3 - Verrat

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Leider nur ein kürzeres Kapitel, da ich spät dran bin. Aber ich denke es war auch ein guter Punkt, um einen Cut zu setzen. Ich verspreche im nächsten Kapitel kommt dann auch Taehyung vor :D
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Sie lachten ihn aus. Die Augen. Amüsierten sich über sein Versagen. Er konnte sie auf sich spüren. Diese brennenden Blicke. Er wusste, er sollte sich von Wut nicht blenden lassen... Aber sie staute sich weiter auf, ließ ihn fahrig werden. Durch seinen Kopf rauschten Fäden einer schmierigen Stimme. "Schwach." Erinnerungen. "Armselig." An das Monster. "Bedauernswertes Wesen."

Sein Gegenüber wich gekonnt jedem seiner Schläge aus. Das freche Grinsen war zu keinem Zeitpunkt von seinen Lippen verschwunden. „Daneben." Ein Schritt zur Seite. „Und wieder daneben." Eine Drehung. „Oh. Und wieder." Er war selbstbewusst in dem, was er tat. Natürlich war er das. Das war Jeon Jungkook.

„Was willst du schon ausrichten, kleine Sirene?" Die grässliche Stimme. Es hallte in seinem Schädel. „Gefesselt an mich und dieses Schiff." Der Hohn. Er sah ihn in diesem Jungen. Ein Spiel mit seinem Leben. Ein Spiel für sein Überleben. Jimin zog seinen Dolch.... Und endlich traf er Fleisch. Seine Mundwinkel hoben sich. Das Lächeln auf seinen Lippen wirkte wie eine Grimasse. Als wäre der Verstand dem Wahnsinn gewichen.

Für einen kurzen Moment zeigte sich Überraschung auf Jungkooks Gesicht. Diese wich schnell einem ernsteren Ausdruck. Zum ersten Mal sah er Jimin tatsächlich als Gegner. Er sah in ihm mehr, als diese schwächliche Figur. Ein Funken der Genugtuung glänzte in Jimins Augen. Er wollte gesehen werden. Selbst seinen Untergang würde er mit Stolz antreten. Mit seinem Finger fuhr Jungkook über die blutige Schramme in seinem Gesicht. „Wie du willst." Er schnalzte mit der Zunge, gereizt von seinem Handeln.

„Das hast du dir jetzt selbst zuzuschreiben, Jungkook", drang die raue Stimme aus dem Hintergrund an Jimins Ohren. Jimin riskierte nicht, ihn eines Blickes zu würdigen. Der Mann hatte keine weiteren Anstalten gemacht, wieder seine Waffe zu ziehen. Er stand nur da und sah zu. Als wäre dieser Kampf nur ein belustigendes Theaterstück. Vielleicht war es das ja auch. Die Sirene gegen einen Seedrachen. Eine wahre Komödie.

„Halt die Klappe, Yoongi." Mit einem Schwung zog Jungkook seinen Säbel. Er neigte seinen Kopf zur Seite. Das Grinsen war wieder zurückgekehrt. „Also, Schönheit. Gewährst du mir diesen Tanz?" Den Säbel ließ er um sich gleiten. Eine einladende Geste. Gefolgt von einer spöttischen Verneigung.

Wollte er ihn ärgern? Jimin griff nach seinem eigenen Säbel. Das Bedürfnis ihm das Grinsen aus dem Gesicht zu schneiden, war immens. „Gewiss doch", antwortete er dieses Mal in der gleichen Façon. Er machte einen Satz nach vorne und holte aus. Das Klirren durchzog die Luft. Stahl auf Stahl. Ein Schimmern in Jungkooks Augen. Die Begeisterung des Kampfes hatte ihn ergriffen.

Und tatsächlich war es so, als würden sie tanzen. Ihre Schritte glitten leichtfüßig über die Planken des Schiffes. Jeder Hieb fließend, kraftvoll. Es hatte einen Anklang von Eleganz. Wie sie sich umeinander drehten. Als wäre es eine einstudierte Choreographie. Jedoch landete keiner von ihnen einen Treffer. Sie konterten sich gegenseitig.

Doch irgendwo war sich Jimin sicher, dass Jungkook ihm nicht mit seiner vollen Stärke begegnete. Er zögerte es hinaus. Aber wozu? Um sein Ego zu streicheln? Weil er wusste, Jimin würde am Ende verlieren? Warum das alles?

Das nächste Mal als sich ihre Klingen kreuzten, war auch das Letzte. Ein Schuss durchbrach das Kampfgeschehen. Eine Kugel durchbrach das Holz zu ihren Füßen. Jungkook und Jimin wandten langsam die Köpfe in Yoongis Richtung. Dieser stand genauso da wie vorher. Unbekümmert. Mit beiden Händen in den Taschen seines Mantels vergraben.

Eine weitere Gestalt trat hervor. Waffe noch immer gehoben. „Ich wäre dir wirklich sehr verbunden, wenn du das hier etwas ernster nehmen würdest, Jungkook." Das Alter zeichnete sich bereits in seinem Gesicht ab. Kleine Fältchen bedeckten die Fläche um seine Augen. Es gab ihm einen Hauch von Strenge.

Zuerst wollte man vermuten, er sei der Kapitän der Viper. Er hatte eine gewisse Präsenz. Einschüchternd. Dominant. Kim Taehyung jedoch, sollte ein Mann in Jimins Alter sein. „Auf die Knie." Und das war er ganz gewiss nicht. Dieser Mann. Jung Jihoon. Die rechte Hand des Kapitäns.

Jimin rührte sich kein Stück. Er begegnete dem Blick ganz unbeirrt. Der Mann schnaubte. „Reiz mich nicht. Geh auf die Knie." Er zog seine Augenbrauen zusammen, als er noch immer nicht reagierte. „Dein Trotz wird dir nicht helfen." Seine Augen fokussierten sich auf Jungkook. „Bring ihn zu Boden." Ein Befehl. Widerspruch zwecklos.

Jungkook nutzte den Moment seiner Unachtsamkeit und schlug ihm den Säbel aus der Hand. Der Rest ging ganz schnell. Er kickte ihm die Füße unterm Körper weg und zwang ihn zu Boden. Jimins Knie knallten auf den harten Untergrund. Arme verrenkt hinter seinem Körper, gefangen in Jungkooks festem Griff.

„Geht doch. Wieso nicht gleich so?" Jihoon trat näher zu ihm. Den Lauf der Pistole legte er unter Jimins Kinn, hob so seinen Kopf ein Stückchen an. „Und du bist der Kapitän?" Ein hämisches Grinsen. „Du?" Der Gedanke schien ihn zu amüsieren. Jimin knirschte mit den Zähnen. „Ergibst du dich?" Er kniete sich zu ihm. „Kleine Sirene." Die Pistole senkte sich. Stattdessen packten ihn grobe Finger. „Hm? So nennt man dich doch, nicht wahr?"

Jimin antwortete nicht, sondern starrte ihn nur an. „Du hast die Wahl. Ergebe dich mir und diene auf dem Schiff. Deiner Crew wird Gnade gewährt." Die Finger glitten über seine Wangen. Ein Schauer des Ekels überkam ihn. „Nichts?" Der Daumen berührte seine Unterlippe. Die Härchen auf seiner Haut stellten sich auf. Alles in ihm sträubte sich gegen die Berührung... und er würde alles tun, um Abstand zu gewinnen.

Jimin spuckte ihm kurzerhand ins Gesicht. Eine letzte Geste der Aufmüpfigkeit. Sein Blick voller Provokation. Hinter sich hörte er einen erstickten Laut, so als wolle jemand sein Lachen unterdrücken. Es war schon belustigend. Wie er dastand. Blamiert vor seinen Leuten. Gefangen in einer Starre aus Fassungslosigkeit. Jihoon hob seine Hand mit der Waffe und wischte sich mit dem Handrücken den Speichel vom Kinn. „Ich schätze das heißt nein." Er schnalzte genervt mit der Zunge.

„Niemals", erwiderte Jimin kühl. In diesen Augen war er kein Mensch. „Garstiges Wesen." Fingernägel pressten sich in seine Haut, hinterließen kleine Sicheln. „Tust so, als hättest du die Überhand, dabei bist du machtlos." Jihoon lehnte sich näher zu ihm. „Strapaziere nicht meine Geduld. Nehme mein Angebot an oder du bist tot. Sei dir Gewiss. Deine Kumpanen folgen dir in den Tod." Sollte ihn das überzeugen? Für sie war er doch ersetzbar.

„Ein letztes Mal: Diene mir." Jihoon sah ihm entgegen. Erwartungsvoll. Als wäre er sich der Antwort sicher. Jimin starrte den ersten Offizier nieder. Ließ sich mit seinen Worten Zeit. Er wollte ihn zappeln sehen. Jihoon war sicherlich niemand, der mit jemandem umgehen konnte, der seine Stellung hinterfragte. „Ich würde lieber sterben."

Jihoon richtete sich wieder auf. „Wie du wünscht." Mit einem Klicken entsicherte er die Pistole. „Irgendwelche letzten Worte?" Jimin lächelte nur. „Wir sehen uns in der Hölle wieder." Der Finger näherte sich dem Abzug. „Nein? Zu schade."

Für keinen Moment schloss er die Lider. Er wollte dem Tod ins Auge blicken. Egal wie laut sein Herz auch pochte. Die Angst klammerte sich an ihn, bettelte ihn an, sich den Worten zu ergeben. Aber er würde sich ihr nicht fügen. Schwäche zeigen. Nie wieder.

Ein lautstarkes Räuspern stoppte ihn in seinem Vorhaben. Es kam von Yoongi. Jihoon presste seine Lippen zu einem schmalen Strich. Die Missgunst stand ihm ins Gesicht geschrieben. Der Griff um die Pistole verstärkte sich. Jimin konnte schon das Weiß der Knöchel hervorstechen sehen.

„Also schön", zischte er durch seine knirschenden Zähne. Die Sicherung sprang zurück in ihre ursprüngliche Stellung. Mit einem kleinen Wurf drehte er die Waffe in seiner Hand. „Du wirst Respekt noch lernen." Sein Mundwinkel zuckte nach oben. Das Lächeln herablassend, als er zum Schwung ausholte.

Der Griff der Pistole donnerte in die Seite von Jimins Schädel. Durch die Wucht wäre er fast zur Seite gekippt, hätte Jungkook ihn nicht noch immer gehalten. Für eine Sekunde blieb ihm die Luft weg. Seine Ohren klingelten. Sein Kopf ganz taub. „Deine Schönheit wird nicht reichen, uns um den kleinen Finger zu wickeln, kleine Sirene", drang es dumpf zu ihm hindurch.

„Testen wir die Intelligenz deiner Mannschaft." Jihoon drehte sich einmal im Kreis, musterte mit Genugtuung die knieenden Gestalten. „Ihr habt die Wahl. Leben oder Tod. Dient auf dem Schiff oder sterbt." Er wies in Jimins in Richtung. „Euer Kapitän lässt euch im Stich. Er kann euch nichts bieten, was ich euch nicht geben könnte. Heute gewähre ich euch Erbarmen."

Jimin setzte sich wieder in eine aufrechte Haltung. Seine Augen begegneten denen seiner Mannschaft. Kein Funke der Unsicherheit. Sie wussten, was sie wollten. „Beweist mir eure Treue." Loyalität hatte es auf ihrem Schiff nie gegeben. Jimin wusste sie nur bei Laune zu halten. Zumindest für eine gewisse Weile.

„Und ich will euch eure erste Aufgabe geben." Das Grinsen auf seinen Lippen weitete sich. Freudige Erwartung. „Ihr habt die Ehre, euch zu beweisen." Er wandte sich wieder zu Jimin. „Sag mir, wen willst du verführen... Wenn ich sie dir nehme." Schwarze Pupillen geweitet. Ein Glänzen von Sadismus. „Deine Stimme." Das Grinsen wich. „Schneidet ihm die Zunge raus!"

Jimin blieb still sitzen, bemüht keine Regung zu zeigen. Er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Der Erste stand auf. Seine Finger wurden eisig. Das gleiche Gesicht. Harsche Narben. Krauses Haar. Bereit zum Verrat. Er hatte darauf gewartet. Für diese perfekte Gelegenheit.

„Nein. Nein!" Jemand schrie. Er war es nicht. „Das könnt ihr nicht- NEIN!" Jimin wandte ruckartig den Kopf zur Seite. Suchte die Menge ab. Konu... Er lebte. Es blieb keine Zeit für Erleichterung. >> Bitte sei still. << Jimin flehte in seinen Gedanken. >> Bitte kein Wort mehr. <<

„Hör zu Bürschchen. Wenn du nicht den Haien Gesellschaft leisten willst, hältst du jetzt lieber die Klappe." Jihoon tappte durch die Mannschaft zu dem zappelnden Jungen, der von seiner eigenen Crew festgehalten wurde. „Das lasse ich nicht zu!", kreischte er erneut und versuchte mit den Beinen um sich zu treten.

„Was willst du nerviger Flo schon ausrichten, hm?" Jihoon packte ihn an der Kehle. Er musste ihn ablenken... Er durfte ihm nichts tun. Nicht ihm... Nicht diesem Jungen. „Fass ihn nicht an!" Jihoons Kopf schnellte in seine Richtung. „Ich höre ihn noch reden!", rief er. Eine letzte Anweisung.

„Sir!", protestierte auch der junge Mann hinter ihm. „Dein Dienst ist getan, Jungkook. Weiche zurück." Jihoon ließ ihm keine Chance auf Widerworte. Jungkook wagte es nicht, sich erneut zu äußern. Stattdessen löste er seinen Griff und nahm mit gesenkten Kopf Abstand.

Jimin blickte seiner Mannschaft unentwegt entgegen. Gestalten, die sich ihm langsam näherten. Schleichendes Verderben. >> Lass sie es nicht sehen. << Und er kniete. Ausdrucklos. Mit pochendem Herzen und von Kälte erfasst. Das Grauen hatte ihn erreicht und seinen Kampfgeist eingefroren. Er wäre gerne stark. Aber wozu sollte er sich noch wehren? Es würde schlussendlich zum gleichen Ergebnis kommen.

Er sah die unzähligen Hände. Versuchte sie nicht zu spüren. Seine Augen offen und doch blind. Die Schemen verschmolzen ineinander. Zum ersten Mal versuchte er der Realität zu entfliehen. Nicht er. Die Angst, die ihn schützen wollte, vor dem, was da kam. Verstand und Körper waren sich nicht mehr einig.

Man zerrte an ihm. An seiner Kleidung. Seinen Gliedmaßen. An seinen Haaren. Finger stachen in seine Haut. Jeder versuchte ihn zu fassen. Es war so lächerlich... Unfassbar lächerlich. Sie hatten wirklich einen Ausweg wie diesen gesucht. Wozu hatten sie gewartet? Bereitete es ihnen Freude, ihn in Unwissenheit schwelgen zu lassen? Sich seiner Überhand so sicher sein zu lassen?

Eine rostige Klinge. Finger in seinem Mund. Grob. Ohne Zurückhaltung. Er würgte. Sein Rachen schmerzte. >> Lass sie es nicht sehen. << Seine Furcht. Er würgte. Seine Augen brannten. >> Nein. << Er rührte sich nicht. Oder doch? >> Nicht. << Seine Arme wollten um sich schlagen, doch er war daran gehindert. Sein Körper zitterte.

„Eine Sirene, die nicht singen kann." Die Klinge kratzte an seinem Gaumen. >> Bitte. << Ein kleiner Laut entfloh seiner Kehle. Sein Herz rannte einen Marathon aus Panik. Wollte für ihn fliehen. Eine Träne. >> Ich will nicht... << Eine weitere.

Er schrie nicht. Er war es nicht. Nein... nein. Seine Welt war schwarz. Wer schrie? Ein Geschmack von Metall füllte seinen Mund. >> Geschmack? << Da war nichts mehr. Sinn verloren. Nur der Schmerz... Dieser unendliche Schmerz.

Er schrie nicht. Er war es nicht. Vor seinen Augen die Schwärze. „Willkommen an Bord der Viper." Ein Lachen. Sein Lachen. Sein Kapitän. Jihoon? Sie waren dieselbe Person. Auf einmal war alles gleißend hell. Tränen zogen heiße Striemen über seine Wangen.

Ah... Er schrie. Er ließ sie es hören. Ihre Melodie des Sieges: Zerreißend schrill. Ein Winseln und Wimmern. Ein Flehen für das Ende. Zu spät. Sein Mund war voll. Erstickend. Ein Röcheln. Ein Würgen. Die Suche nach Luft. Ein Wunsch auf Atem. Doch nur ein Schluck Blut.

Die Hände ließen ihn fallen. Sie weideten sich an ihm. An dem sich erbärmlich krümmenden Körper. Blut lief über seine Lippen, lief in seinen Rachen. Er hustete und rang nach Luft. Immer und immer wieder. Was war qualvoller? Der Schmerz? Der mangelnde Sauerstoff?

Kleine weiße Punkte tanzten in seinem Sichtfeld. Ein lautes Fiepen durchzog seinen Kopf... seine Ohren. Die Kälte breitete sich in jeder Ader aus. Ließ ihn frösteln. Jeder seiner Muskeln zuckte unaufhörlich. Er versuchte sich auf dem morschen Holz aufzustemmen. Doch vergebens.

In ihm nur Leere. Sein Inneres war hohl. Die Geräusche um sich konnte er nicht mehr wahrnehmen. Kein Gefühl mehr in seinen Gliedmaßen. Das Schreien verstummt. Es war, als wäre er nicht mehr Teil von sich selbst. Sein Geist distanzierte sich von all der Pein. Eine Sache blieb jedoch. Enttäuschung. Seine Liebe zur See hatte ihm nicht viel mehr gelassen als sein Verderben.
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*einfache Plotline existiert*
Me: >.>
*Charakter kann nicht sprechen*
Me: Uuuhhh. Ja.

Ligeia - VMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt