Kapitel 29

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Der Ausdruck auf dem Gesicht des Arztes sorgte viel mehr dafür, dass ich mir sorgen machte als alles andere. 
Ich mein, Ärzte, auch wenn ich es bei den Werwölfen bisher nicht immer so erlebt habe, waren Experten was die Gesundheit anging. Wenn diese offensichtlich besorgt aussahen und sogar rannten und Aufträge brüllten ihnen dieses oder jenes zu holen. 
Ich sollte mir also wahrscheinlich ernsthafte sorgen um meine Gesundheit machen. Und wahrscheinlich täte ich dies auch, wenn es nicht quasi eine der ersten Handlungen des Arztes gewesen wäre mir irgendwas zu spritzen. 
Vermutlich wollte ich nicht wissen was in dem Zeug war, aber es ließ mich verdammt leicht fühlen sowie meine ganzen Schmerzen verschwinden. Das Mittel hätte ich zwar wesentlich mehr in den letzten Tagen gebrauchen können, doch besser spät als nie. 
Leider schien es nur meine Sinne etwas zu verzerren. Es war als wäre alles um mich herum in einem Moment in Zeitlupe und im nächsten Moment zu rasen. Dann erschien es manchmal normal und dann wieder nicht. Doch das war eine Nebenwirkung mit der ich aktuell zumindest recht gut damit leben konnte.  
Aber es schien wirklich nicht gut um mich zu stehen.
Hin wieder sah ich Kian aus meinem Augenwinkel und er sah verdammt blass um die Nase herum aus. 
Sogar sein Alpha und der andere Alpha waren bereits da gewesen. Diese Frau hatte dann wohl beide ziemlich angefahren, aber das war in einem Moment wo alles so rasend schnell an mir vorbei ging, sodass ich nicht wirklich etwas mitbekommen hab.
Ich merkte hauptsächlich nur, dass mir irgendwelche Dinge gespritzt wurden und ich meinte sogar eine Infusion gerade zu bekommen.
So entsetzt wie alle hier aussahen, war das wohl nichts was wirklich normal war.
Auch wenn ich ehrlich sagen musste, dass die Situation vor dem Mittel doch sehr meinen Vorstellungen von Schmerzen entsprach die man empfinden sollte, wenn man seine Gestalt zu einem völlig anderen Lebewesen geändert hatte. 
Es war wohl offensichtlich nicht alles nach Plan gelaufen. Verdient hatten sie es ja, auch wenn es leider gerade auf meine kosten zu scheinen ging. Sie oder zumindest Kian hätten es verdient, dass rein gar nicht so läuft, wie sie es wollten.
Dafür hatten sie mir und so vielen anderen Menschen genug leid angetan. 
,,Mirco?", hörte ich irgendwen mich ansprechen und jemand schien mich zu schütteln. Die Stimmen um mich schienen lauter zu werden. Unwillig verzog ich mein Gesicht.
Konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Zumindest so lange wie dieses seltsame Zeug wirkte und ich mich so gut fühlte wie seit Tagen oder Wochen nicht mehr. 
Doch dann kam ein lautes Piepen in meinen Ohren dazu und dann war ich auf einmal raus.

Ich wurde, wie es schien, nur Stückweise wieder wach und mein Gehirn und mein Tast und Gehörsinn waren die ersten die wieder meiner Kontrolle unterlagen.
Ich fühlte mich relativ ... normal, wenn es überhaupt so ein Gefühl gab.  
,,Wird er wieder aufwachen?", hörte ich Kians Stimme fragen.
Ein seufzen folgte darauf.
,,Das ist so aktuell schwer einzuschätzen. Ich habe dem Alpha auch gesagt, dass seine Idee eine furchtbare Idee ist. Aber er wollte nicht auf mich hören. Dabei ist die Geschichte des ersten Wandlungsbisses eigentlich jedem Werwolf eine Warnung. Wie konntest du das nur deinem eigenen Gefährten antun?"
,,Ich ... Ich weiß es nicht Patrick. Ich war so unglaublich besessen darauf, dass er endlich so sein würde wie ich und das selbe spüren würde. Als Mensch hatte er ja nur Angst vor mir. Ich wollte endlich den zweiten Teil meiner Seele bei mir haben."
,,Das hast du so auch schon fast erreicht. Da du ihn schon als deinen Gefährten markiert hast, wärst du mit ihm gestorben. Das ist dir hoffentlich klar. Ganz davon abgesehen, dass ich wirklich kein Freund von Menschen bin, aber das war selbst für meine Verhältnisse etwas fiel..."
,,Meinst gerade du, dass du wirklich hier den Moralapostel spielen kannst?!"
Es aar mehr als offensichtlich, dass der andere Mann bei Kian einen Nerv getroffen hatte und daher dessen Laune umschwang. Es war beinahe schon lustig zu erleben, bzw zu hören, dass es anscheind nicht nur mich ständig mit seinen Launen traf.
,,Was willst du damit sagen?", fragte der andere Mann nach, klang aber wesentlich ernster, ja fast bedrohlich.
,,Mein Gefährte hat sich zumindest nicht umgebracht", brachte es Kian hämisch hervor.
,,Ich sagte bereits: mit Menschen kann ich nicht viel anfangen. Auch nicht wenn es meine eigene Gefährtin war. Das sie gestorben ist, ist sicherlich nicht ideal für mich, aber da ich sie noch nicht gebissen hatte, kein wirkliches Problem von mir. Und ich muss mir sowas sicherlich nicht von jemanden sagen lassen, der seinen Gefährten fast hat verdursten und verhungern lassen. Den jeder Welpe weiß doch, dass schon im Umwandlungsprozess vor der ersten Verwandlung der Körper ein wesentlich größere Maß an Nahrung braucht. Aber dir scheint es ja entfallen zu sein."

Wolfsseele - Geliebt von einem WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt