Kapitel 190

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Es klingelte an der Tür. Delphines Herz fing an zu rasen. Das musste Maja sein. Sie hatte Delphine gestern angerufen und gefragt, ob ihr ein Treffen heute passen würde. Was für eine Frage. Delphine würde alles stehen und liegen lassen, damit sie sich treffen konnten. Sie war unglaublich glücklich, dass Maja sie unterstützen wollte. Da war doch eher die Frage andersherum, ob Maja Zeit hatte. Und es war völlig klar, dass sich alles nach ihrer Zeitplanung richtete. Sie war schließlich der große gefeierte Star und Delphine nur eine kleine bettelnde Schülerin. Scheinbar war es aber diese Bescheidenheit, die Maja so besonders machte. Delphine verstand mittlerweile gut, warum ihre Schwester und Sascha so eng mit ihr befreundet waren. Sascha! Das war so eine ganz andere Sache. Es war echt nicht leicht ihn auf Abstand zu halten, wenn man mehrmals die Woche mit ihm zusammen unterwegs war. Trotzdem schaffte es Delphine irgendwie nur über belanglose Dinge mit ihm zu reden. Ein paarmal- na ja genaugenommen eigentlich jedesmal- versuchte er ihr irgendetwas zu erzählen. Sie konnte sich schon vorstellen, was es war. Sie blockte das aber immer ab. Nein, ehrlich gesagt, war sie nicht scharf darauf, dass er ihr von seiner Freundin vorschwärmte. Da konnte sie gut drauf verzichten. Warum? Gute Frage. Das war doch ganz einfach. Es gab in ihrem Leben weitaus wichtigere Dinge. Und eins davon stand gerade vor der Tür und wartete darauf, dass sie es reinließ. Schnell rannte sie los, damit Maja nicht noch länger warten musste.
„Na, ihr zwei! Schon zurück von der Hochzeitsreise?" Delphines Mutter war ihr wohl zuvor gekommen und ließ Maja und Will gerade herein. „War euch wohl doch zu kalt in Island." Bei den Worten schüttelte sich ihre Mutter fröstelnd. „Nö, es war da echt unglaublich." In Majas Gesicht war ein verträumter Ausdruck getreten, als sie Will einen verliebten Blick zuwarf. „Ich habe auch schon von den Polarlichtern gehört, dass die unglaublich sein sollen", warf Delphine ein. „Und diese warmen Geysire und Naturschwimmbecken." Ja, letztens hatte sie da einen Bericht zu in einer Zeitung gesehen, als sie beim Arzt im Wartezimmer gesessen hatte. „Na, ich denke, das hatte andere Gründe, dass es da so unglaublich war", zwinkerte Delphines Mutter den beiden zu und Maja errötete leicht. Ohhh! Delphine kam sich gerade ziemlich dumm vor. „Ähm können wir das Wohnzimmer haben?", wandte sie sich schnell an ihre Mutter, die sofort nickte. „Ja klar, ich räume schon das Feld. Hört ihr auch dieses laute Schreien aus dem Wäschekeller. Das ist die Wäsche, die nach mir ruft."
Delphine schaute ihrer Mutter hinterher, die in den Keller verschwand. „Also ich habe da schon mit ......" Die Türklingel unterbrach ihren Satz. Manno, wer störte denn jetzt? „Sorry, ich mache mal kurz auf." Delphine rannte zur Tür, um zu öffnen. „Tom!" Überrascht schaute sie den Bruder von Will an. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er heute auch kommen würde. Andererseits war das ja mehr als logisch, denn sie beide hatten ja zusammen schon Ideen entwickelt und er komponierte ja auch mit Maja zusammen. „Komm rein!" Zur Begrüßung umarmte sie ihn kurz, ehe sie die Tür hinter ihm wieder schloss. „Sorry, dass ich mich etwas verspätet habe, aber...." „Ist doch egal. Hauptsache du bist jetzt da und wir können mit der Musik anfangen. Setz dich doch!" Tom schaute sich suchend um, ehe er sich versuchte neben seinen Bruder zu klemmen. Warum machte sich Will denn so breit? Er belegte ja fast das ganze Sofa mit Maja. „Setz dich mal da drüben hin." Will deutete auf das gegenüberliegende Sofa. „Es reicht, wenn ich mit meiner Frau hier kuschele. Außerdem ist es beim Ideensammeln auch nicht verkehrt, wenn wir uns gegenüber sitzen." Tom folgte der Anweisung seines Bruders und ließ sich neben Delphine nieder. Warum zwinkerte Will ihr denn jetzt zu? Sie warf einen kurzen Seitenblick zu Tom, der ziemlich rot in seinem Gesicht war. Ups, dann war das Zwinkern wohl an ihn gerichtet gewesen. Musste Delphine das jetzt verstehen? Na ja ehrlich gesagt, hieß es wohl eher, sie wollte es nicht verstehen, denn irgendwie hatte sie schon eine Ahnung, was es zu bedeuten hatte. Und irgendetwas sagte ihr auch, dass es vielleicht Will gewesen war, der Tom ihre Telefonnummer gegeben hatte. Das war ihr aber ziemlich egal, denn sie hatte kein Interesse. Ihr einziges Interesse galt momentan der Aufführung. Alles andere würde sie einfach ausblenden und abblitzen lassen. Warum sagte eigentlich gerade niemand was? „Also, was habt ihr denn schon für Ideen gesammelt?" Maja schien das Schweigen wohl auch aufgefallen zu sein. Das war Delphines Startkommando. Sie griff zu ihrem Notizblock, der auf dem Tisch vor ihr lag. „Also, wir haben uns überlegt...." Delphine ging nacheinander alle Ideen durch und verbalisierte sie so gut sie es konnte. „Ja, also das wären unsere Ideen bis jetzt." Warum sagte denn keiner der beiden etwas? Hoffentlich fanden Maja und Will das nicht zu dilettantisch oder nicht umsetzbar, was sie sich hatten einfallen lassen. Das wäre der Horror, wenn sie auf einmal abspringen würden. Delphine musste an Julian denken. Der Leiter des Einzigartig hatte, nachdem er realisiert hatte, was sie auf die Beine stellen wollte und wessen Unterstützung sie dabei hatte, so hoffnungsvoll ausgesehen. Sie durfte ihn auf keinen Fall enttäuschen. Genauso wenig wie die Kids. „Wow, das hört sich schon ziemlich cool an", brach Maja endlich das Schweigen und grinste breit. „Wenn wir ein fertiges Storyboard haben, dann ist es viel leichter das ganze passend zu vertonen. Was meinst du?", wandte sie sich an ihren Mann. „Definitiv. Noch ein paar kleine Anpassungen, dann sollte es gut funktionieren. Scheinbar sind die beiden da drüben genauso ein Dreamteam wie wir." Wieder zwinkerte er. Diesmal aber eindeutig an Delphine gewandt. Egal! Wichtig war nur, dass ihm ihre Story auch gefiel, genau wie Maja. „Dann lasst uns das fertig machen, damit ihr euch an die Musik schmeißen könnt." Delphine klatschte aufgeregt in ihre Hände. Jetzt ging es wirklich los.

Schuss und Treffer - Tanz mit dem Ball    Teil 14Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt