Teil 23

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Laylas POV:


Keine Ahnung was ich erwartet hatte, aber defintiv nicht solch ein patziges Verhalten. Zum ersten mal in meinem Leben glaubte ich so etwas wie verliebt zu sein, nur damit der Typ mehr Stimmungsschwankungen als eine Frau in den Wechseljahren hat. Ich glaube ich habe noch nie so tief geschlafen, wie in der Nacht in der ich in Tylers Armen lag. In denen eines Jungen, der mir eigentlich fremd sein sollte. Sein Geruch, die Wärme seinen Körpers und die Berührung seiner Arme um meine Taillie als ich aufwachte. Das alles fühlte sich wie ein Fiebertraum an. Und derselbe Junge war auch meine Medizin zu diesem Traum, als er sich morgens wie der größte Honk auf Erden aufführte.

Das mit dem Kaffee war ja ganz süß, aber dann so dumme Kommentare loslassen, obwohl ich ganz normal mit ihm spreche? Wozu? Naja, ich habs ja verstanden, so blöd bin ich auch nicht. Er wollte nichts von mir. Sah mich wahrscheinlich als so ne Art kleine Schwester an, die er einfach nicht mitten in der Nacht allein lassen konnte. Und ich dumme Nuss? Ich interpretierte da viel zu viel rein, als wäre das ein verdammter LYX-Roman.

Tyler, dessen Ausstrahlung nun total unterkühlt war, trank seinen Kaffee aus. Ich lies meinen stehen. Soll er doch selber weggräumen.

"Von mir aus können wir dann gehen. Hol schonmal deine Tasche, ich geh meine auch schnell packen."

Ich nickte und begab mich in sein "Wohnzimmer".

Vielleicht bildete ich mir das auch ein, aber irgendwie war es heute viel...stiller als gestern. Als würden tausend unausgesprochene Worte zwischen uns stehen und eine unüberwindbare Mauer bilden.

Er erschien, wie immer, in Lederjacke und mit Rucksack auf der Schulter im Türrahmen, als ich meinen gerade hochhob.

Ohne ein Wort zu sagen, gestikulierte er ein fragendes Nicken, welches ich mit einem schlichten "Mhm" quittierte. Dann begaben wir uns zu seinem Motorrad, auf welches ich mich ausnahmsweise ohne Protest setzte und wir fuhren los. Meine Hände lies ich dieses mal auf seinem Rucksack. Nicht, dass er sich noch unwohler in meiner Gegenwart fühlte.

Ich werde nicht lügen, die Fahrt setzte trotzdem Angstgefühle in mir frei, aber bei weitem nicht mehr so starke wie gestern. Gehörte sowas zur Konfrontationstherapie? Vielleicht war das aber auch wovon meine Tante sonst immer sprach. Dass, je älter man wird, anfängt Dinge in einem anderen Licht zu sehen. Über Vergangenes hinauswächst. Wenn Tyler sich nicht so mies verhalten hätte, bestände sogar die Möglichkeit, dass ich diese Fahrt genossen hätte. Ich denke, ich binde mich zu schnell an Menschen.

Durch meine Gedankensprünge hätte ich fast nicht bemerkt, wie wir an der Schule angekommen sind. Ehrlich gesagt wäre ich aber auch nicht überrascht gewesen, wenn Tyler mich eine Station voher abgesetzt hätte, um seinen >Ruf< nicht zu zerstören. Er nahm mir den Helm ab, nachdem ich abgestiegen war und ich stellte fest, dass seine Miene wieder wie versteinert war. Als hätte alles was gestern passiert war nie stattgefunden. Einen kurzen Moment wirkte es, als würde er etwas sagen wollen, doch diese Last nahm ich ihm ab.

"Keine Angst, alles was gestern passiert ist bleibt auch im Gestern. Tu einfach wieder so als würden wir uns nicht kennen."

Mit diesen Worten wandt ich mich schlussendlich ab und begab mich in Richtung des Haupteinganges. Gerade hatte ich mich gefreut, dass wir so früh losgefahren waren und noch kaum jemand da war, als ich doch tatsächlich die Personen erblickte, die ich am meisten vermeiden wollte.

Neben der Tür stand Valentina mit ihrer neuen besten Freundin Alicia und...Jason. Dieser hatte den Arm um die Brünette geschlungen und flüsterte ihr gerade irgendwas ins Ohr woraufhin sie gezwungen lächelte und in meine Richtung schaute. Wieviel Zeit ich doch mit ihr verschwendet hatte.

Aber vielleicht war das auch ganz gut. Ich sollte einen Schlussstrich ziehen. Mit meiner Vergangenheit abschließen und aus dieser bescheuerten Opferrolle hinauswachsen. Ich brauchte keine Freundin um mich zu verteidigen, ich war alt genug um selber für mich einzustehen. Außerdem habe ich Valentina in den letzten Monaten schon viel zu viel durchgehen lassen. Dauernd hat Sie mein Essverhalten kritisiert, als ob ich mir da mit meinen 60kg Gedanken drüber machen müsste. Und vor anderen hat Sie immer versucht mich als graue Maus darzustellen, nur weil ich mich nicht so billig vehielt wie manch andere und mir etwas an meiner Zukunft lag.

Ein Neuanfang. Das brauchte ich.

Auch wenn Tyler keine Konstante in meinem Leben werden würde, so war er doch wie der Sonnenaufgang eines neuen Tages, der die ganze Welt in ein anderes Licht rückte. Ich beschloss auf dem Weg in meine Klasse noch heute meine Tante darum zu bitten meinen Führerschein machen zu dürfen. Sie wollte mich schon am Tag meines siebzehnten  Geburtstages dafür anmelden, doch wegen meiner Eltern und weil ich ihr keine zu große finanzielle Last sein wollte, hatte ich diesen Vorschlag abgelehnt und von da an bis heute, also fast ein ganzes Jahr verdrängt. In der Zwischenzeit habe ich nun aber sogar auf einem Motorrad gesessen und meine Tante war inzwischen Oberärztin. Außerdem würde ich bald meinen Abschluss machen, also musste ich ohnehin selbstständig werden, dann doch lieber mit familiärer Unterstützung, oder? Die Erzählungen von Tylers Familie, haben mir in dieser Hinsicht die Augen geöffnet. Tante Lia wollte seit Tag eins nur das beste für mich. Sie war das gutherzige Ebenbild meines Vaters und behandelte mich bedingungslos wie ihre eigene Tochter.

Mit meinem neugewonnen Selbstvertrauen begab ich mich in den Klassenraum, nur um dort...ein anderes Mädchen auf meinem Platz zu erblicken?


Badboys need GoodgirlsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt