Kapitel 120

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Verfluchter Mist! Das konnte doch echt nicht wahr sein. Sascha saß auf dem harten Plastikstuhl und starrte auf das Plakat an der Wand gegenüber. Dort stand auf einem leicht vergilbten Plakat Die Polizei, dein Freund und Helfer  Sein Handy in der Hosentasche begann zu vibrieren. Er zog es hervor. Rosa! Scheiße, sie wartete ja garantiert immer noch im Reitstall auf ihn. Schnell begann er zu tippen. „Hallo, was wird das? Gib mir mal das Handy. Das hat mein Kollege wohl vergessen dir abzunehmen." Eine Polizistin schaute ihn ziemlich finster an und hielt ihre Hand ausgestreckt vor ihn. „Wir wollen ja nicht, dass es hier irgendwelche Absprachen gibt." „Ich muss aber noch schnell jemand informieren, damit er meine kleine Schwester aus dem Reitstall abholt." Sascha tippte so schnell er konnte seine Nachricht an Phil und sendete sie ab, ehe die Tante ihm sein Handy fast entriss. „Das hättest du dir früher überlegen müssen. Aber das ist ja immer das Gleiche bei euch Rich kids. Da fahrt ihr mit der Luxuslimousine zum Graffiti sprayen und denkt dann, ihr kommt ungeschoren davon. Papa wird es schon richten." Sie stieß einen höhnischen Lacher aus. „Hättest du deine Prachtkarre da nicht so blöd geparkt, wären meine Kollegen gar nicht auf euch aufmerksam geworden. Ja, manchmal kann Reichtum auch zum Verhängnis werden. Diese Wohlstandsverwahrlosung ist schlimmer als alles andere. Ihr denkt immer, weil ihr Geld habt, könnt ihr euch alles erlauben und habt null Respekt vor dem Eigentum anderer." Manno, hatte diese Frau schlechte Laune. Okay, Saschas war auch nicht besser, denn ehrlich gesagt fand er es nicht wirklich toll, hier auf dem Polizeirevier zu sitzen, weil man ihn wegen Sachbeschädigung festgenommen hatte. Genau wie Delphie. Er schaute zu seiner Cousine, die ziemlich zusammengekauert auf dem Stuhl neben ihm saß.  „Mensch Conny, nun mach den Kerl doch nicht so zur Schnecke nur weil er aus Dortmund kommt und für den BVB spielt." Einer der Polizisten, die sie festgenommen hatten, war zu ihnen getreten und zwinkerte Sascha zu. „Sie ist Schalkerin." Sofort schaute ihn diese Conny noch finsterer an. Also falls das überhaupt möglich war. „Also ich hätte echt nicht erwartet, mal einen Bundesligaspieler beim Sprayen festzunehmen." „Er hat das nicht gemacht. Das war ich." Delphine richtete sich auf ihrem Stuhl auf und drückte ihr Kreuz durch. „Typisch für die Dortmunder, sich hinter kleinen Mädchen zu verstecken." Boah, diese Polizisten war eine echte Zimtzicke. Sie war voll fies zu Sascha. Das ging ja gar nicht. „Ich habe gesprayt und er hat mich dabei erwischt." „Ja klar! Und deshalb hatte er auch eine Spraydose in der Hand, als meine Kollegen euch erwischt haben." Manno, die Alte nervte echt. „Das war meine!" Delphines Nerven waren so langsam zum Zerreißen gespannt. Es reichte schon, dass sie jede Menge Ärger bekommen würde. Sascha hatte mit dem Ganzen nichts zu tun und sollte hier einfach verschwinden können. Die Tür zu dem Raum flog auf. „Wo ist meine Tochter?" War ja klar, dass diese beschissenen Bullen ihre Mutter angerufen hatten. JasminPlattfisch kam in den Raum gestürmt und schien sie entdeckt zu haben, denn sie stürzte sofort auf Delphine zu. Juhu, jetzt würde es gleich den ersten Anschiss geben. „Ist mit dir alles okay?" Jasmin Plattfisch beugte sich zu ihr und zog sie in ihre Arme. „Und genau deshalb haben diese Kids keinerlei Respekt, weil ihnen ständig der Zucker in den Arsch geblasen wird, anstatt ihn ihnen mal stramm zu ziehen." Die Alte musste wohl gerade ihre Tage haben, sowie die drauf war. Delphine rollte innerlich mit den Augen, während ihre Mutter sie schlagartig losließ und sich umdrehte. „Was haben Sie gerade gesagt?" JasminPlattfisch machte einen Schritt auf die Polizistin zu, die sogar etwas zurückwich. „Sollten Sie noch so eine Äußerung machen, sollten Sie schon einmal ganz schnell lernen, wie man Dienstaufsichtsbeschwerde buchstabiert." JasminPlattfisch drehte sich wieder zu Delphine um, die ihren Mund fast nicht zu bekam. Hatte sich ihre Mutter gerade wirklich mit der Polizei angelegt? „Hat sie dich irgendwie unangemessen behandelt?" Delphine schüttelte den Kopf. „Mich nicht, aber Sascha." Sie deutete mit ihrem Kopf neben sich. „Sascha, was machst du denn hier?" Scheinbar war JasminPlattfisch so auf sie fixiert gewesen, dass sie Sascha gar nicht bemerkt hatte. „Sie kennen sich?" Einer der Polizisten, die Delphine und Sascha festgenommen hatten, war zu ihnen getreten. „Ja, das ist mein Neffe." Aus dem Hintergrund ertönte nur ein höhnisches Schnauben. Sofort flog JasminPlattfischs eisiger Blick wieder in Richtung Polizistin, die sich aber scheinbar nicht mehr traute, sich weiter verbal zu äußern. „Also, warum seid ihr hier?", wandte sich Saschas Tante an ihn und seine Cousine. „Wir haben die beiden erwischt als sie ein altes Industriedenkmal mit Farben beschmiert haben." „Das ist Kunst und keine Schmiererei", platzte es aus Delphine heraus und Sascha sah ihren wütenden Blick. Blöderweise war er sich ziemlich sicher, dass das Gericht es nicht so sehen würde. Denn ihm war schon klar, dass es nicht nur mit einer Anzeige abging. „Ihr habt was?" Seine Tante Jasi schaute ihn verwundert an. „Sascha hat überhaupt....." „Du sagst hier überhaupt nichts mehr", stoppte sie ihre Tochter. „Und du auch nicht!", wandte sie sich an Sascha. „Aber...", begehrte Delphine auf. „Nichts aber!", schnitt ihr Jasi das Wort ab. „Ich rufe jetzt erst einmal unseren Anwalt an. Und so lange wir nicht mit dem gesprochen haben, sagt ihr beide hier überhaupt nichts mehr." Sascha nickte. Okay, das war vielleicht wirklich besser und machte Sinn. Er sah, wie Jasi das Handy aus der Tasche zog und zu telefonieren begann. Ja, er vertraute seiner Tante. Sie wusste schon am besten, wie sie das alles wieder gerade biegen könnte. Sein Blick fiel zu Delphie, die ihre Mutter beobachtete. Seine Cousine sah ziemlich fertig aus. Am liebsten würde er sie einfach nur in den Arm nehmen und irgendwie trösten. Was stimmte mit ihm bitte nicht? Sie hatte ihn in die Scheiße geritten und er wollte sie trösten. Obwohl, das stimmte so ja nicht. Im Grunde waren sie beide nur Opfer von diesem Paul. Der war es, der sie in die Scheiße geritten hatte, und nicht Delphie.






Schuss und Treffer - Tanz mit dem Ball    Teil 14Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt