Die Deckenlampe über mir

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Ich blickte zuerst Mr.Chu verdutzt an, dann Jeongin und zuletzt Jisung. Dann starrte ich gedankenverloren auf die Tischplatte vor mir und atmete tief durch.
Als ich mich wieder einigermaßen gefasst hatte, hob ich den Kopf und schaute in das freundliche Gesicht von Mr. Chu.
,,Entschuldigen Sie, ähmm. Sie müssen mich verwechseln. Ich habe keine einzige "magische" Fähigkeit. Ich bin ein ganz normaler Mensch.", sagte ich entschlossen kopfschüttelnd.
Ich erhob mich von meinem Stuhl und wandte mich zur Tür. Doch in diesem Moment sagte der Schulleiter: ,,Miss Choi, wenn Sie keine magische Fähigkeit hätten, hätten Sie das Gelände des Internats nicht betreten können."
Ich stutzte, blieb mitten in der Bewegung stehen, drehte mich wieder zu ihm um und fragte leise: ,,Wie bitte?"

,,Wenn ich es Ihnen erklären darf, meine Gabe ist die Erschaffung von Schutzzaubern. Mit einem solchen Zauber habe ich das Internat so geschützt, dass kein Mensch, der nicht mindestens eine magische Gabe besitzt, das Internatsgelände betreten kann. Außerdem ist es mir möglich, das Internat auch bei normalem Schulbetrieb völlig leer erscheinen zu lassen, wenn es vonnöten ist.", erklärte er, nachdem ich mich wieder auf meinen Stuhl gesetzt hatte.
,,Aber, ich ... ich habe keine magische Fähigkeit.", wiederholte ich diesmal etwas kleinlauter, da ich mir immer noch den Kopf darüber zerbrach.
- Also habe ich eine magische Gabe, ohne dass ich es weiß? Aber ... das kann einfach nicht sein. Sowas müsste ich doch inzwischen wissen oder irgendwann gemerkt haben? ...Oder? -

,,Ja, so in etwa.", meinte Jisung und riss mich damit aus meinen Gedanken, die er ja anscheinend schon wieder gelesen hatte.
,,Und was soll ich bitte für eine Gabe haben?", fragte ich nun ungehalten in die Runde.
Ich fühlte mich langsam irgendwie verarscht.
,,Das müssen wir noch herausfinden. Aber ...", begann Mr. Chu zögerlich, kam aber nicht weiter, denn ich fiel ihm unwirsch ins Wort. ,,Ah okay. Mehr muss ich mir jetzt nicht anhören!”,entschied ich und fuhr fort: ,,Sagen Sie mir dann bitte kurz, wo das nächste Telefon zu finden ist?" Ich hatte die Schnauze voll! Ich wollte mir eine Fahrgelegenheit organisieren und mich von hier abholen lassen. Ende der Geschichte!
Es fühlte sich gerade alles wie ein übler Scherz an; wahrscheinlich machten die hier mit mir gerade so ein komisches Psycho-Experiment…. Aber nicht mit mir! Ich war halb in Panik und außerdem stinksauer!

,,Miss Choi, lassen Sie mich doch bitte aussprechen und setzen Sie sich wieder.", versuchte mich Mr. Chu mit ruhiger Stimme zu beschwichtigen.
Ich hatte mich so in Rage geredet und war von meinem Stuhl aufgesprungen, so dass der für einen Moment nach hinten zu kippen drohte.
Ich atmete schwer und hielt dennoch für einen Moment inne
- Ich hatte jetzt die Wahl: Schnellstmöglich die Flucht von hier ergreifen, raus aus diesem Psycho-Haus! Oder… Tief durchatmen, mich wieder hinsetzen und Mr. Chu noch einmal die Möglichkeit geben, mir die Sache zu erklären…-

,,Sie wird nicht gehen.", hörte ich plötzlich Jeongins Stimme.
,,Woher willst du das wissen?", erwiderte ich hastig und ging mit vor Wut geballten Fäusten ein paar Schritte auf ihn zu.
,,Wie Mr. Chu schon gesagt hatte: Dies ist ein Internat für Teenager mit magischen Gaben. Obwohl ich meine magische Fähigkeit nicht als "Gabe" bezeichnen würde.", meinte er ruhig, während er mich gelassen ansah.
,,Ach ja. Und was ist, wenn du mit deiner Ansage falsch liegst?", fauchte ich ihm provozierend ins Gesicht.
Mir reichte es! Ich machte auf dem Absatz kehrt und verließ grußlos den Raum.
In mir brodelte es. Wütend und gleichzeitig völlig durcheinander stampfte ich mit gesenktem Kopf und noch immer geballten Fäusten die Flure entlang Richtung Innenhof.

Durch die Tür, die Treppe hinunter, am Brunnen vorbei, in die Richtung des Hauses, in dem ich untergebracht war.
Ich wollte nur noch ganz schnell meine Sachen packen und von hier weg! Nur wie?
- Kein Telefon weit und breit! Fuhren hier draußen überhaupt Busse? Gab es im nächsten Ort vielleicht ein Taxiunternehmen, das hierher fuhr? Was war, wenn es in diesem Haus gar kein Telefon gab und ich nicht einmal telefonieren konnte?! Würde ich zur Not den Weg zu Fuß finden? Allein? In der fremden Umgebung? In welche Richtung müsste ich? Hätte ich mir auf der Fahrt hierher nur alles besser eingeprägt! - Ich schlug mir die geballten Fäuste an die Schläfen. Verdammt!
Es schien mir mehr und mehr ausweglos!
Ich polterte mit lauten Schritten die Treppe hinauf in den zweiten Stock.
Oben angekommen verschwamm die Umgebung plötzlich vor meinen Augen. Es war um mich herum nichts mehr zu erkennen. Ich hörte nur noch ein Rauschen in meinem Kopf. Ich war nur noch Wut, Angst und ein einziges wirres Gedankenrauschen...

The Unknown Path Inside || Skz X Reader FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt