Kapitel 16

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„Was läuft da zwischen dir und dem Alpha?" Meinen Blick von den Spuren abwendend, schaute ich zu ihm auf. Er kniete nah neben mir.
„Was sollte da laufen?" Sein Gesicht beobachtend, versuchte ich nach dem Grund, der Frage, zu suchen. Nichts Besonderes, wie immer.
„Er hat mir geholfen. Das war alles." Uns aufrappelnd, folgten wir der Spur. Wir waren an meinem Eintrittspunkt losgegangen, hatten am Rand des Rudelgebietes übernachtet. Geschaut, ob meine Verfolger wieder auftauchen würden. Sie kamen nicht, so folgten wie nun ihren Spuren.
„Er ist so anders als Dad. Nutzt seine Dominanz weniger als er. Seine Mutter auch nicht."
Damit hatte er recht, auch wenn sie es gut zum Verhör meinerseits hätten verwenden können. Wobei sie das wahrscheinlich nicht mal in Betracht gezogen hatten.


„Ich glaube, es ist Elias nicht ganz bewusst, was seine Kräfte alles beinhalten. Seine Mutter hat es bei mir angewandt, als ich Elias und Ley ausgeknockt hatte." Ich spürte, wie Marlons Blick von den Spuren auf mich wanderte.
„Wie war es?" Leichte Besorgnis spiegelte sich in seiner Stimme wider.
„Anders als bei unserem Erzeuger, hat mich trotzdem in die Knie gezwungen. Klara hat direkt aufgehört, als ich kniete. Es war mehr eine Reaktion aus Besorgnis als aus Wut. Sie half mir direkt auf und bat mich zu erklären, was los war.
Diese Wut keimte erst auf, als ich mich meiner Erklärung fertig war. Sie unterdrückte sie und kümmerte sich darum, dass man sich um die beiden kümmerte. Sie nutzten somit beide, es nicht besonders präsent im Rudel."


Die Spuren vor uns waren so offensichtlich. Keine Spur des Versuches, sie zu verwischen. Anders als alle anderen Spuren, von ihnen, die ich je gesehen hatte. Ley hatte mir erzählt, dass es viele gewesen waren in der letzten Nacht.
„Das ist alles so offensichtlich, das kann doch eigentlich nur eine Falle sein." Murmelte Malon und zupfte einen Stoffstreifen von einem Gebüsch. „Es führt fast genau die gleiche Strecke lang, auf die ich hierherkam." Meine eigenen Spuren fast komplett über trampelt von den anderer.
„Wie kommst du darauf?" Malon das Matsch-Loch zeigen, das inzwischen ausgetrocknet war.
„Dort habe ich mich drin gewälzt, um ihren Geruchssinn zu stören." Mit den Fingern über die ausgetrocknete Erde streichend, schaute er zu mir auf. „Dein Blut." Er deutete auf ein paar dunklere Fleckenerde.
„Wieso verwischen sie ihre Spuren nicht?" Sich aufrappelnd trat er mit seinen Füßen in die Spuren, von ein paar großen Schuhen. „Ich weiß es nicht." Seite an Seite strichen wir durchs zertretene Unterlaub. „Was schätzt du, wie viele es wahren?" Achselzuckend schob ich die Äste beiseite.
„Genug, um das ganze Rudel in Unruhe zu versetzen. Ich vermute, dass sie dahinten sich getrennt haben. Dort haben sie einen Pfad geschlagen." Malon lief einige Schritte den Pfad entlang. „Auch hier sind Anzeichen, dass sie den gleichen Weg hin und zurück liefen."
Gute 4 Stunden folgten wir den Spuren, bevor wir anhielten. Etwas abseits von dem Pfad suchten wir uns ein Plätzchen. Schweigend bauten wir uns Lager auf. Wärme durchs Feuer und ein Hängezelt, das einen schützt. Ein eher ungewohnter Luxus. Vom Boden abgehoben hingen wir beide in unseren Zelten. Seine Schuhe rausstellend beobachte Malon, wie ich meinen Oberschenkel massierte. Er war geschwollen, wogegen ich nichts machen konnte außer ruhen.

„Wie verletzt warst du?" Meine Jacke zu ziehend fischte ich nach der Wasserflasche, die an meinem Rucksack hing. „Schlimmer als die letzten Male. Mein Oberschenkel gebrochen und mein Brustkorb zerkratz. Ein paar Bisswunden hier und da. Prellungen und 'ne menge blaue Flecken. Inzwischen geht's wieder einigermaßen." Malon's Hand streckte sich mit entgegen. „Darf ich?" Das hatten wir lange nicht mehr gemacht. Zögerlich legte ich meine Fingerkuppen an seine. Leicht in unseren Hängemattenzelten schwankend, hielten wir uns an den Händen. Seine waren kleiner als meine, dennoch viel härter. Wie kleine Tropfen in einen See spürte, ich das schwämmen seiner Energie. „Ich dachte, du machst das nicht gerne." Fragte ich leise flüsternd. „Ja, aber du bist mein Bruder", sagte er leise hauchend, bevor er die Verbindung trennte. Ein Gefühl der Inneren-Ruhe machte sich in mir breit. Das hatte ich schon seit langen nicht mehr. „Wie geht es den anderen?" Meine Falsche aufdrehend, beobachte ich, wie Malon ein Stück Holz vom Boden auffischte und es ins Feuer warf.
„Es geht allen gut. Alles ist wie immer." Alles wie immer, dann war ja gut. An der Wasserflasche nippend, benetzte ich meine Lippen. Diesen Luxus, mit kompletter Campingausrüstung zu gehen, hatte ich selten. Es war zu auffällig, besonders diese Zelte, auch wenn die den meisten Komfort entsprachen.

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