Kapitel 10

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Wieso hatte ich nach seiner Hand gegriffen? Vorsichtig strich ich über meine Fingerkuppen. Seine Hände waren breiter, kräftiger, aber nicht so rau wie meine. Das war so absurd gewesen. Von mir selbst irritiert, ließ ich mich auf mein Bett sinken. Elias.

Ich war laut meines Verständnisses einer von wenigen Omegas, dem er begegnet ist. Er war ein netter Alpha, soweit ich es erkennen konnte. Dennoch konnte er mir auch nur geholfen haben, weil er ein Gewissen hatte. Genauso wie seine Familie. Sie waren alle so fürsorglich und aufmerksam, wenn auch Elias etwas zu naiv war, nicht die geringste Spur von Argwohn oder Zweifel, was mich betraf. Seine Familie hatte schon gemerkt, dass ich nicht normal war. Desto schneller ich wieder weg war. Umso besser.

Vorsichtig zog ich mein linkes Bein an, die Schmerzen im Oberschenkel waren noch immer da. Langsam schob ich meine Shorts beiseite, die Schnitte betrachtend. Man konnte genau sehen, wo das Mädchen die Haut etwas ziehen musste. Die Rötungen und das Gefühl der Spannung meiner Haut waren genauso präsent wie die Prellungen, die in einem saftigen Lila überall verteilt waren.
Selten war ich so verletzt worden.

Zaghaft drückte ich auf die Borke, die direkt nachgab. Wundwasser sickerte aus der gebrochenen Stelle.

Eilig rappelte ich mich auf und griff nach den Taschentüchern auf dem Nachttisch. Mir ganz die Shorts ausziehen, streckte ich mein Bein aus. Das Wundwasser sickerte klar wie Wasser aus meinem Körper. Ein Taschentuch darauf drückend wanderte mein Blick zu meiner Brust. Sie war auch genäht worden. Etwas unentschlossen schaute ich durch den T-Shirt Ausschnitt auf meine Brust. Klar, ich hatte mich nun mehrmals umgezogen, einmal sogar geduscht.
Bloß gab es immer etwas, was mehr meine Aufmerksamkeit gebraucht hatte. Wie lange konnte ich hierbleiben? Ich war so weit von meinem Weg abgekommen. Keinen Schritt weitergekommen. Ein Gänsehautschauer begleitet die aufkeimende Übelkeit. Noch mehr Zeit verlieren kam nicht infrage. Ich hatte gute zwei Tage geschlafen.
Mich zusammen krümmend, spürte ich jede Bewegung des Stoffes auf der Haut.

Mein T-Shirt ausziehend, merkte ich, wie der raue Stoff über meine Wunde Haut schrubbte. Sich an der trockenen Borke festkrallte. Wie Nadeln, die über meine Haut kratzten. Etwas zurückhaltend tastete ich die Naht auf meiner Brust ab. Stellenweise war sie unregelmäßig.

Etwas übermütig zupfte ich an dem weißen Faden. Er gab nach. Um ein wesentliches enthusiastischer zog ich erneut an einem der Faden. Eine Faszination, die kaum zu beschreiben war. Er ließ sich komplett herausziehen, wodurch meine Haut auseinanderklappte. Ich hatte gedacht, sie wäre in einem besseren Zustand, würde von allein zusammenhalten.

Etwas irritiert vom Anblick meines eigenen Fleisches, zog ich es zur genaueren Betrachtung auseinander. Die Muskeln und Fleisch waren kaum auseinanderzuhalten. Ich übertrieb es. Meine Brust, die bisher nur ein dumpfer Schmerz war, zuckte unter meiner Berührung reflexartig und begann zu bluten. Vorsichtig humpelte ich in Boxershorts ins Badezimmer. Ein kleiner Verbandskasten mit Pflasterstreifen, mit denen ich vorsichtig die Haut wieder zusammen schob. Kurz überlegte ich, ob ich die Wunden an meinen Oberschenkel genauso zusammenschieben sollte. Dann würden sie nicht so klaffende Narben ziehen. Aber wirklich bringen würde es wahrscheinlich auch nichts.

Nein, ich war lädiert genug, ich konnte froh sein, dass ich noch laufen konnte. Dazu spannte sich die Haut schon genug.

Die Schmerzen waren bisher ertragbar, da sollte ich sie nicht noch vergrößern. Kopfschüttelnd wendete ich meinen Blick vom Spiegel ab.

Dabei fiel mir der Biss im Nacken wieder ein, ohne groß darüber nachzudenken, zog ich das Pflaster weg. Es war nass von der Dusche, was meine Nackenhaare nur teilweise verschonte.

Der Biss pulsiert ziehend. Er war von meinem ganzen Wunden am wenigsten geheilt. Man konnte genau sehen, wie tief sich seine Zähne in mein Fleisch gebohrt hatten, wie ich am Spiegelschrank feststellte.

Omega SehlterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt