Taubheit

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Mein Körper fühlte sich taub und gleichzeitig schmerzhaft an. Ich fühlte mich etwas benebelt und dennoch öffnete ich meiner Augen. Ich konnte wegen des hellen Lichts erst nicht viel erkennen, aber nach einigen Sekunden konnte ich mich an die Helligkeit gewöhnen. Ich sah nach links und sah auf dem Stuhl meinen schlafenden Bruder. Er sah richtig fertig aus, als wäre er die ganze Nacht lang wach gewesen. Ich schaut mich um und stellte fest, dass ich in einem Krankenhaus lag. Gegenüber von meinem Bett stand ein zweites, welches aber leer war. Auf meiner rechten Seite befand sich die Tür und daneben das Bad.

In meiner Hand spürte ich auf einmal etwas frisches und piksendes. Ich hob leicht meinen Arm und sah, dass mir die ganze Zeit über durch die Nadel eine Flüssigkeit verabreicht wurde. Ich legte meine Arm wieder hin und versuchte mich aufzusetzen. Aber vergebens. Ich konnte mich kaum ein Stück bewegen. Ich versuchte meine Beine anzuwinkeln, aber auch das funktionierte nicht. Ich spürte meine Beine nicht mehr. Ich wusste nicht was los war und geriet in Panik. Ich erinnerte mich wieder an den Vorfall in Tims Haus, wo ich angeschossen wurde. Mir liefen Tränen herunter und mein Herzschlag erhöhte sich rasend. Neben mir fing der Überwachsungsmonitor an zu piepen und John wurde wach.

„Nora was ist los?" „I-ich... ich spür meine Beine nicht mehr und... und... ich w-wurde..." „Nora es wird alles wieder gut okay. Versuch dich zu beruhigen wir schaffen das." sagte er in die feste Umarmung hinein. In dem Moment kam eine Ärztin herein und versuchte mich ebenfalls zu beruhigen.

„Was ist mit meinen Beinen los? Ich spüre sie nicht mehr.", sagte ich. „Du wurdest angeschossen und die Kugel ging durch deinen Rücken und schoss durch den Bauch durch. Es sind keine Organe verletzt worden, allerdings hat die Kugel die Rückenmarksnerven geschädigt. Die sind nicht ganz durchtrennt worden, aber Verletzungen im Rückenmark verursachen Nervenschäden oder Funktionsstörungen." „Wie...aber...w-werde ich jetzt f-für mein ganzes Leben lang meine Beine nicht mehr bewegen können?", fragte ich wobei ich immer leiser wurde. Ich konnte es nicht glauben. Hatte ich denn nicht schon genug schlechtes in meinem Leben durchmachen müssen. Wie konnte es sein, dass eine Lähmung mein Schicksal war? Ich würde dann mein Leben lang in einem Rollstuhl mich fortbewegen müssen...

„Wir sind uns nicht sicher. Normalerweise ist ein Patient dann für sein Leben lang gelähmt. Aber bei dir sind die Rückenmarksnerven nur geschädigt. Man könnte eine Behandlung durchführen, allerdings kostet das auch dementsprechend viel und ich würd sagen, es würde nur eine 10% Chance geben, dass du bald wieder laufen kannst.", sagte sie mir mitfühlend. Ich konnte kaum noch zu hören. Die wichtigsten Informationen konnte ich noch aufschnappen. Ich würde zu 90% mein Leben lang gelähmt sein. Keine Tränen konnten meine Augen mehr verlassen. Ich fühlte nur noch Leere. Alle negativen Erinnerungen kamen alle auf mich zu. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich konnte kaum noch meine Gedanken sortieren, geschweige denn, der Ärztin noch weiter zuhören.

Später am Abend redete ich mich John über diese Behandlung. Ich wollte diese Chance nutzen, allerdings meinte John, dass es zu viel Geld sei und dass wir geschahen müssten, ob wir das finanzieren könnten. Ich nahm mir das nicht übel. Schließlich wusste ich, dass man als Polizist nicht viel verdiente und Evelyn und Charles mussten so schon schauen, wie sie deren Rente am besten aufteilen konnten. Ich konnte mir vorstellen, dass wir die Behandlung nicht machen könnten, aber ich hatte trotzdem noch ein wenig Hoffnung. Denn wenn ich keine Hoffnung mehr hatte, würde ich in ein großes Loch der Depression versinken und wüsste nicht, wie ich daraus kommen könnte.

John schlief diese Nacht bei mir, wofür ich sehr dankbar war. Er versuchte alles, um mich aufzumuntern. Er fand es toll, dass ich einen Bruder wie John hatte. Er ist war sehr lustig, man konnte aber auch mit ihm über ernste Themen sprechen und bekam immer sehr gute Ratschläge, die mir halfen, weiter zu kommen.
Tim ließ sich nicht blicken. Wieso sollte er auch her kommen und nach mir fragen. Er interessierte sich nicht für mich und sitzt jetzt wahrscheinlich gemütlich auf seiner Couch und sah sich ein Football-Spiel an. Wieso erwartete ich auch etwas von ihm?

𝓟𝓻𝓸𝓽𝓮𝓬𝓽𝓲𝓸𝓷 - Tim BradfordWo Geschichten leben. Entdecke jetzt