Kapitel 30

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Das große Drama schien vorbei zu sein und ich war leider immer noch hier. Der Arzt musste irgendein Wunder oder so vollbracht haben, aber körperlich habe ich mich wahrscheinlich noch nie so gut gefühlt. In wie weit das mit meiner Wandlung in Werwolf zu tun hatte, war dabei ein Aspekt den ich lieber ignorierte. 
Auch wenn ich irgendwie wusste, dass das nun die Realität war, wollte ich es schlicht und ergreifend nicht wahrhaben. 
Ich wollte nicht wissen, dass ich mich von nun an in ein riesiges Wolf verwandeln konnte. Ich wollte nicht wissen, dass ich selbst das Wesen aus meinen Alpträumen geworden war. 
Und am allerwenigsten wollte ich von dieser ständig fühlbaren Verbindung zu Kian wissen. 
Vor allem der letzte Punkt war einer der besonders meine Seele quälte.
Ich wollte ihn nicht mögen. Er war ein Ekel, ein Arsch, der keinerlei Rücksicht auf mich nahm und immer nur das zu tun schien was er für richtig hielt oder ihm irgendein Alpha befahl.
Und trotzdem fühlte ich diese Verbindung. Es fraß mich förmlich innerlich auf.
Ich sollte doch von ihm fort wollen. So weit weg, wie es auf der Erde nur möglich war, doch allein der Gedanke ließ ein stechenden Gefühl in mir aufwallen.
Irgendetwas in mir, was garantiert vor diesem Verwandlungsding in mir war, wollte seine Nähe, wollte bei ihm sein.

,,Hey ...", langsam betrat Kian wieder den Raum. Er war zuvor wegen irgendwas weg gewesen und hatte mich hier in diesem Zimmer, wo ich schon die ganze Zeit war, gelassen.
Seine Stimme sorgte gleich für eine angenehme Gänsehaut auf meinen Armen, auch wenn ich in meinen Kopf am liebsten das Schreien angefangen wäre.
Warum fühlte ich nur so? Ich will das doch gar nicht ...
,,Möchtest du vielleicht mal wieder nach draußen?", fragte Kian besorgt klingend nach.
Ich hatte für mich selbst entschieden, dass es wahrscheinlich für mich besser wäre, schwächer zu tun als ich wirklich gerade war. Wer wusste schon was Kian wieder anstellen würde, wenn er wüsste, dass es mir wieder gut gehen würde. Lieber tat ich schwach und krank, als mir das nächste was er plante auch noch an zu tun.
Schweigend schüttelte ich den Kopf und sah zum Fentser hinaus.
Ich hörte Kian leise seufzend und ihn näher an mich heran treten.
,,Mirco ... Ich bin mir relativ sicher, dass es dir gut tun würde mal nach draußen zu kommen. Du bist immerhin  jetzt auch ein Werwolf. In der Natur und an der Seite unseres Gefährten fühlen wir uns eigentlich immer am wohlsten."
Erneut schüttelte ich den Kopf, auch wenn ich in meinem Inneren gegen den Teil von mir ankämpfen musste, der dem nachgeben und ihm recht geben wollte.
,,Bitte ... Ich mach mir wirklich sorgen um dich."
Dieses mal verkniff ich mir jede Reaktion. Sonst wäre ich noch verleitet ihn anzusehen und das machte es gefühlt nur noch schwerer für mich nicht zu allem was er wollte 'ja und Armen' zu sagen.
Erneut seufzte er.
Doch dann, ohne das ich damit gerechnet hatte griff er nach mir und hob mich aus dem Bett.
,,Verdammt Kian! LASS Mich RUNTER!"
,,Nein das werde ich nicht. Du musst mal wieder an die frische Luft und im Idealfall dich sogar in deine Wolfsform verwandeln. Das wird dir gut tun."
,,Warum kannst du nie akzeptieren, dass ich das nicht will", rief ich ihm entgegen, ,,Warum spielt nur deine Meinung eine Rolle, aber nie meine?! Ich wollte nie an deiner Seite sein, du hast aber anders entschieden. Ich wollte nie ein Werwolf sein, aber du hast anders entschieden.
Und jetzt kannst du mir meine eigenen Autonomie nicht mal bei einer so kleinen Sache lassen, wie das ich einfach im Bett bleiben will?
Scheiß doch drauf was besser für mich wäre, dass hat dich doch vorher auch nie interessiert.
Ich hab vor dieser Verhandlung und auch danach gelitten wie ein scheiß Hund! Und es war dir egal. Du wusstest was das für Konsequenzen haben kann, da brauchst du mir nichts anderes erzählen. Hier geht es doch eigentlich immer nur darum, was für dich oder die anderen Werwölfe gerade am besten ist."
,,Mirco bitte... Ich liebe dich doch", sagte er mit besorgter Stimme.
,,Den Teufel tust du", spuckte ich ihm förmlich entgehen, ,,Denn wenn du mich lieben würdest wäre all das hier nicht passiert. Du hättest nicht zugelassen, dass man mich entführt und einsperrt. Und vor allem hättest du nicht zugelassen, dass man mir weh tut und hättest mir auch nicht selber weh getan.
Das was ihr Werwölfe fühlt ist so einiges aber keine Liebe. Besessenheit, ja und solltet ihr ehrlich nichts dafür können tut es mir für diese Art leid. Aber es ist keine Entschuldigung so mit mir umzugehen, wie du es getan hast. Und anscheinend sind ja auch nicht alle Werwölfe so oder glaubst du etwa ich hab nicht mitbekommen, dass die anderen zwei Werwölfe mit menschlichen Gefährten sich denen gegenüber besser verhalten haben?"

Wolfsseele - Geliebt von einem WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt