Kapitel 26

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Es war die Hölle. Ich wollte schreien und um mich schlagen, doch konnte ich es einfach nicht. Ich hatte schlicht und ergreifend keine Kraft mehr dafür.
Ich wusste nicht wie lange ich in diesem Zustand war, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor. 
Was hatten sie bloß mit mir gemacht?
Es war doch eigentlich nur ein Biss wie der andere zuvor...
Doch schien es den Werwolf, der mich gebissen hatte nicht zu kümmern. Nur Kian war immer um mich herum. Und auch wenn er Anfangs ruhig gewirkt hatte, nahm dies mit jedem Tag ab. Man könnte glatt meinen, dass er meinen Anblick fast schon nicht mehr ertragen konnte, was gerade in Anbetracht dessen, dass er mich ja in die Situation gebracht hat, ironisch war. Es war seine Schuld, dass es mir so schlecht ging. Das war garantiert nichts was ich mir ausgesucht hatte oder was ich irgendwie verschuldet hatte. Er hat mich her gebracht und vermutlich war die ganze Nummer mit dem Biss aus irgendeinem Grund geplant. Vermutlich war es das, was ich gerade erlebte, dass was die Frau gemeint hatte mit Folter. 
In Anbetracht meine Schmerzen passte es auch gut. Auch wenn ich ehrlich nicht verstand woher die Schmerzen in dem Ausmaß kamen. Ja, der letzte Biss hat mir auch Schmerzen bereitet, aber das hier war anders. Dagegen war das vorherige gar nicht gewesen. Es fühlte sich förmlich an als würde der Schmerz wie Flammen durch meinen Körper lodern. 
Ich hatte kaum noch Kraft für irgendwas. Mein Körper wurde von unkontrollierbaren Zittern geschüttelt und mein Hals schmerzte so sehr, dass ich nicht mal mehr schreien konnte. Ich verlor, zumindest glaubte ich es, immer wieder mein Bewusstsein. Zumindest war es plötzlich mal hell, mal Dunkel. Mal war Kian da und mal war er es nicht. Anders konnte ich mir diese abrupten Änderungen jedenfalls nicht erklären. 
Kian versuchte auch immer wieder mit etwas zu Essen oder Trinken einzuflößen. Das war aber eher vom mäßigen Erfolg gekrönt. Aber vermutlich musste er es wohl versuchen, damit ich nicht schlicht weg verdurstete. 
Ein Arzt, selbst der Irre Werwolfdoktor, kam nicht einmal vorbei und auch ein Schmerzmittel bekam ich nicht. 

Ich wurde wieder wach. Wusste erneut nicht wie lange ich weg war. Doch diesmal war Kian wieder hier. Er saß neben mir auf dem Bett und streichelte allen ernstes über meine Haare.
Ich hätte wirklich gern zumindest den Kopf weg gedreht, doch war ich einfach nur noch zu schwach. Wie lange sollte das noch so gehen? Ich konnte ehrlich nicht mehr. 
So gut es ging sah ich Kian in die Augen, der meinen Blick erwiderte.   
,,Es wir alles gut werden, versprochen", meinte ich ihn leise zu hören. Doch traute ich meinen Sinnen allgemein nicht mehr. Vielleicht wollte ich das gerade einfach nur hören und mein Gehirn hat es zusammen gebastelt.
,,Heute Abend ist es vorbei. Dann wird alles wie es sein soll und du verstehst mich endlich besser."
Vielleicht fantasierte ich es mir aber dann doch nicht zusammen. Zwei Sätze, die miteinander im Kontext standen, ist dann doch eher unwahrscheinlich. 
Also hörte ich wahrscheinlich doch etwas was Kian wirklich sagte. 
Heute Abend ist alles vorbei...
Mittlerweile konnte es doch eigentlich nur noch etwas gutes für mich heißen oder? Konnte es noch irgendwie schlimmer kommen? Hoffentlich nicht. 
Doch mittlerweile sollte ich ja eigentlich wissen, dass ich bei Werwölfen immer mit dem schlimmsten rechnen musste. 
Und das ich noch lebte, zeigte mir leider auch, dass sie wahrscheinlich nicht vor hatten mich sterben zu lassen, sondern garantiert noch weitere Pläne hatten. 
Vermutlich wieder welche, die ich absolut nicht wollte. Aber das es diese gab schien für mich zumindest ein Indiz zu sein, dass ich nicht ewig weiter so leiden müsste. So, wie es mir jetzt ging, war ich jedenfalls meiner Meinung nach nicht zu gebrauchen. 

Zeit verging, dieses mal ohne das ich erneut das Bewusstsein verlor. Irgendwas hielt mich wach. Vielleicht war es das ungute Gefühl welches Kian mit verpasster. 
Er war unruhig. Lief immer wieder einige Minuten im Zimmer auf und ab, setzte sich dann wieder zu mir, nur um dann keine fünf Minuten später erneut aufzustehen. Das machte das alles für mich nicht besser. Seine Unruhe schien sich ziemlich direkt auf mich zu übertragen. Es war mir eigentlich schon seit dem Überfall zuhause alles zu viel, doch steigerte sich alles immer noch weiter. Die Schmerzen, die Unruhe, die Angst... es war einfach nicht mehr auszuhalten. 
Doch auch Kian schien es nicht mehr auszuhalten, was auch immer es nun gewesen war, was ihn so unruhig gemacht hatte. Er drehte sich zu mir und sagte: ,,Es geht los."
Verwirrt hätte ich am liebsten gefragt was er meinte, doch kam er schon auf mich zu, hob mich hoch und trug mich aus dem Zimmer nach draußen.
Ich nahm nicht wirklich viel war, merkte jedoch, dass wir nach draußen gingen. Wieso zur Hölle brachte er mich denn nun raus? 

Wolfsseele - Geliebt von einem WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt