Kapitel 20

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Um mich herum diskutierten die Werwölfe das was dieser Überalpha gesagt hatte. Vor allem nachdem einer der Alphas mit seiner Gefährtin gegangen war. Ich hatte ihn aufgrund der Distanz nicht wirklich gesehen, aber laut der Werwölfe um mich herum war sein Blick wohl mörderisch. Auch der andere Alpha wirkte wohl überhaupt nicht begeistert, blieb aber wohl hier und diskutierte mit seinen Sitznachbarn.
Kian hingegen schien das fast schon kalt zu lassen. 
Mit einem Pokerface saß er da und reagierte auf keine der Unterhaltungen um uns herum. 
Ich wusste auch nicht wie ich ihn jetzt einschätzen sollte. 
So ging es über Stunden weiter. Früher später verschwand auch der andere Alpha mit seiner Gefährtin und danach schienen die Diskussionen noch mehr auszuarten. 
Das wir hier noch saßen schien eher weniger eine Rolle zu spielen. 
Vielleicht lag es aber eben auch daran, dass Kian das alles hier überhaupt nicht zu betreffen schien. 
Er mischte sich auch überhaupt nicht mehr in die Gespräche um uns herum ein. 
Auch sprach keiner mehr mit ihm. Man könnte glatt meinen wir wären auf einmal in dieser großen Personenmenge unsichtbar geworden. 
Unsicher sah ich zu Kian hoch. 
Ich wusste ehrlich gesagt selbst nicht was ich von der ganzen Angelegenheit halten sollte. 
Wenn ich das zuvor gesagte wirklich richtig verstanden habe, wäre ich wohl zumindest Kian wieder für ein paar Wochen los. Auch wenn es leider nicht hieß, dass ich Ruhe vor den Werwölfen hätte oder eine Chance auf Flucht. 
Irgendwie fand ich es auch bedenklich, dass die anderen Werwölfe mit Gefährten sich so aufregten, aber Kian so ruhig blieb. 
Vielleicht lag es einfach daran, dass die anderen beiden Alphas waren und Kian nicht, doch fand ich es seltsam. 
Und in Anbetracht dessen, dass Kian auf mich nicht wirklich emotional stabil wirkte, noch weniger als die andere Werwölfe hier, machte ich mir sorgen.
Wahlweise konnte es ihm also passen, dass ich sicher 'weggesperrt' war oder es passte ihm überhaupt gar nicht und die Bombe, die er in meinen Augen eben war, drohte bald zu explodieren, wenn der letzte Tropfen das Fass zum überlaufen brachte. Da wollte man sicherlich nicht in der Nähe bleiben wenn es soweit war. Nur leider hatte ich da wohl keine Wahl. 

Nach einer gefühlten Ewigkeit sprach Kian doch wieder. 
,,Komm Mirco, ich will mir etwas die Beine vertreten", sagte er mit ruhiger Stimme. 
Die Werwölfe um und herum verstummten. 
Kian verdrehte nur die Augen und deutete mir aufzustehen. 
Rasch kam ich seiner Aufforderung nach. Ich würde sicherlich alles tun um kein Öl in das Feuer zu gießen. 
,,Hier lang", sagte Kian, weiter so unheimlich ruhig und ich lief ihm rasch nach. Dabei hatte ich jedoch im Dunkeln doch mehr Mühe als wenn es hell gewesen wäre. Der Boden war uneben und ich stolperte mühevoll hinter ihm her. 
Kian lief dabei aber nicht zu rasch, er war sich also ziemlich klar, dass ich meine Schwierigkeiten hatte ihm zu Folgen. Aber er sagte kein Wort mehr zu mir und das wurde mir mit jeder Sekunde immer unheimlicher. 
,,Kian?", wagte ich es dann doch mich bemerkbar zu machen. 
,,Ja?"
,,Müssen wir so durch den Wald laufen? Wir Menschen sind im dunkeln ziemlich blind und ich würde mir hier wahrscheinlich noch die Beine brechen."
,,Dann würdest du zumindest keinen Fluchtversuch starten können während ich weg bin."
,,Ist das ehrlich deine größte Sorge?", fragte ich ihn. 
Abrupt drehte sich Kian zu mir um.
,,Nein, ist es nicht", fuhr er mich an. Erschrocken zuckte ich zusammen.
Ich hab es wohl doch wieder unbewusst übertrieben.
,,Mein einziges Lebensziel ist es für uns beide ein sicheres Leben zu haben! Du hast da nur einfach überhaupt kein Verständnis für und ich hab mehr als genug davon, dafür selbst Verständnis vorheucheln zu müssen. Ich habe auch Gefühle. Ich habe auch Bedürfnisse. Und unser aller Alpha hat mir ganz klar versprochen, dass auch meine Seite dann erfüllt wird, wenn dieser Krieg vorbei ist und mein Alpha den zweiten Biss setzt in einem unserer wichtigsten Rituale. Danach wirst du mich endlich verstehen können. Und glaub mir ich bete, dass das hier schnell passiert und ich auch endlich mal glücklich sein darf."
Ein lautes Knacken, gefolgt von einem Heulen und dem brechenden Geräusch von Ästen und Zweigen.
Ich war allein. 
Kian hatte mich wirklich hier allein im Wald zurückgelassen. 
Mit allem was hätte passieren hätte können, habe ich doch irgendwie nicht damit gerechnet. Viel mehr eher damit, dass er mich nochmal beißen würde. 
Das hier war wirklich wohl für mich fast der günstigste Fall. Nur saß ich jetzt eben allein, im Dunkeln, im Wald fest. 
Aber das gab mir zumindest die Gelegenheit über das gesagte etwas nachzudenken. 
Krieg und seine Gefühle.
Das war mal eine ganz seltsame Kombination. 
Für mich selbst war dann doch aber der Kriegsteil beunruhigender. 
Gegen wenn führten die bitte Krieg? Gegen ein Land? Im Untergrund gegen die Regierung? 
Bei einem offene Krieg gegen die Menschheit hätte doch garantiert irgendein Präsident einen roten Knopf gedrückt, oder? 


Wolfsseele - Geliebt von einem WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt