Kapitel 17

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Es schien sich zu bewahrheiten, dass die anderen Werwölfe von nun an einen großen Bogen um mich zu machen schienen. 
Vielleicht lag es aber auch daran, dass Kian mein ständiger Wächter war. 
Ich hatte den Verdacht, dass er doch vielleicht misstrauisch geworden ist durch meine Reaktion seit dem Vorfall.
Er ließ mich quasi gar nicht mehr allein und folgte mir auf Schritt und Tritt. 
Ständig behielt er mich mit Argusaugen im Visier. 
Keinen Schritt konnte ich ohne ihn tun. 
Es war eigentlich sogar noch schlimmer als in diesem Haus, in dem sie mich zuvor eingesperrt hatten. 
Ich wusste ja, dass er mich einfach für einige Zeit allein lassen müsste und ich dann vermutlich keine schlechten Chancen hatte diesem Monsterverein hier zu entkommen. 
Aber so war es mir schlicht und ergreifend unmöglich. 
Man musste Kian aber zumindest lassen, dass er mich seit dem Vorfall mit den anderen Werwölfen viel besser behandelte. Ich bekam regelmäßiger etwas zu essen und zu trinken. Er fragte mich sogar ob ich irgendwelche Wünsche hätte und versuchte sogar diese zu erfüllen. 
Darüberhinaus schien er auch allgemein 'näher' zu kommen. Auch wenn er zuvor nicht immer so viel Abstand zu mir eingehalten hat, wie es mit in der Situation als sein Entführungsopfer lieb war, kam er mir jetzt noch näher. Setzte sich genau neben mich, sodass wir einander berührten, nahm beim gehen meine Hand und so weiter. 
Wenn das hier ein schlechtes Romantasy Buch wäre, wäre ich sicherlich schon seinem 'Charme' erlegen und würde ihn anschmachten. Aber das hier war garantiert nicht sowas. 
Ja, ich war zwar Schwul und konnte es nie in meinem bisherigen Leben ausleben, doch war ich sicherlich nicht so verzweifelt. 
Ich musste eben einfach nur den passenden Moment abwarten und dann wäre ich von ihm frei. 
Hoffentlich würde die Polizei auch wirklich etwas gegen diese Monster hier unternehmen können und sie würden mich nicht einfach nur für verrückt halten. 
Aber eigentlich müssten sie mir ja glauben, immerhin gab es sicherlich noch die Überwachungsaufnahmen aus dem Haus und Garten meiner Eltern. 
Zumindest Kian hatte sich ja auf jeden Fall bei uns im Haus verwandelt. 

,,Komm, ich möchte dir was zweigen", sagte Kian. Wir waren locker schon eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs. 
Ich hatte ihm gesagt ich wollte mir etwas die Beine vertreten und seit dem sind wir durch die Gegend gewandert. Für ihn wirkte das dabei hoffentlich möglichst ungeplant. Ich selbst hingegen lief mit voller Absicht, beziehungsweise hoffte ich, dass ich das Tat, in immer größeren Kreisen um unser Zelt. 
Wenn er schon so offen mit mir spazieren gehen würde, konnte ich die Zeit eben doch ausnutzen um meine Fluchtroute zu planen.
Möglichst unauffällig versuchte ich dabei Landmarken auszumachen, denen ich im Fall der Fälle bestmöglichst Folgen konnte. 
Ich musste eigentlich nur noch herausfinden, welche die beste Fluchtrichtung war, in die ich möglichst schnell zurück zur Zivilisation kam. 
,,Wohin denn", fragte ich Kian. Denn eigentlich wollte ich nicht von meinem Plan abweichen. Aber einfach so 'Nein' zu sagen könnte doch eher dazu führen mich in seinen Augen verdächtig zu machen. 
,,Vertrau mir einfach."
Ähm ... Nein, das wollte ich eigentlich nicht. 
Einem Werwolf zu vertrauen schien doch eher unklug zu sein und auch das schien man mir völlig offensichtlich im Gesicht ablesen zu können.
Kian seufzte einmal übertrieben laut und verdrehte etwas die Augen.
,,Ihr Menschen seit verdammt nachtragend."
Trotz allem überwund er, die doch schon vorher, recht kleine Distanz und hob mich hoch.
Natürlich tat er dies so schnell, dass mir quasi nichts anderes übrig blieb, als mich an ihm festzuhalten. 
Er wartete auch nicht mehr ab, bis ich mich gefangen hatte, sondern machte sich gleich in seiner Werwolfgeschwindigkeit auf den Weg sonst wo hin.
Meine Augen konnte damit einfach nicht mithalten, alles war verschwommen.
Es dauerte diesmal auch eine gefühlte Ewigkeit, bis wir Kians Ziel erreicht hatten. 
Als er endlich langsamer wurde, brauchte ich einen Moment um alles wieder klar sehen zu können. 
Wir waren mitten im Wald. Nicht weit entfernt konnte man ein paar der Werwölfe in Gestalt sehen, die langsam umherwanderten.
,,Wo sind wir?", fragte ich leise.
,,Ganz einfach. An der Grenze des Territoriums."
Okay? Und was machten wir hier nun?
Welchen Sinn sollte es für Kian haben mich hierher zu bringen?
,,Schau dich um", sagte er, ,,Wie viele Werwölfe siehst du abgesehen von mir?"
Etwas verwirrt von der Anweisung tat ich was er wollte. 
,,Sieben", antwortete ich.
Ein grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
,,Verdoppel die Zahl und du bist ungefähr richtig."
,,Okay ... Und was soll mir das jetzt sagen?"
,,Ganz simple. So wie hier sieht die Grenze überall um uns herum aus und das auch nur aus einen gutem Grund. Der Gefährtin eines der Alphas und dir."
Irritiert sah ich Kian an.
,,Ich bitte dich. Du bist ein furchtbarer Schauspieler. Du meinst wirklich ich hab nicht mitbekommen, dass dir Fluchtgedanken gekommen sind? Dass du absichtlich dich in bestimmten Mustern bewegst und nur eine Gelegenheit abwartest, um Abhauen zu können?"

Wolfsseele - Geliebt von einem WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt