Kapitel 17

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Einmal aus einem Wald raus betraten wir die Ebene, mit kahlen Bergen und Büschen überzogen. Hier waren die Spuren im Staub deutlich zusehen. Einen ganzen halben Tag marschierten wir den fest getrampelten Weg entlang.
Bis wir wieder auf einen Wald trafen, gefüllt mit Asche. Wir waren so lange gelaufen, dass ich schon überlegte eine Pause vorzuschlagen, als wir die Asche um uns herum merkten. Wie eine feine Staubschicht hatte sie alles in Weiß und Grau gehalten. Mit jedem unserer Schritte wirbelten wir die Asche auf. „Ein Waldbrand?"
Hustend, schaute Malon mich besorgt an. „Ich weiß es nicht. Aber ihre Spuren führen hier lang. Ich spüre die Abdrücke unter der Asche deutlich. Es muss gebrannt haben, nach dem sie zurück waren. Bind dir was über Mund und Nase, damit du nicht die Asche oder Rauch Reste einatmest."
Meinen Rollkragen hoch rollend, tastete ich unter der dicken Ascheschicht nach den Spuren.
Der Boden war nicht wärmer und hier standen die Bäume alle noch. Der Wind musste die Asche hergetragen haben.
Eine gute halbe Stunde stapften wir durch die Asche, es dauerte nicht lange und wir waren beide Kopf bis Fuß grau gepudert. Die ersten abgebrannt Bäume standen da, zumindest das, was von ihnen übrig war. Vereinzelt waren sie noch immer am Kohlen.
Tote Waldtiere fanden wir zum Glück keine. Dennoch war der Schaden riesig. War das ein natürlicher Brand gewesen? Es konnte eigentlich keiner sein. Es war ein so feuchter Sommer. Die Wälder dafür nicht trocken genug. Die Sonne, geschweige den stark genug.
„Linus dahinten." Malon deutete auf eine einigermaßen frei gebrannte Stelle. Erst verstand ich nicht, was er meinte, dort waren genauso viele abgebrannt und umgekippt Bäume wie sonst auch. Dann fiel mir die niedrige Mauer auf und das Gerippe. Ein Haus.
„Sollen wir nachsehen gehen?" Kopfschüttelnd zwang ich ihn vorwärts. Wenn da wirklich noch jemand drinnen gewesen war, konnten wir ihm jetzt auch nicht mehr helfen.

Weitere Ruinen, Häuser, Ställe, Zäune. Vor 9 Tagen war doch noch allesdagewesen. Das Rudelhaus, das Schwimmbad, der kleine Hofladen. Die Häuser der Familien.
„Alles niedergebrannt. Beim letzten Mal stand noch alles." Malon griff, nach meiner Hand.
„Ich bin mir sicher, sie haben vorher heraus geschafft. Wenn wir suchen, werden wir sie sicher finden."
Langsam zog er mich über die Aschereste auf den Hauseingang eines Gerippes zu.

Ich konnte da nicht rein.

Mich von ihm lösend, sah ich zu, wie er durch die Ruinenwanderte. Auf der vergeblichen Suche nach den Bewohnern.
Eine Frau mit zwei Söhnen hatte hier gewohnt, beide hatten mich freundlich aufgenommen.
„Warum warst du überhaupt hier?"

„Ein Omega nach dem anderen verschwand aus diesem Rudel, im Abstand von mehreren Monaten. Ich hatte Hoffnung, dass ich hier Spuren finden würde oder genug Aufmerksamkeit von den Verfolgern, um selbst entführt zu werden. Damit wir endlich weiter kommen...
Sie haben michhier aufgenommen. Sich um mich gekümmert. Egal, was ich gemacht habe, sie haben mich als ihren Teil angesehen, dabei war ich nur 2 Wochen hier.
Dann kamen die Verfolger und haben alle restlichen Omegas mitgenommen, in einer Nacht alle.
Wir wurden aus unseren Betten gerissen. Mit zugebundenen Augen und Knebel im Mund wurden wir aus dem Haus gezerrt.
In die Knie gezwungen, im strömenden Regen, knieten wir draußen. Ich spürte das Zittern des Omegas neben mir. Ich konnte nichts wahrnehmen, der Boden war so aufgeweicht unter meinen Füßen.
Blind, einzig alleine auf unser Gehört vertrauend hockten wir da.
Ich weiß nicht, ob die anderen es mitbekamen.
Die anderen Rudelmitglieder, besonders die mit ihren Mates.

Halbersticktes Weinen, Wimmern und gedämpftes Schimpfen drang durch das Geheul des Windes und des Regens. Jemand wurde links von mir zu Boden gedrückt, mit dem metallischen Geruch von Blut an sich, irgendwerwar verletzt worden.

Ein Schrei ließ uns zusammen zucken. Es war der Name des Omegas bei dem mir das Gesicht von der Schwester, des Betas, ein viel.
Wir vielen um, wie Bowling kegel. Das Seil, das meine Hände hinter meinem Rückenhielt, lockerte sich. Ich zwang meine Hände durch die noch immer engen Fesseln. Ich lag zwischen den andern Omegas, manche trauten sich nicht mal, sich wieder aufzurichten. In Deckung bleibend, zog ich mit dem Knebel aus dem Mund, nach frischer Luft schnappend.
Die Augenbinde abziehend, bemerkte ich die erstickende Dunkelheit.
Hier und da blitzten die Lichter auf. Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis meine Augen, die rangelnden Umrisse vor mir wahr nahmen. Zwei Männerrangen keine 5 Meter von uns entfernt. Stöhnen und gedämpftes keuchen drang zu uns Rüber.
Das Reißen von Kleidung und Knurren zeugte von ihrer Verwandlung.

Omega SehlterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt