Kapitel 4

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Da ich ihm nicht wirklich auf die Essensfrage antwortete, brachte er mir ganz verschiedene Sachen zu Essen.
Irgendwie war alles möglich dabei, aber hauptsächlich waren es Fleischgerichte.
Ich war ehrlich gesagt skeptisch bei der ganzen Sache.
Warum zeigte er bitte auf einmal dieses Verhalten?
Wenn ich ihn so beobachte schien es ihm gar nicht klar zu sein, dass sein Verhalten irrational ist. Er verhielt sich mehr als seltsam. 
Ich hätte am liebsten wesentlich mehr Abstand zu diesem Kian gehabt, doch ließ diese verdammte Fessel nicht zu. 
,,Du wirst dich schon an das alles gewöhnen", sagter er mit ruhiger Stimme. 
,,Aber iss nun etwas", forderte ich mich einen Augenblick später wieder mit etwas strengerer Stimme auf. 
Ich seufzte leise. 
Eine Wahl hatte ob ich esse hatte ich offensichtlich nicht. Man ließ mir nur die Wahl, was ich essen wollte...
Ob da wohl irgendetwas drin war um mich ruhig zu stellen?
Unsicher ließ ich meinen Blick über die Speisen schweifen.
Es kam vermutlich darauf an ob ihnen etwas an meinem Überlegen liegt. 
Immerhin ging es bei solchem Zeug auch immer um die Dosierung. Zu wenig, würde dazu führen, dass die Wirkung nicht das ist was sie wollen. Zu viel könnte mich gut und gerne umbringen. 
Es war also vielleicht in allem ein Wenig drin oder nur in einem oder zwei Gerichten und wenn ich sie zusammen aß, hatte ich wohl Pech gehabt. 
Schlussendlich doch recht wahllos, griff ich nach irgendeinem Gericht und fing an zu essen. 
Der Typ behielt mich dabei die ganze Zeit im Auge. 
Es war unangenehm, vor allem da er keinen Ton zu mir sagte und mich nur anstarrte. 
Ich sah da doch lieber beim Essen woanders hin und ließ meinen Blick aus dem Fenster streifen.
Ich musste wohl in einem höheren Stockwerk sein. Immerhin konnte ich nur auf die Bäume blicken und sah keinen Boden. 
Die Situation ließ mich kaum einen Bissen runter bekommen, doch quälte ich mich irgendwie dadurch. 

Ich hatte gerade den Teller leer, als ein lautes Heulen die Stille unterbrach.
Erschrocken zuckte ich zusammen und der Teller fiel von meinem Schoss. 
Schneller als ich blinzeln konnte, war Kian nach vorne geschnellt und hatte den Teller, inklusive Besteck aufgefangen. 
Verwirrt blinzelte ich. 
Was zur Hölle war das gerade?
Das war viel zu laut für einen Hund.
Unsicher wanderte mein Blick von Kian zum Fenster und zurück.
,,Ach ihr Menschen seit viel zu schreckhaft. Das musst du in Zukunft noch ablegen", sagte Kian aber nur und stellte den Teller und das Besteck beiseite.
,,W-Was war das?", rutschte es mir raus bevor ich noch darüber nachdenken konnte.
,,Das Heulen? Das war der Alpha."
Irritiert sagmh ich Kian an.
War Alpha nicht der Typ der vorhin auch hier im Zimmer war? Der der so aggressiv war?
,,Warum?", fragte ich nur leise.
Kian zuckte mit den Schultern: ,,Sowas machen Werwölfe halt zwischendurch."
Entgeistert sah ich ihn an.
Werwölfe?
Oh ha...
Ich war wirklich bei Geisteskranken gelandet, oder?
Die hielten sich doch nicht ernsthaft für Werwölfe...
Das konnte doch niemand wirklich glauben. Die brauchten wahrscheinlich hier alle eine Einweisung in eine spezial Klinik.
Wenn die das wirklich so abzogen und daran glaubten, bräuchten die alle dringend Hilfe.
Für mich hieß es aktuell nur, dass ich sie noch viel weniger einschätzen konnte.
Was wollten sie dann wohl von mir?
Mich am nächsten Vollmond fressen?
Das taten Werwölfe doch... glaube ich jedenfalls.
Bei den Fällen von angeblichen Werwölfen in der Geschichte sind ja immer Menschen ums Leben gekommen.
Darauf konnte ich gut und gerne verzichten.
Aber wer weiß, vielleicht hatte ich Glück und die Polizei würde mich schnell finden.
Sonderlich vorsichtig sind die Typen nicht vorgegangen. Vermutlich sind sie auf weit mehr als einer der autonomen Überwachungskameras zu sehen und es läuft schon die Großfahndung.
So lange musste ich eben mit diesen Typen hier irgendwie auskommen.
Am besten wäre es wohl wenn ich versuchte so neutral wie nötig zu sein.
,,Du nimmst das alles recht gut auf", bemerkte meinen Gegenüber: ,,Normalerweise drehen Menschen immer am Rad, wenn sie von unserer Existenz erfahren."
Ich zog die Augenbrauen nach oben und sah ihn einen kurzen Moment an. Auch wenn ich mich wirklich zusammenreißen musste nicht irgendwas unüberlegtes zu sagen.
Wer konnte schon sagen, ob der Typ beim kleinsten Kommentar, der nicht seiner Weltansicht entsprach, total am Rad drehen würde.
Und wenn ich das vermeiden könnte, würde ich das wohl am besten tun.
Es konnte sich ja immerhin nur um wenige Tage handeln, bis die Typennhier auffliegen und dieser ganze Horror ein Ende hat.
Meine Eltern würden sicherlich der Polizei ziemlich sicher Beine machen. Immerhin könnte das ja auch eine politische Tat sein, aus ihrer Perspektive.
Kian sah mich wieder genau an.
Seine Grüne Augen schienen förmlich in mich hinnein zu sehen.
,,Ihr Menschen seit wirklich faszinierend. Doch freue ich mich schon auf den Tag, wo du mich endlich völlig verstehen wirst."

Wolfsseele - Geliebt von einem WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt