt ich den Kopf gesenkt und hoffte dass niemand die Tränen bemerkte. Als ich aus dem Restaurant draußen war, fing ich an zu rennen, obwohl mein Blick so verschwommen war, dass ich kaum sah, wohin ich rannte. Doch irgendwann kam ich an der Bushaltestelle an, nahm den ersten Bus nach Hause und dort angekommen warf ich mich auf mein Bett und schluchzte, bis keine Flüssigkeit mehr in meinem Körper war.
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From fighters to lovers
RomansaHolly ist 16 Jahre alt und hat es gerade nicht besonders leicht. Ihr Vater macht ihr das Leben schwer und sie selbst weiß nicht was sie mit sich anfangen soll und wünscht sich einfach nur ein selbstbewusstes starkes Mädchen zu sein. Kurzerhand melde...