Kapitel 7.

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Die folgenden Tage waren entspannter für das Lemurenmädchen. Sie konnte die vertraute Umgebung ihres zu Hauses wieder erkennen und somit all die neuen Eindrücke, die durch den kurzfristigen Besuch in Jurassic World entstanden waren verarbeiten. Aber das wichtigste war, dass sie vorerst nicht mehr in einen Helikopter steigen musste, oder gar diese Frau mit dem sehr aufdringlichen Vanille Duft wiedersehen brauchte. Sie kannte jeden Winkel un jedes Versteck in dem Anwesen und wusste genau, was sie tun durfte und was nicht.

Nur manchmal nahm sie es mit den Regeln nicht so ernst. Wie....das klettern auf Möbel, Schränke oder den teuren Pflanzen im Garten. Manchmal tat sie es auch mit Absicht, um einfach die Aufmerksamkeit von Simon zu bekommen. Er war die Person, die sie gerettet und aufgenommen hatte. Sie vertraute ihm und wollte nur sicher gehen.....dass es ihm auch gut ging. Sie hatte schon fast wieder vergessen, dass ein Freund von ihrem Vater kommen wollte um sie kennen zu lernen.

Im Moment lief das Mädchen nämlich durch das große Anwesen und suchte Simon. Er hatte zwar erwähnt, dass er am Abend zu einer Veranstaltung müsste. Immerhin war er ein Sponsor und Visionär von vielen wichtigen Organisationen. Er setzte sich für vielen wichtige Dinge ein. Und Laria verstand, wie wichtig ihm diese Veranstaltungen und Projekte waren. Aber vorher wollte sie mit ihm noch etwas Zeit verbringen. Nicht in einem Helikopter, nicht irgendwo in einem Freizeitpark....einfach etwas, dass sie immer taten. Es waren die einfachen Dinge. Die kleinen Dinge. Wie in der Nähe des großen Sees spazieren gehen....oder sich von ihm eine Geschichte erzählen lassen. Oder aber etwas zusammen kochen. Dafür dass Simon Masrani so selten zu Hause war, so konnte er wirklich gut kochen. Und er versuchte dem Adoptivkind etwas von diesem Wissen weiter vermitteln.

Oft endeten diese Unternehmungen chaotisch. Die do und dont's der Gesellschaft waren für Laria manchmal....öfters....kompliziert. Und dennoch gelang es dem Duo irgendwie mit einem lachenden Auge aus einer komischen Situation heraus zu gehen. Nur wo steckte Simon?


"Laria hier steckst du. Mr. Masrani ist im Garten. Nur für den Fall, dass du ihn gesucht hast" - sprach eine der Hausangestellten, die zuständig für das Sauber machen des Hauses war - zu dem Mädchen. Trotz des Abstands zu Laria, wich die Blondine erschrocken ein paar Schritte zurück, ging in die Hocke und sprang dann auf das Treppengeländer, um sich wie ein kleiner Lemur daran auf allen vieren festzuklammern.

Sie wusste zwar, dass die Hausangestellten immer mal wieder durch das Anwesen liefen und ihren Jobs nachgingen, aber sie war so vertieft in die Suche nach ihrem Vormund gewesen, dass sie nicht bemerkt hatte....wie die Dame offenbar bemerkt hatte, wie verloren und ziellos Laria durch die Flure des Anwesens gelaufen war. Und ja...fremde urplötzliche Kontakte und Gespräche ließen sie mit einem Fluchtinstinkt reagieren.

"Im Garten? Draußen?", hauchte Laria während die Dame mit einem Wäschekorb in den Händen weiter ging, als wäre nie etwas passiert.
"Ja er wartet bestimmt schon auf dich. Wobei er eben noch am Telefonieren war. Diese Smartphones sind ein Fluch und ein Segen", lachte die Dame und entfernte sich vollständig aus dem Sichtfeld von Laria. Es sorgte dafür, dass sie sich wieder entspannte und vom Treppengeländer auf die Treppenstufen wechselte. Den Garten kannte sie. Und die großen Bäume die dort vor vielen Jahren gepflanzt worden waren. Sie würde dem Garten einen Besuch abstatten.

Die Sonne blendete das Lemuren Mädchen für einen Moment und sie hörte in der Ferne den Gärtner mit dem Rasenmäher arbeiten. Von Simon war aber keine Spur zu sehen. Nicht bei dem altmodischen Brunnen mit den kleinen Fischen drin, nicht beim Geräteschuppen und auch nicht bei dem äußersten Zaun der das Anwesen wie ein hungriger Fisch umkreiste. Es diente der Sicherheit. Der Tatsache, dass niemand einfach so auf das Gelände kommen sollte. Mr. Masrani legte sehr viel Wert auf Privatsphäre und Sicherheit.

Ein weiterer Grund, weshalb er versuchte die Presse von Laria fernzuhalten. Es hat nicht wirklich viel gebracht, denn die Neuigkeit, dass Simon ein Kind aufgenommen und aus grauenvollen Umständen gerettet hat, war weltweit bekannt. Nur leider konnten die Medien und die Presse sehr.....anstrengend sein. Etwas mit dem Laria nicht umgehen konnte, wo sie doch schon bei fremden Menschen so vorsichtig und scheu gegenüber war. Nein diese Last wollte er ihr nicht auch noch aufhalsen.

Davon wusste Laria noch nichts. Und sie suchte weiter nach Simon. Und selbst beim Grillplatz war ihr Vormund nicht zu finden. Wenn er laut der netten Haushälterin eben noch am telefonieren war....müsste er sich irgendwo im Garten aufhalten. Vielleicht beim Helikopter Landeplatz? Oder vielleicht doch in der Nähe der alten Bäume?

Laria lauschte einmal genauer. Sie hörte wie der Motor des Rasenmäher ausgeschaltet wurde, wie ein paar Vögel laut zwitschernd über das Gelände flogen und wie die Stimme von Simon mit einem leichten Windhauch zu ihr hinüber wehte.

Das Mädchen folgte dem Ton und erkannte wie Simon dort tatsächlich stand, er war ihr mit dem Rücken zugewandt und gestikulierte mit seinen Händen. Er sprach freundlich und dann mit dem nächsten Windhauch mischte sich etwas anderes zu der Luft.

"Simon alleine oder.....Besuch?" - sprach Laria mit einem kurzen Hauch von Interesse, sie ging näher auf ihren Vormund zu und schaute aufmerksam in die dunklen Augen des Erwachsenen, nachdem Simon sich herumgedreht hatte.

"Wie kommst du darauf Laria?", erwiderte Simon beiläufig, vielleicht etwas amüsiert. Als würde er etwas verheimlichen.

"Geruch....neu.....nicht von Damen...oder Gärtner....oder Pitā Duft", versuchte Laria zu erklären, was sie wahrgenommen hatte.

"Oh ich bin sicher, der Gärtner nutzt nur einen neuen Dünger für die Blumen die später gepflanzt werden. Bestimmt ist dir dieser Geruch aufgefallen", fand Simon eine Erklärung dafür.

"Warum?", wollte Laria neugierig wissen und versuchte erneut diesen Duft wahrzunehmen, der ihr so eigenartig vorgekommen war. Doch nichts passierte. Komisch.

"Damit die Blumen wachsen. Und aufblühen können Laria. Es ist gut für die Blumen", erklärte Simon und nickte in die Richtung des Gärteners, der den Rasenmäher in die Richtung des Gerätehauses schob.

"Darf Laria...nachsehen? Dann.....auch wachsen?", erkundigte Laria sich neugierig und die 14. Jährige lief dann doch neugierig in die Richtung des Geräteschuppens wo der Gärtner noch die neuen Blumen in Töpfe pflanzen wollte.

Simon wartete noch ab, bis seine Tochter außerhalb Hörweite war und ging zu einem der großen alten Bäume.

"Sie wird nicht allzu lange bei den Blumen bleiben Owen. Bleiben Sie am besten dort sitzen, sie wird alleine darauf kommen", sprach Simon und Owen schmunzelte über diese Aussage.

"Sind Lemuren nicht dafür bekannt, anzugreifen bei Gefahr?", wollte der Raptorentrainer wissen, begab sich dann aber von der hockenden in eine sitzende Position.

"Eher Fluchtinstinkte würde ich sagen. Es braucht viel Angst, dass sie einen Angriff versucht", vermutete Simon.

"Ihre Instinkte sind geschärft? Faszinierend", murmelte Owen und lehnte sich mit dem Rücken an die Rinde des Baumes.

Er musste nur noch abwarten dass Laria sich von selbst nähern würde. Die Männer hatten am Telefon darüber gesprochen, was die beste Angehensweise für das Mädchen ist, um die beiden mit einander bekannt zu machen.

Diese Idee basierte auf einer 'Fährtensuche' die Owen mit dem Raptor Squad manchmal machte.

Und vielleicht wenn er Laria so zeigen konnte, das er keine Gefahr darstellte....würde ein erstes aufeinander Treffen mit einem positiven Ende als Ziel ausgehen.

Jurassic World - Zerbrochenes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt