Kapitel 11.

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Claire Dearing war absolut nicht angetan von dieser verrückten Idee, die Mr. Masrani da hatte. Noch wollte sie irgendwas näher mit einem Teenager zu tun haben....ihr Alltag war klar strukturiert und geplant. Sie brauchte keine Veränderungen...sie hatte einen Freizeitpark zu leiten und unter ihrem Kommando standen so viele Mitarbeiter. Doch was sollte Claire anderes tun, als zuzustimmen? Immerhin war Mr. Masrani ihr Vorgesetzter, der Besitzer von Jurassic World und eine sehr einflussreiche Person. Dennoch hatte sie abgesagt, bei der Bitte den Mann doch für ein weiteres Kennenlernen mit Laria in seinem Anwesen aufzusuchen. Dafür hatte Claire nun aber wirklich keine Zeit gehabt. Nur ihre Zusicherung ab und an mal nach dem Mädchen zu sehen, wenn es notwendig wäre. Sie hatte auf die E-Mail von Masrani nur mit einer kurzen bejahenden Antwort reagiert. Es war eine Anweisung von oben, die Claire irgendwann auf ihre To-Do Liste abarbeiten sollte....neben all den weiteren Aufgaben, die auf sie in ihrer Arbeit auf der Insel anfallen würden.

Sie würde aber Abstand waren, dem Lemurenmädchen nicht zu nahe kommen und professionell bleiben. Die animalischen und scheuen Charakterzüge des Mädchens waren ihr von der ersten Begegnung noch gut in Erinnerung geblieben. Sie verhielt sich anders....als das Claire es von den vielen....vielen....wirklich sehr vielen Kinder gewohnt war. Gut...das war eine Lüge sie war das Verhalten von Kindern kaum gewohnt und konnte nur sagen, dass Laria sich eigenartig benahm. Vielleicht passte sie ja doch gut zu Owen Grady.


Der private Helikopter landete etwas wackelig auf der Landeplattform und Laria schnupperte in der Luft, fast schon erwartend, dieses mal den starken Vanille Duft von Miss Dearing zu riechen. Doch diese Erkenntnis blieb aus, Simon schnallte sich ab und gab seiner Tochter die Handgeste ihr zu folgen.
"Pitā? Was ist mit Larias Tasche?" - sprach die Blondine und nickte einmal zu dem großen Koffer, der zu ihr gehörte und auf dem freien Sitz angeschnallt war. Dort drin befanden sich nicht nur ihre Anziehsachen, sondern auch ihr persönlichen Gegenstände die ihr wichtig waren. Vieles davon waren Besitztümer die Simon ihr kurz nach ihrer Adoption gekauft und somit auch geschenkt hatte. Die Tasche war nicht nur sehr groß, sondern auch sehr schwer.

"Wir nehmen Sie mit zum Hotel, es gibt ein Appartment ganz oben, was ich für dich angemeldet habe. Wir sagen nun erstmal Claire Hallo und dann mache ich mit dir eine kleine Führung durch den Park, wir enden beim Paddock von de Raptoren, die Dinosaurier, die von Mr. Grady trainiert werden - in Ordnung Laria?", erklärte Simon mit ruhiger Stimme und nickte einem der Hotelangestellten freundlich zu, der nachdem das Duo den Helikopter verlassen hatten, um die erwähnte Tasche mit sich zu nehmen.

Laria blickte einmal von der Hotelpersonal, dass sich nun mit einem Lächeln mit der großen Tasche bemühte, wieder zu Simon und nickte langsam auf die Frage ihres Vaters hin. Sie hatte die Aussage verstanden und war damit einverstanden. Sie freute sich darauf Owen wiederzusehen und seine Abreise ist einige Tage her. Der Mann machte einen netten und freundlichen Eindruck und schien ein ebenso reines Herz zu haben wie Simon. Und Simon hatte vor der Abreise mehrfach erklärt, er konnte Owen vertrauen....so wie Laria ihrem Pitā vertraut.

"Pitā immer bei Laria sein? Nicht weggehen? Laria nicht alleine lassen?", fragte Laria nach und es war verständlich, dass sie Angst vor Verlust und dem alleine gelassen werden hatte. Simon legte liebevoll eine Hand auf die Schulter des Mädchens und bestätigte ihr in einem sicheren Tonfall, dass er sie nicht alleine lassen würde. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo Simon sie in ihr Apartment bringen würde und die Insel verlassen sollte. Auch darüber war Laria sich bewusst. Sie verdrängte es nur bis zu dem Moment, wo es eintreten würde.

Laria griff erneut nach Simons rechter Hand, als sie durch den Kontrollraum gingen und Claire in ihrem Büro aufsuchen wollten. Als sie den Schreibtisch von Lowery passierten, erkannte Laria das Spielzeug vom letzten mal wieder und sie winkte diesem zu, was Lowery mit einem Handgruß und freundlichem Lächeln zurück erwiderte. Auch Simon nickte dem Mann mit Brille freundlich zu und Momente später klopften sie an der Bürotür von Claire, deren 'Herein' nicht lange auf sich warten ließ.

"Mr. Masrani - Laria - willkommen in Jurassic World", sprach Claire mit professioneller Stimme. Larias Griff um Simons Hand wurde stärker und sie mochte es nicht wie.....abwertend Claire für einen Moment sie ansah.
"Es ist gut Sie wieder zu sehen Claire. Wir wollten einen kurzen Rundgang zu den wichtigsten Punkten des Parks machen, bevor Laria in das Apartment im Hotel ziehen wird", erklärte Simon und von Claire kam ein schnelles Nicken.

"Sicherlich wird es dir gefallen, Jurassic World hat viele verschiedene Dinosaurier", sprach Claire und Laria traute sich die rothaarige Frau für einen Moment anzusehen. Sie konnte die Unsicherheit im Blick der Parkleitung nicht nur sehen, nein ihre Zeit in Gefangenschaft, mit den Experimenten und den Lemuren hatten ihre Geruchssinn verbessert und sie glaubte die Angst ebenfalls zu riechen.....Miss Dearing schien Angst vor ihr zu haben.
"Lemuren?", fragte Laria leise.
"Ähm....ich glaube die gibt es auf der Insel nicht", sprach Claire etwas unbeholfen.
"Compys?", fragte Laria weiter. Sie wollte sehen ob die Parkleitung ihre.....Angst nicht ablegen würde. Doch Claire fing an mit ihren Händen nervös zu spielen und schien diese Interaktion nicht zu mögen.
"Ja, diese Produkte gibt es auf der Insel", bejahte Claire und hätte Simon nicht die Hand von Laria gehalten, wäre diese rückwärts gegangen um Abstand zwischen sich und Claire zu bringen. Das Lemurenmädchen mochte den Begriff Produkte ebenso wenig wie Experimente....oder Testobjekte. Doch Claire schien dieses kleine Anzeichen nicht zu sehen....oder sehen zu wollen. Sie wechselte noch ein paar Worte mit Simon, bevor der kleine Rundgang weiter Richtung Forschungslabor gehen würde.

Während der gesamten Zeit vom Kontrollraum bis hin zum Mitarbeiter Eingang zum Forschungslabor hielt Simon weiter die Hand von Laria, um ihr die Sicherheit zu vermitteln, die das Mädchen so dringend brauchte. Auch bei all den lauten Menschen, manchmal weinenden und manchmal lachenden Kinder spürte Laria das Unbehagen wachsen. Sie war all diese Eindrücke, gemeinsam mit den intensiven Gerüchen nicht mehr gewohnt. Doch sie hielt sich tapfer an Simons Seite, bis sie zu einem der Show-Räume kamen, wo Leute in weißen Kitteln verschiedene Eier überwachten.

"Es okay, es sind nette Wissenschaftler, die tun den Dinosauriern nicht weh, sie kontrollieren ob es ihnen gut geht", murmelte Simon beruhigend und ließ die Hand los, um Laria etwas näher an einen der Arbeitsplätze zu locken, wo eine Wissenschaftlerin gerade eines der Eier genauer betrachtet.

"Immer dieser Anschuldigen von bösen Wissenschaftlern. Es ist ermüdend Mr. Masrani", ertönte auf einmal eine Stimme im Eingangsbereich des Raumes und Simon wusste sofort um welche Person es sich handelt. Dr. Henry Wu betrat den Raum mit einem so einnehmenden Charisma und einer Ausstrahlung, dass einige der fröhlichen Freizeitgespräche verstummten und sich direkt wieder der Arbeit gewidmet wurde. Und der leitende Wissenschaftler bemerkte den Blick, welchen Simon ihm schenkte. Auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick war, so blitzte etwas wie Wohlwollen in Wu's Augen auf.

"Bisher hatten Wissenschaftler nicht die beste Rolle in Larias Leben gespielt. Es ist neu für sie", sprach Simon und legte nun beide Hand auf die Schultern von Laria, die den Mann mit asiatischen Wurzeln etwas offener musterte, den Kopf schief legte und zu überlegen schien. Sein Duft kam ihm bekannt vor und sein Gang und die Gestik und Mimik waren nicht so eingeschüchtert wie bei Miss Dearing. War sein Duft nicht im Apartment gewesen damals?

"Die Nachricht, dass Sie einen Jugendliche adoptiert haben hat sich herumgesprochen. Aber ich kann dir versichern Laria - es gibt hier keine bösen Wissenschaftler. Auch wenn böse Zunge anders behaupten wollen", sprach Dr. Wu und musterte das Lemurenmädchen nun von oben bis unten.

Doch Laria schüttelte nur wissend den Kopf.

"Wissenschaftler haben Laria weh getan. Ganz viel. Nicht nett.....böse....sooo viel", sprach Laria wissend und ihr Blick wurde traurig.

"Richtig Laria, die Wissenschaftler in Tansania haben dir soviel Unrecht getan. Aber Henry....ich meine Dr. Wu ist einer der netten Wissenschaftler. Die Wissenschaftler in Jurassic World tun den Menschen nicht weh, ebenso wenig den Dinosauriern", sprach Simon nun mit soviel Ehrlichkeit in seiner Stimme, dass sowohl Laria als auch Henry ihn kurz ansahen.

"Weiße Kittel. Nicht gut. Nicht nett?", Laria nickte einmal auf den Kitteln welchen der Wissenschaftler trug.

"Der weiße Kittel muss nichts aussagen. Erinnerst du dich noch an die Ärzte im Krankenhaus in Tansania oder Dr. Hale von zu Hause?", Simon nahm seine Hände von den Schultern, ließ Laria einen Moment alleine stehen und stellte sich demonstrativ neben Henry um einmal auf den weißen Kittel des Wissenschaftlers zu deuten.

"Gleich? Gleicher Kittel?"

Simon nickte und auch Henry nickte, mehr um dieses Misstrauen aufzuklären und diese....Beleidigung eines bösen Wissenschaftlers endlich abzulegen.

Laria nickte scheu und schien zu verstehen....dass diese Wissenschaftler nichts mit denen zu tun hatten, die sich eben auf Tansania mit ihrem und dem Lemuren befasst haben. Diese Wissenschaftler würden ihr kein Leid zufügen.

"Dr. Wu ist ein guter Freund von mir, wenn irgendwas sein sollte....", fing Simon und doch Henry beendete überraschend den Satz.

"...dann darfst du mich aufsuchen - Lemurenmädchen", ein kurzes Lächeln erschien auf den Lippen von Henry und er nickte zuerst Laria zu und anschließend Simon. Dann widmete Dr. Wu sich der Kontrolle der Arbeit der anderen Wissenschaftler. Doch Laria bemerkte wie Simon rot wurde, bei dem letzten Blick welchen Henry ihm schenkte.

Nun war die 14. Jährige sich ganz sicher, dass Dr. Wu zu dem Duft gehörte, der ihm Apartment von Simon gewesen war und an Simons Blick vermutete Laria, dass Dr. Wu vielleicht eine größere Rolle in seinem Leben spielte, als dass er es zugeben wollte.

Vater und Tochter verließen die wissenschaftliche Abteilung und aufgrund der hohen Anzahl an Menschen bei den Attraktionen und Show Zeiten, gab es nur eine kurze Führung über die Main Street und zum Samsung Innovations Center, ehe Simon ein Auto zur Verfügung gestellt bekam und das Duo zum Paddock der Raptoren fuhr. Laria schien immer interessierter aus dem Fenster zu schauen und von Stunde zu Stunde, interessierter an den Geschehnissen des Parks zu werden.

Etwas, auf dem man aufbauen konnte. Und hoffentlich würde ihr die Begegnung mit den Raptoren und Owen nicht negativ gefallen.

Es wäre eine der letzten Stationen, bevor Simon Laria in der Obhut von Owen lassen würde. Und der CEO hoffte nur, dass es gut laufen und seinem Mädchen dabei helfen könnte, den Menschen wieder zu vertrauen.

Jurassic World - Zerbrochenes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt