Kapitel 1

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Luke's P.O.V

Geweckt wurde ich ziemlich unsanft von meinem knurrenden Magen.

Leise stöhnend setzte ich mich auf und streckte mich, wobei meine Knochen ziemlich knackten.

Kein Wunder; es war nicht wirklich bequem, die doch noch recht kalten Nächte auf irgendwelchen Parkbänken oder -wie heute- auf einem steinigen Weg unter einer Brücke zu verbringen.

Leicht fröstelnd schlang ich die nackten Arme um meinen dünnen Körper und verfluchte mich mal wieder dafür, meine Jacke im Heim vergessen zu haben, denn so hatte ich nur eine schwarze Skinny Jeans, ein schwarzes löchriges Shirt und die schwarzen Sneakers sowie meine Socken an.

Die Kälte saß tief in meinen Knochen, doch ich ignorierte es so gut es eben ging.

Ein erneutes Magenknurren zog meine Aufmerksamkeit auf sich und ließ mich zeitgleich das Gesicht verziehen.

Ich wusste, dass ich dringend wieder etwas zu essen brauchte, denn meine letzte Mahlzeit (wenn man eine trockene Scheibe Brot so nennen konnte) lag schon viel zu lange zurück.

Es war jetzt eine knappe Woche her, seitdem ich wieder aus dem Heim abgehauen war.

Als ich das erste Mal abgehauen war, war ich 13 gewesen.

Seitdem hatte ich es regelmäßig getan; ich hielt es in diesem Waisenhaus einfach nicht aus.

Seufzend lehnte ich mich mit dem Rücken an die harte Wand hinter mir und schloss kurz die Augen.

Ich wusste, dass ich dringend Geld brauchte, um mir etwas zu essen und zu trinken zu kaufen.

Mit Schaudern dachte ich an den Tag zurück, an dem die Polizei mich beim Klauen erwischt hatte. Es war nicht nur wegen dem Diebstahl schlimm gewesen; viel mehr hatte es mich getroffen, dass ich natürlich sofort wieder ins Heim zurück gebracht worden war.

*Flashback*

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen schlich ich langsam und unauffällig an der grauen Hausmauer entlang.

Das Gemäuer hatte eine ähnliche Farbe wie der Himmel, von dem unaufhörlich das Regenwasser herunter tropfte.

Völlig durchnässt fiel mir ein reich aussehender Passant ins Auge und ich ging ihm unauffällig ein Stück hinterher.

Ich war schon den ganzen Tag auf den Beinen und verdammt müde, doch ich wollte noch einmal zuschlagen, ehe ich wieder unter die Brücke, wo ich auch die letzten Nächte verbracht hatte, zurückkehren würde.

Der Mann, dessen Blick stets auf sein teures Smartphone gerichtet war, hatte mich immer noch nicht bemerkt und ich streckte langsam meine linke Hand nach seiner Tasche aus, die ihm locker über der rechten Schulter hing.

Blitzschnell schnappte ich mir den ganz oben liegenden Geldbeutel und rannte los.

Das Adrenalin schoss durch meine Venen und ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Der Typ brüllte mir irgendetwas hinterher und nahm die Verfolgung auf, wie ich durch einen Blick nach hinten feststellte.

Plötzlich wurde meine Flucht jäh unterbrochen, da ich gegen etwas rannte.

Verwirrt schaute ich hoch; direkt in stahlgraue Augen, die unter einer streng wirkenden Polizeimütze hervor stachen.

Geschockt drehte ich mich wieder um, doch ein starker Griff an meinem Oberarm ließ mich stehen bleiben.

Der durchdringende Blick des Polizisten entging mir nicht, als er mich noch kurz musterte: "Du bist doch Luke Hemmings, nicht wahr?"

Ich schwankte zwischen Lügen und Wahrheit, doch wahrscheinlich genügte dem Polizisten mein Schweigen als Antwort.

Seufzend zog er mich hinter sich her zum Polizeiwagen und übergab dem bestohlenen Passanten, welcher laut schnaufend bei uns eintraf und mir einen bitterbösen Blick zu warf, sein Portemonaie und redete wild gestikulierend auf ihn ein.

Ich bekam von all dem jedoch fast nichts mit; der einzige Gedanke, der in meinem Kopf Platz fand, war, was nun passieren würde.

Mit einem festen Druck an meiner Schulter wurde ich auf die Rückbank des Streifenwagens gedrückt; die Tür fiel mit einem lauten Geräusch zu und der Polizist stieg beim Fahrersitz ein.

Mein Blick glitt zum Türgriff, doch noch bevor ich den Gedanken zu Ende gebracht hatte, warf mir der Polizist einen warnenden Blick durch den Rückspiegel zu.

"Versuch's erst gar nicht; die Tür ist verschlossen."

***

Kurze Zeit später hielt der Wagen vor dem Kinderheim und ich wurde hinaus gezerrt und Richtung Eingang gezogen.

Der Polizist warf mir noch einen seltsamen Blick zu, ehe er die Türklingel betätigte.

Kaum drei Sekunden später wurde die Tür geöffnet und die Heimleiterin stand vor uns.

"Luke!" rief sie aus, sobald sie mich erblickt hatte und schloss mich in eine mütterliche Umarmung, in der ich mich sofort verkrampfte.

Ich wollte nicht, dass diese fast fremde Frau mich umarmte.

Ich wollte einfach nur wieder weg und ich wusste, dass es sowieso nicht lange dauern würde, ehe ich erneut verschwinden würde.

*Flashback Ende*

Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und rollte langsam und gleichmäßig meine rechte Wange hinunter, als ich langsam realisierte, dass mir nur noch eine Möglichkeit blieb.

Zitternd stand ich auf und schulterte meinen dreckigen Rucksack.

Ich wusste, ich hatte keine andere Wahl, also lief ich los; den Blick stets auf den Boden gesenkt.

Meine Füße fanden den Weg wie automatisch; wahrscheinlich war ich ihn schon viel zu oft langgelaufen.

Erst als ich direkt vor dem Gebäude stand, hob ich den Kopf.

Der Name des Stripclubs leuchtete in neongelben Buchstaben über der Tür, welche ich leicht zitternd aufschob.

Ich lief den Flur entlang, bis ich das Büro des Chefs erreichte und nochmal tief ein- und ausatmete, ehe ich zögerlich anklopfte.

"Herein!" drang seine tiefe Stimme aus dem Inneren des Raumes und meine zitternden Finger umschlossen den Türgriff.

"Luke." sagte er, kaum dass er mich erblickt hatte, und lehnte sich langsam in seinem knarrenden Ledersessel zurück, wobei er die Hände über seinem dicken Bauch faltete. "Schön, dass du wieder da bist."

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Ich habe nichts zu sagen, außer dass ich das Kapitel gerne der lieben pxnksauce widmen würde :D

Danke für's Helfen, my lost twin xD♥♥♥♥

Alone ||5SOS♥Cake/Mashton||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt