Kapitel 8

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Luke's P.O.V

Gähnend streckte ich mich und kuschelte mich tiefer in meine weiche Decke.
Die warme Matratze lud zum Liegenbleiben und Träumen ein und zum ersten Mal seit langem erwachte ich ohne Rückenschmerzen.
Auch das unangenehme Ziehen in meinem Bauch war weniger geworden und seufzend rollte ich mich auf die andere Seite.

Als ich vorsichtig meine Augen öffnete, schien mir die Morgensonne direkt ins Gesicht und ich sah mich verwirrt blinzelnd in dem Raum um, ehe ich mich an gestern erinnerte.

Nach dem Gespräch -ich war der Meinung, dass man es viel eher als Verhör bezeichnen konnte- hatte ich mit Ashton und Michael zu Abend gegessen und dabei hatten sie mir angeboten, dass ich vorerst einmal bei ihnen bleiben konnte.
Ich fand es ein wirklich großzügiges Angebot und wollte es zuerst ablehnen, aber die beiden Älteren hatten darauf bestanden.
So hatten sie mir ihr Schlafzimmer samt dem Doppelbett überlassen und waren selbst wieder ins Wohnzimmer verschwunden, wo sie wahrscheinlich auf der Couch übernachtet hatten.
Eigentlich war es mir ziemlich unangenehm, dass ich ihnen ihr Bett wegnahm, aber gestern war ich einfach zu müde gewesen, um zu diskutieren.

Das Zimmer war relativ hell gehalten; drei der vier Wände waren weiß, eine jedoch hellblau gestrichen worden und moderne Möbel mit viel Glas und dunklem Holz rundeten das Ganze perfekt ab.

Ein kurzer Blick auf die Uhr ließ mich jedoch erschrocken aufspringen.
Eigentlich hätte ich schon vor einer halben Stunde im Club sein sollen!
Unruhig sah ich mich im Zimmer nach meinen Klamotten um, die ich gestern neben den Schrank gelegt hatte, doch sie waren nirgends zu sehen.

Nur in Boxershorts verließ ich schließlich das Zimmer, hoffend, dass meine Gastgeber noch nicht wach sein würden, doch wie so gut wie immer war das Glück nicht auf meiner Seite.

"Guten Morgen, Luke." schallte es mir zweistimmig entgegen, als ich vorsichtig die Küche betrat und augenblicklich versuchte ich, mich hinter der Tür zu verstecken.

"Ich hab sowieso schon alles von dir gesehen." murmelte Michael und sah mich mit einem traurigen Blick an, während meine verkrampften Finger sich wie in Zeitlupe vom Türrahmen lösten.

"W-wo sind meine Kl-Klamotten?" stotterte ich leise, um das Thema zu wechseln.
"Ich hab sie gewaschen." erklärte Ashton nun und warf mir einen kurzen Blick zu. "Mikey gibt dir Sachen von sich und nachher gehen wir einkaufen okay?"

Ich nickte zögerlich, obwohl mir weder der Gedanke an die fremde Kleidung noch an das Shoppen sonderlich gefiel.
Außerdem musste ich in den Club.

"Was ist?" fragte Ashton leise und runzelte verwundert die Stirn, da er mein Zögern wohl bemerkt hatte. "Du kannst über alles mit uns reden, Luke, das weißt du oder?"

Ich nickte leicht und blickte mich unwohl fühlend auf den gefliesten Boden.

"Was ist denn los?" seufzte Michael, stand auf und kam besorgt auf mich zu, bis er direkt vor mir stehen blieb und seine Hände auf meine nackten Schultern legte, was mich kurz aufwimmern ließ.

"Sorry, tut mir Leid." entschuldigte er sich sofort und entfernte sich einen Schritt von mir. "Ich hab nicht nachgedacht; ich wollte dich nicht erschrecken."
Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln und nuschelte dann: "Könntest du mir bitte Klamotten geben? I-ich müsste schon längst weg sein."

"Hä, wohin willst du denn?" schaltete Ashton sich wieder ein und erhob sich nun ebenfalls.
"In den Club?" antwortete ich leise und ließ es eher wie eine Frage als eine Antwort klingen.

"Du glaubst ja wohl nicht ernsthaft, dass wir dich da nochmal hinlassen?!" fragte Ashton entsetzt und ihre empörten Blicke auf mir brachten mich dazu, nur leicht mit den Schultern zu zucken.

"Du wirst da nicht mehr arbeiten! Scheiße, Luke, du dachtest doch nicht wirklich, dass wir das zulassen würden?!" Michael schaute mich völlig fassungslos an und ich schien unter seinem Blick winzig klein zu schrumpfen.

"A-aber ich bin darauf angewiesen..." stotterte ich eingeschüchtert und traute mich nicht aufzusehen, ehe warme Finger sich um mein Kinn legten und meinen Blick nach oben zwangen.

"Bist du nicht. Wir finden eine andere Lösung. Erstmal können Michael und ich für dich aufkommen und außerdem ist das hier ja auch nicht wirklich 'ne Dauerlösung. Aber wir schaffen das okay? Auch ohne Strippen und Prostitution!" beruhigte mich Ashton und strich mir langsam über den Arm.

Ich nickte mit Tränen in den Augen und merkte kurz darauf, wie ich an die starke Brust des Lockenkopfes gedrückt wurde und warme Hände über meinen nackten Rücken strichen.

Schluchzend presste ich mich näher an ihn, ließ mich von ihm festhalten und hasste mich dafür, dass ich so eine Heulsuse war.

"Ehm, Luke? Hier hast du Klamotten; ich hoffe sie passen." räusperte sich Michael leise und schniefend löste ich mich von seinem Freund, um ihm den Klamottenberg abzunehmen.

"Danke." Meine Stimme brach selbst bei diesem kleinen Wort und Michael lächelte mir aufmunternd zu, aber seine Augen waren gefüllt von Mitleid und Traurigkeit.

"Luke?" rief Ashton mich zurück, als ich gerade aus der Tür verschwinden wollte und ich drehte mich noch mal zu ihm um.

"Ja?"

"Wenn du umgezogen bist fahren wir zum Club. Und dann wirst du kündigen!" bestimmte er. "Dir kann nichts passieren; ich werde die ganze Zeit bei dir bleiben ja?"

Nickend schluckte ich den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, runter und verschwand im Schlafzimmer um eine frische Boxer, Skinny Jeans und das dunkelrote Shirt anzuziehen.
Die Socken waren mir etwas zu groß, aber es würde gehen und so traf ich im Flur wieder auf Ashton, der sich schon die Schuhe anzog.

Auch ich schlüpfte in meine Skneakers und folgte dem älteren Jungen dann mit gesenktem Kopf zum Auto.
Nahezu schweigend legten wir die Strecke zum Club zurück und redeten nur, wenn ich Ashton den richtigen Weg wies.

"Alles wird gut." flüsterte Ashton leise, als wir vor dem Club am Straßenrand parkten, aber ich wusste nicht, ob er es zu mir oder zu sich selbst sagte, weswegen ich nichts erwiderte.

Zitternd stieg ich aus und betrat dicht neben Ashton den Club.
Einige Männer saßen an der Bar und zwei Stripper tanzten auf der Bühne; ernteten Pfiffe und wurden als Schlampen beschimpft.

Ich merkte, wie der Junge neben mir sich anspannte und auch ich drohte von Flashbacks überrollt zu werden, als wir vor der Tür des Büros ankamen und Jasons laute Stimme den Einlass gewährte.

Er saß schmierig grinsend hinter seinem unordentlichen Schreibtisch, doch das Grinsen fiel, als er mich eintreten sah.

"Luke." knurrte er und erhob sich wütend. "Wo warst du, du Miststück?!"

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An alle Shadow-Heart-leser unter euch: Ich versuche dieses Wochenende noch das nächste Kapitel hochzuladen :D♥

Words: 1074 ohne A/N

Alone ||5SOS♥Cake/Mashton||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt