Jurassic World - Zerbrochenes Vertrauen

Prolog

Mit einem leisen Rattern hörten die Propeller des Hubschraubers auf sich zu drehen. Der Motor wurde ausgeschaltet und Simon Masrani nahm seinen Sonnenbrille ab. Dieses mal war er nicht selbst geflogen, saß wie es sich für einen guten Passagier gehörte in der hinteren Reihe und überließ das Landen und Steuern der technischen Maschine seinem 'Fahrlehrer' und einem anderen Piloten. Natürlich wäre der Milliardär auch selbst geflogen und hätte den Helikopter auf dem Landeplatz des Kontrollgebäudes von Jurassic World landen können. Eine kleine Planänderung allerdings hatte den Mann zum umdenken gebracht. Er konnte von dort vorne nicht einen unangekündigten Gast genauer im Auge behalten oder beruhigen, sollte diesen Gast eine erneute Angstattacke überströmen.

Laria war erst seit kurzem von Simon Masrani adoptiert worden. Der Geschäftsmann hatte bei einer Besichtigung eines zukünftigen Grundstücks für Landwirtschaftsforschungen der Masrani global Corporation, von ansässigen Nachbarn Warnhinweise bekommen, dass im Waldgebiet nicht weit entfernt von dem Grundstück ungewöhnliche und mysteriöse Dinge vor sich gehen sollten. Während der Besichtigung wurden Masrani und dem damaligen Besitzer des Grundstücks die Autoschlüssel von zwei Katta Affen geklaut. Die Nachbarn halfen bei der Suche und führten sowohl den Vermieter als auch Simon zum Wald, wo sie an einen Schauplatz kamen, der an Grausamkeit und Isolation wohl kaum zu überbieten sein würde. Simon erinnerte sich auch noch nach so vielen Monaten daran, wie unwohl er sich bei dem Anblick des Hauses gefühlt hatte. Fast als wollte sein Bauchgefühl im eine Vorwarnung vermitteln. Fast wie eine Vision, dass dort nichts gutes lauern würde.


Das heruntergekommene Haus schien kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen. Die beiden Katte Affen kletterten durch ein Kellerfenster hinunter in das Haus und es ertönte seltsame klagende Geräusche - fast schon menschliche Geräusche aus dem zerbrochenen Kellerfenster. Masrani rief die Polizei an und hielt sich mit den anderen Dorfbewohner etwas abseits versteckt, als vor dem Eintreffen der Polizei, ein schwarzer Wagen vorgefahren kam. Aus diesem Wagen stiegen mehrere Menschen in weißen Kitteln heraus, gefolgt von einer Frau mit grauen Haaren, einem streng zusammen gebundenen Pferdeschwanz und einem Laptop unter dem Arm tragend. Die kleine Gruppe ging durch die Eingangstür hinein in das Haus. Wenig später konnte Simon hören wie die Frau anfing zu fluchen und qualvolle Laute kamen von den beiden Katta Affen, welche die Autoschlüssel geklaut hatten. Die Wissenschaftler diskutierten darüber, wie die Tiere es wohl geschafft haben aus der wissenschaftlichen Anlage zu entkommen, während die Frau ihr weiteres Fluchen kaum unterdrücken konnte.

"...bringen wir die Testobjekte in Forschungsraum 2. Nehmt Testobjekt E-143 mit und achtet darauf, dass ihre Hände in Ketten gelegt sind!"

Die Frau mit dem Laptop und den grauen Haaren schien sich mit schnellen Schritte von den Fenster zu entfernen. Die Wissenschaftler folgten ihr und bevor eine Tür laut ins Schloss geknallt wurde, konnte die sich versteckt haltenden Erwachsenen den menschlich klingenden Klagelaut erneut hören. Irgendwas ging dort nicht mit rechten Dingen zu.

Die Polizei schien es ebenso zu sehen und schnell war Verstärkung angefordert worden. Auf die Frage, wer denn genau in dem Haus lebt, kam eine überraschende Antwort von einem der Polizisten. Das Haus steht seit Jahren leer und war nie offiziell weiter verkauft worden. Die Berichte der Nachbarn über seltsame Geräusche und freilaufenden Kattas war als Gerücht abgetan worden. Die Polizisten teilten sich auf, einige nahmen den Vordereingang, anderen schlugen eines der noch intakten Kellerfenster ein und betraten so das Gebäude. Simon Masrani und der Vermieter des zukünftigen Grundstücks blieben zurück und hörten über das Walki-Talki im Polizeiauto, was die Beamten dort vorfanden. Sie tasteten sich langsam vor und Minuten später hörte man einen Schusswechsel, das Kreischen der Affen und ein lautes Poltern.

"....Brandon, Connor & Alicia wurden getroffen. Ruft einen Krankenwagen und die Tierschutzbehörde an. Es gibt etliche Kattas an denen Experimente durchgeführt wurden und.....etwas ist auf dem Weg nach draußen, durch den Keller, passt auf!", ertönte die gestresste Stimme eines Polizisten aus dem Walki-Talki. Die Befehle wurden ausgeführt und die eingeschlagenen Fenster des Kellers wurden bewacht.

Schließlich war es aber Simon der bemerkte, wie drei Katta Affen durch das erste Stockwerk schnell und fast unentdeckt auf einen der nahe stehenden Bäume kletterten, gefolgt von einem blondhaarigen Mädchen in weißer Patientenuniform. Es sprang ebenso schnell und gekonnt wie die Kattas zum Ast des Baumes und bewegte sich auf allen vieren fort. Den dicken Baumstamm des Baumes erreichte das Team schnell und sie schienen sich durch Sprünge auf den nächsten Baum retten zu wollen.

"Setzt die Halsbänder ein! Sie dürfen nicht entkommen. Meine Versuchsobjekte dürfen nicht verschwinden!", die Stimme der Frau mit den grauen Haaren hallte schrill durch das Walkie-Talkie und im inneren des Hauses wurde wohl ein Mechanismus ausgelöst, der auf den Befehl der Frau hin ausgeführt wurde.

Erst nun erkannte Simon, dass die entflohenen Affen und das Mädchen ein Halsband trugen und fast zeitgleich einen schmerzvollen Laut von sich gaben, während sie sich mit einem letzten Sprung auf den nächsten Baum retten wollten. Das Mädchen schien einen zweiten Stromschlag über das Halsband zugeteilt zu bekommen, genau in dem Moment als es zum Sprung auf den anderen Ast ansetzten wollte.
Die Hände griffen nach Luft und das Mädchen befand sich im freien Fall. Es bekam trotz purer Verzweiflung nichts als Luft zu fassen und prallte auf den Waldboden. Die Kattas gaben panische Laute von sich, vergebens versuchten sie zu helfen, doch kamen selbst nicht von dem Baum hinunter.

Simon handelte instinktiv und lief hinüber zu der Stelle, wo das Mädchen sich im freien Fall befunden hatte.
Auf dem Waldboden lag sie. Das Halsband schien bei dem Aufprall aufgesprungen zu sein. Tränen hatten sich in den grünen Augen gebildet und sie war unfähig zu sich bewegen. Ihr Blick traf den von Simon Masrani. Der Geschäftsmann hob vorsichtig die Hände und versuchte ihr zu signalisieren, dass er keine Gefahr darstellen würde.
"....ich werde dir nichts tun. Dir wird es bald besser gehen und dann finden wir deine Eltern.....und die Erwachsenen werden sich für diesen....Wahnsinn verantworten müssen", sprach Simon vorsichtig. Das Mädchen wimmerte vor Schmerzen und schien dann ohnmächtig zu werden.

Der Krankenwagen traf ein und transportierte das Mädchen auf einer Liege fort. Doch als sie an Simon vorbei schoben, griff das Mädchen wohl aus einem Instinkt heraus an dem kleinen Finger des Geschäftsmanns, ehe sie diesen entkräftet losließ und mit den Ärzten im Krankenwagen verschwand.

Die Polizei schaffte es schließlich die drei Wissenschaftler mit der Frau aus dem Gebäude zu holen.

Es kam ans Licht, dass es hinter dem Keller einen Geheimgang zu einer hochmodernen Anlage gab, wo die Wissenschaftler mit der Frau - die auf den Namen - Dr. Holly Sanders hörte - über Jahre hinweg Test und Experimente an den Kattas und dem Mädchen durchgeführt hatten. Sie würden sich nun für diese Verbrechen verantworten müssen. Die Kattas konnten eingefangen werden und würden in einen Zoo gebracht werden.
Natürlich bekamen Simon und der Vermieter auch ihre Autoschlüssel zurück.

Doch als der Krankenwagen mit Blaulicht davon fuhr, wurde Simon das Gefühl nicht los, dass die Geschichte rund um das Mädchen nicht vorbei sein würde. Warum sonst hatte sie versucht nach seinem kleinen Finger zu greifen? Vielleicht aus Angst oder aus Hoffnung?
"Wohin bringen Sie das Mädchen?", hörte Simon sich selbst fragen.
"In das Krankenhaus, unsere verletzten Kollegen werden auch dorthin gebracht. Warum, haben Sie vor das Kattamädchen zu adoptieren?", scherzte der Polizist sarkastisch.

Und zu seiner und Simons Überraschung, war es genau dass, was der Geschäftsmann und CEO von Jurassic World einige Tage später machen würde. Er adoptierte das Mädchen, gab ihr einen anderen Namen als Testobjekt E-143 und wurde zum Vormund des 14. Jährigen Mädchens.

Laria Masrani würde den Geschäftsmann mit ihrem Einzug in sein Leben, schnell vor neue und ungewohnte Herausforderungen stellen. Denn das Leben mit einem traumatisierten Mädchen, sollte alles andere als ein einfacher Spaziergang durch den Wald werden.

Simon löste den Sicherheitsgurt und tat das gleiche auch bei Laria. Die 14. Jährige schaute aus der bereits geöffneten Tür des Helikopters und schien sich unsicher zu sein, ob dieser neue Ort etwas gutes oder schlechtes sein würde.
"Ich werde einige Gespräche mit Miss Dearing, der Parkleitung führen müssen. Du wirst nicht versuchen dich unter einem Tisch zu verstecken, wie bei unserem Besuch bei Mr.Daniel Kon oder?", fragte Simon schmunzelnd und hielt Laria die Hand hin, manchmal beruhigte es das Mädchen wenn sie diese Sicherheit hatte.
Doch Laria schaute nun fort von der geöffneten Tür, hinüber zu Simons Hand und schnüffelte einmal in der Luft, legte dann den Kopf schief und schien zu lauschen.
"Laria riecht....Vanilleduft....viel Vanilleduft", sprach das blondhaarige Mädchen und verzog dann das Gesicht. Fast als wäre dieser vom Wind zu ihr hinüber wehende Duft eine Spur zu intensiv.