~Er öffnete eine Schublade und zog etwas heraus. In dem dämmrigen Licht meines Zimmers konnte ich aber nicht erkennen, was genau es war.
Im nächsten Moment saß ich vor dem leblosen Körper meines Vaters und zog ihm ein Messer aus der Brust.
Plötzlich ging die Tür des Zimmers auf und meine Mutter kam herein. Sie sah mich auf dem Boden neben dem Körper meines Vaters sitzen und fuhr erschrocken zusammen. Fast im selben Moment begann sie, wie am Spieß zu schreien. ~Schweißgebadet wachte ich in einem mir unbekannten Raum auf. Ich lag auf einem fremden Bett und trug noch immer dieselben Klamotten wie gestern. Ich brauchte ein paar Minuten, um zu realisieren, wo ich war.
Es war das Zimmer, welches mir diese Nr. 4 gestern zugeteilt hatte.
Normalerweise träume ich diesen Albtraum vom Tod meines Vaters noch viel weiter... Aber im nächsten Augenblick wurde mir klar, warum ich gerade wach geworden war:
Vor meiner Zimmertür und auf dem gesamten Flur davor war ein heiden Geschrei und Gepolter zu hören. Anscheinend stritten da draußen gerade mehrere Personen miteinander.„CHAN, er hat es schon wieder gemacht!"
„Und, was hat er dich heute träumen lassen?"
„Das ist nicht witzig, Felix! Und vor allem, du wärst der Letzte, dem ich von meinen Träumen erzählen würde!"
...
„Jungs, seid mal ein bisschen leiser! Da ist gestern jemand Neues in dem Zimmer da angekommen. Und es ist Samstag, sechs Uhr morgens! Wolltet ihr sie wecken!?"
„Warte, Jeongin, hab ich das gerade richtig verstanden? Da ist ein Mädchen eingezogen?"
„Hat Mr. Chu mit dir über sie geredet, Chan?"
„Nein, nicht dass ich wüsste."
„Kommt, lasst uns in den Gemeinschaftsraum gehen! Dann besteht auch nicht mehr die Gefahr, sie zu wecken."Die Stimmen entfernten sich in Richtung Ende des Flures.
- Okay, ich würde mal schlicht und einfach behaupten, ich bin hier in diesem Stockwerk unter Jungs gelandet. -
- Wer war dieser Mr. Chu?
War das vielleicht der Typ aus dem Büro?
Wo zum Teufel bin ich jetzt eigentlich genau? -- Das "Wo bin ich?" kann ich ja sonst wann anders mal die Jungs fragen. Auch um sie dann vielleicht besser kennenlernen zu können. -
- Zumindest hatten sie meine Albtraum unterbrochen. Auch was wert. -
Jetzt beschloss ich, erst einmal aufzustehen. Da ich so geschwitzt hatte und ich in meinen normalen Klamotten ins Bett gegangen war, brauchte ich dringend eine Dusche. Man musste schon sagen, dieses Bad war echt cool. Und die Dusche kühlte meinen vom Albtraum erhitzten Körper gut ab.Nachdem ich geduscht hatte, nahm ich mir ein paar frische Klamotten aus meinem Koffer und zog mich an. Danach begann ich dann, meine Sachen in den Kleiderschrank zu räumen. Als ich auch damit fertig war, wusste ich nicht, was ich sonst noch machen sollte.
Kurz entschlossen legte ich mich bäuchlings auf den Boden in meinem Zimmer und las.
Das hatte ich bei meiner Mutter auch immer schon so gemacht.
So lag ich dann und las eine gefühlte Ewigkeit.
Irgendwann, nach Stunden in dieser Haltung, tat mir dann mein Nacken dermaßen weh, dass ich doch aufstand und auf die Uhr sah. Es war 10:17 Uhr.
Zudem machte sich nun auch mein Magen bemerkbar. Also erhob ich mich vom Boden, streckte mich, dehnte den schmerzenden Nacken und begab mich in Richtung Tür. Das Buch warf ich auf mein Bett.
Vor der Tür waren schon wieder laute Stimmen zu hören.
Ich öffnete meine Tür und steckte dann vorsichtig den Kopf durch den Spalt.
Links den Flur runter -rechts neben meinem Zimmer ist direkt die Wand- stand ein schwarzhaariger Junge. Hinter ihm standen noch drei weitere Jungen und ihnen allen gegenüber stand ... Nr.4.„Ich will mich aber nicht an meinem freien Tag um sie kümmern müssen!", erwiderte der Junge, der Nr.4 direkt gegenüberstand.
„Mr. Han, es tut mir leid, aber Mr. Chu meinte, sie dürfte von niemandem anders herumgeführt werden, außer von Ihnen."
Die vier Jungen schauten Nr.4 fragend an.
Einer der vier hatte mich entdeckt.
Seine Augen blickten mich freundlich aus einem hundeähnlichen Gesicht an.
„Vielleicht sollten wir die Person, über die wir gerade reden, in das Gespräch mit einbeziehen", meinte der Junge, der mich gesehen hatte, dann plötzlich.
Die drei anderen Jungen und Nr.4 drehten sich zu mir um und blickten mich an. Ich trat eher unbeholfen aus der Tür meines Zimmers und ging unsicher auf die Gruppe zu.
„Guten Morgen, Miss Choi.", meinte Nr.4 in einem übertrieben freundlich klingenden Ton.
Ich erwiderte unabsichtlich unfreundlich: ,,Also "gut" war mein Morgen nur zum Teil."
„Dann haben wir dich doch geweckt, stimmt's?", fragte ein anderer der vier Jungen.
„Ach, übrigens, ich bin Bang Chan, du kannst mich aber auch gerne Chan nennen", redete er einfach weiter.
Ich verbeugte mich leicht in seine Richtung, um ihm "hallo" zu sagen und meinte dann: „Um deine Frage zu beantworten, ja, ihr habt mich geweckt."
„Das tut mir aber nicht leid!", erwiderte der Junge, der mit Nr.4 gestritten hatte, unfreundlich.
„Das geht auch freundlicher, Jisung!", ermahnte Chan diesen.
„Also ich bin Seungmin", der Junge mit dem Hundegesicht verbeugte sich in meine Richtung. „Ich würde dich zwar sonst gerne hier herumführen, aber ich glaube, du hast Nr.4 auch gehört. Laut Mr. Chu soll das Jisung hier machen." Er deutete auf den schwarzhaarigen Jungen.
„Nr.4, weißt du warum ausgerechnet Jisung das machen soll? Ich meine, was kann die Neue denn schon anrichten, wofür sie nicht auch Felix nehmen können?", fragte der bisher stillste der Vier.
„Es tut mir leid, Mr. Yang, aber ich kann Ihnen leider auch nicht mehr darüber sagen als das, was Sie bereits wissen."
Ich schaute verwirrt drein; irgendwie begriff ich nur die Hälfte von dem, was da besprochen wurde. Soviel verstand ich aber: Es ging um mich.„Also, Jisung, du hast Nr.4 gehört: Je eher ihr los geht, desto länger habt ihr hinterher frei.", sprach Chan mich und Jisung an.
Jisung verdrehte die Augen.
,,Komm mit!", stöhnte er genervt in meine Richtung und wandte sich zur Treppe.,,Ach, bevor ich es vergesse, nach der Führung soll Miss Choi noch mal zu Mr. Chu. Denkt da bitte mit dran!", rief uns Nr.4 hinterher, während ich Jisung schon die Treppen hinab folgte.
Unten angekommen fragte er mich: ,,Wie heißt du eigentlich, wenn ich fragen darf?"
Ich war überrascht über das plötzliche Interesse, antwortete dann aber knapp mit ,,Y/N"...
(Stille)
Ich folgte Jisung schweigend auf seinem Weg durchs Treppenhaus und durch die Haustür hinaus auf den Kiesweg. Als wir den Brunnen, den ich von meiner Ankunft bereits kannte, erreichten, setzte Jisung sich auf die Kante und begann widerwillig zu erzählen:
„Also es gibt, wie du siehst, je vier gleich aussehende Gebäude." Jisung zeigte wenig motiviert quer über die Rasenflächen. „Dies sind die Wohnhäuser der Schüler. In je einem Haus wohnen zehn Schüler in einem Stockwerk. Das wären somit dreißig mal vier. Aber in einem Haus wohnen auf einer Etage nur Lehrer. Das wären also dreißig mal vier minus zehn", erklärte er mir genervt.
„Und, Y/N?, wie viele Schüler haben wir hier?", fragte er frech an mich gerichtet.
„Einhundertzehn", antwortete ich ohne nachzudenken.
- Ich bin, leider Gottes, echt gut in Mathe. Das ist auch einer der Gründe, warum ich auf all den Schulen, auf denen ich gewesen war, nie wirklich viele Freunde hatte. Alle haben immer gesagt, ich sei eine arrogante Streberin. -„Wie hast du das so schnell gerechnet?", fragte Jisung verwundert. Er klang irgendwie beleidigt.
„Tut mir leid, dass ich in Mathe besser bin als du!", gab ich zurück.
„Was genau ist das hier eigentlich?" Ich deutete auf die Gebäude um uns. „Soll das eine Art Schule sein...?"
„Das ist ein Internat, du Blindfisch.", antwortete Jisung, als wäre das ganz logisch und auf den ersten Blick zu erkennen.
„Okay, beruhig dich, ich habe doch nur eine Frage gestellt.", gab ich selbst nun beleidigt zurück.„Willst du da Wurzeln schlagen?" Hörte ich Jisung plötzlich von weitem rufen.
- War ich gerade schon wieder so in Gedanken gewesen, dass ich abermals nicht mitbekommen hatte, wie er weiter gegangen war? -
Ich rannte Jisung hinterher vom Brunnen in Richtung des Gebäudes, in dem ich gestern auch schon gewesen war.
„Kannst du mal warten?", schrie ich atemlos.Jisung war schon durch die Tür gegangen und ließ diese unfreundlich vor meiner Nase zu fallen. Fast wäre ich dagegen gerannt.
Ich drückte die Tür selbst auf und blickte direkt in Jisungs genervtes Gesicht. Er wippte ungeduldig mit dem Fuß. Der Raum oder eher Flur, den ich gerade betreten hatte, ähnelte sehr dem Eingangsbereich von gestern. Nur befand sich hier auf dem Fußboden keine Windrose.
Während ich mich noch weiter umsah, begann Jisung mit dem Rücken zu mir gewandt zu erklären:
„Links und rechts die Treppen hoch, befinden sich die Klassen C und D." Er deutete die zwei Treppen hinauf. "Im Erdgeschoss A und B. Du bist in B2 richtig?", fragte er mich immer noch unfreundlich und drehte sich zu mir um.
Ich schaute ihn verwundert an.
„Da weißt du mehr als ich, mich hat nie irgendwer einer Klasse zugeteilt." antwortete ich verwirrt.
„Ach wirklich? Vielleicht hast du auch einfach nicht richtig zugehört!", erwiderte er schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich rollte genervt mit den Augen. „Was hast du eigentlich gegen mich? Ich meine, ich kann nichts dafür, dass du mich hier herumführen musst.", motzte ich ihn an und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust.Ohne auf meine vorherige Frage einzugehen, meinte er seufzend zu mir: ,,Wenn du wirklich nicht weißt, in welcher Klasse du bist, müssen wir zu Jeongin."
Ich war schon wieder verwirrt: „Wer ist das und vor allem, woher soll der denn wissen, in welcher Klasse ich bin?"
Doch während ich Jisung das fragte, ging er an mir vorbei und verließ durch die Tür hinter mir das Gebäude in Richtung Hof.
Im Vorbeigehen stöhnte er genervt: „Ach, komm einfach mit. Das geht schneller, als dir das alles zu erklären. Außerdem weiß ich gar nicht, was ich dir alles erzählen darf und was nicht."
Mit dieser Aussage ließ er mich völlig verwirrt im Flur mit den Treppen stehen.
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The Unknown Path Inside || Skz X Reader FF
FantasyDie siebzehn jährige Choi Y/N landet an einem ihr völlig unbekannten Ort. -Ist das eine Irrenanstalt oder ein Kinderheim oder vielleicht doch was ganz anderes?- Y/N lernt dort neue Menschen kennen. Und findet mehr über ihre Vergangenheit heraus...