᯽2. 𝐾𝑎𝑝𝑖𝑡𝑒𝑙᯽

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𝐶𝑜𝑟𝑎𝑙𝑖𝑛𝑒

Die weiten Mahagonitreppen hoch gekommen laufe ich mit schnellen Schritten bis zum Ende des Flurs, und betrete den offenstehenden Raum, mit der alten Holztür. Die dunkelbraunen breiten Tische sind symmetrisch in zwei Reihen gestellt. Ausserdem haben diese aufgrund der lackierung eine glänzende Optik.

Ich bleibe an dem langen Tisch in der zweiten Reihe stehen, und lasse den Rucksack von meiner Schulter rutschen. Ehe der Griff in meiner Handfläche zum stehen kommt, und ich meine Finger die diesen vom Fallen hindern nach unten beuge, sodas mein schwarzer Rucksack in einer fließenden Bewegung unsanft neben der Bank mit einem leisen dumpfen Klang liegen bleibt wie ein schlaffer Sack.

Lustlos lasse ich mich auf die Bank fallen, und beuge mich ein wenig nach vorne, um meine Arme auf dem Tisch niederzulassen. Dieser ist etwas zu schmall, weshalb meine Hände runterhängen, und mich aufgrund meiner von natur aus etwas längeren schwarzen Nägel, ein wenig an die Klauen eines Drachen erinnern. Meinen Kopf lasse ich gleich danach langsam auf meine Arme fallen, während meine Flügel ein wenig nach unten gesenkt sind, da ich diese nicht mehr so eng an meinen Rücken gedrückt halte, ich kann spüren wie die Müdigkeit sanft eine Hand auf mir ruhen lässt, da meine Augen wieder anfangen sich etwas schwerer anzufühlen.

Ich habe aber nicht vor einzuschlafen, der erste Tag ist da eine Ausnahme, ich freu mich schon auf die ganzen restlichen Schultage, an welchen ich in den unnötigen Fächern meinen verpassten Schlaf nachholen kann.

Ich höre nach einigen Minuten dass sich immer wieder wiederholende, rhytmische Geräusch klickender Absätze vom Flur, die immer näher kommen. Daraufhin drehe ich meinen Kopf so, dass ich einen Blick sowohl auf das Lehrerpult, als auch auf die Tür habe.
Durch die gleich daraufhin eine sehr groß gewachsene Frau rein maschiert. Den Kopf hoch erhoben, und den Rücken gestrafft. Ihre Schulterblätter, sowie der kleine Buckel auf ihrem Rücken sind deutlich ausgeprägt. Die schwarzen Haare hat die ältere Frau zu einem strengen Dutt gebunden.

Sie legt den Stappel auf den Pult ab, ehe ihr Blick zu mir schnellt, woraufhin ihre giftgrünen Augen mich förmlich aufspießen. Langsam kneift sie diese etwas zusammen, während sich der eben noch gerade Strich welchen ihre roten Lippen darstellen sollen grimmig verzieht, Mrs. Betchel konnte mich noch nie leiden.

Seid letztem Jahr führen wir einen stummen Krieg miteinander. Das liegt wahrscheinlich daran dass ich laut ihr, zu vorlaut bin, und den großteil des Unterrichts verschlafe, oder Tagträume. Dennoch gute, bis durchschnittliche Noten schreibe, welche sie mit der Antwort begründet dass ich in den Tests irgendwie betrüge. Das stimmt jedoch nicht, ich kann genausogut aus einem Schulbuch lernen, wie im Unterricht aufzupassen.
Wozu soll ich stundenlang ihrer kratzigen, alten Stimme zuhören, und meine Augen damit verderben, indem ich versuche ihre furchtbare Handschrift zu entziffern, wenn eine halbe Stunde im Buch nachschauen, und eine weitere halbe Stunde Aufgaben aus diesem machen, viel besser funktionieren. Aber das glaubt sie mir nicht, dafür ist sie zu altmodisch gestrickt.

Sie lässt sich in Zeitlupe auf den Stuhl nieder, welcher gleich danach ein Knarrzen von sich gibt, als würde er vor Schmerzen aufschreien. Setzt sich ihre schmalle kleine Brille ,welche an einer dünnen Kette um ihren Hals liegt, auf den Nasenrücken. Und beginnt dann die Blätter zu sortieren, wahrscheinlich nach dem Alphabet.
So macht sie es ständig, bei allen möglichen Blättern, selbst beim austeilen leerer Blätter geht diese Frau nach dem Alphabet durch.

Derweil habe ich mich dazu entschieden, einen Blick auf meine Klasse zu werfen.
Ich erhebe mich wieder, und drehe mich um.
Es scheint nicht so als hätte sich irgendwas geändert. Es ist immernoch der selbe lästige Hauffen an sogennandten Fabelwesen wie schon letztes Jahr. Es sind jedoch auch einige neue Gesichter dazu gekommen, fällt mir soeben auf.

An jedem Tisch sitzen zwei Schüler nebeneinander. An jedem, ausser an meinem. Das ist seltsam, normalweise sind die Klassen immer so aufgeteilt dass eine gerade Zahl bei der Anzahl an Schülern rauskommt.
Das muss wohl heißen wer auch immer zu spät ist hat zum einen das Vergnügen die gesamte Stunde den ach so liebenswerten straffenden Blick von Mrs. Betchel zu ertragen. Und zum anderen sich das gesamte Jahr mit mir rumschlagen zu müssen.

Die Plätze werden nämlich nicht gewechselt, und man ist ausserdem im Grunde gesehen füreinander verantwortlich. Wenn einem irgendwas fehlt, man mal nicht da war, oder irgendwas nicht mitschreiben konnte, muss man sich da an die jeweilige Person neben einem wenden. Dasselbe gilt für Projekte, oder Gruppenarbeiten. Die werden ebenso nur mit der Person daneben gehalten.

Der laute Knall der Hand die auf meinen Tisch klatscht lässt mich zusammenzucken. Mein Herz explodiert kurz bei dem plötzlichem Geräusch. Ich drehe mich wieder um, damit ich mir das Blatt was mir hingelegt wurde anschauen kann.

Zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt halte ich es auf Augenhöhe, dabei sinke ich ein wenig auf dem Stuhl runter, um mich an diesen zu lehnen.
Meine grün-braunen Augen schweifen über das zweiseitige Papier, aufdem mein Stundenplan steht, und ausserdem mit wem aus der Klasse ich in welchem Kurs bin.
Wie schon zu erwarten entdecke ich einige Namen die ich nicht vom letzten Jahr kenne.
Doch einer lässt mein Herz einen kurzen sprung machen.

Deimos Pelfrey

Ich wiederhole den Namen probeweise nochmal in meinem Kopf. Deimos. Wer um alles in der Welt nennt sein Kind so ?. War der Name Rose seinen Eltern zu normal, und deshalb musste jetzt was kompliziertes her ?. Wie spricht man das überhaupt aus ?.
Jedenfalls sieht es so aus als würde der arme Tropf zu Mrs. Betchels neuem Liebling werden, wenn er sich nochmehr Zeit lässt.

Wenn er so drauf ist wie Rose kann ich mir sehr gut vorstellen dass er die Standpauke mit gesenktem Kopf still über sich ergehen lassen wird.
Vielleicht ist er aber auch das komplette Gegenteil seiner Schwester, und ignoriert jedes Wort dieser alten Schachtel, genauso wie ich es jedes Mal tue. Oder aber er ist einer dieser Personen die einen jedes Mal, mit jeder Entscheidung die sie treffen überraschen.

Es klingelt, und nun hat die Stunde offiziel angefangen. Der Platz neben mir ist immernoch leer, das wars wohl für ihn, er wird sowasvon fertig gemacht von dem Scheusal das nun die Anwesenheit durchgeht.

𝐹𝑎𝑙𝑙𝑖𝑛𝑔 𝐴𝑛𝑔𝑒𝑙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt