alles kalt

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So war es jetzt.

Doch wie soll ich damit leben können? Hat Kerim es schon gesehen? Was hat er gefühlt? Das zweite Mal breche ich den Kontakt ab, ohne etwas zu sagen. Fühlt er sich schlecht? Oder lacht er? Ist es ihm egal? Hat er es überhaupt bemerkt?

...

Ich höre den Wecker. Ich bin müde. Ich brauche keinen Schlaf. Ich bin müde. Hab keine Lust. Keine Emotionen. Fühle mich leer.

Keine Sekunde schloss ich meine Augen. Mir gingen Fragen durch den Kopf. Nichts außer Fragen.

...

Soll ich mich schlecht fühlen? Bin ich ein schlechter Mensch? Bin ich eine schlechte Tochter? Will mich überhaupt jemand? Aman? Interessiert es sie?

Bei all den Emotionen vergaß ich, dass ich aufstehen muss. Wie jeden Dienstag. Um 05:50 Uhr. Doch heute weiß ich, dass alles anders ist.

Es wird nie so sein, wie es mal war.

Niemals mehr Wärme. Nur noch Kälte. Nichts außer Kälte.

Ich ging zum Bahnhof. Ich fühlte mich wie eine Leiche. Etwas, dass sich bewegt, aber eigentlich tot ist. Leer ist. Kalt ist.

Die Blicke, die ich bekam, interessierten mich nicht.

Wieso Blicke?

Ich hatte Schlafklamotten an. Meine Haaren waren nicht gekämmt. Hatte nur einen dünnen Mantel übergezogen.

Das Gesicht wollte ich mir garnicht vorstellen. Wie ich wohl aussah. Ohne Schlaf. Meine Augenringe darf man nicht vergessen. Und die angeschwollenen Augen.
...

Doch all das war mir egal.

Bis ich in diese Augen sah. Mich fraß alles auf. Nichts von mir blieb über. Ich fühle mich fremd.

Dieser Blick.

Ich fühlte mich schlecht. So schuldig.

Ich wäre zu ihm gegangen, doch es geht nicht. Ich kann nicht. Ich darf nicht.

Die Wärme, die ich sonst in seiner Nähe spürte, war endgültig fort.

Kalt. Kalt. Alles kalt.

Er kalt. Ich kalt. Wir kalt.

Mein Leben könnte enden. Mich interessiert es nicht.

Kerim war kaputt. Ich sah es ihm an.

Er hatte auch nur irgendwas angehabt.
Er hatte Augenringe.

Was dachte er sich? Was fühlte er?
Hasste er mich? Liebte er mich?

Ich kannte ihn nicht mehr.
...
Ich ging weiter.

Etwas anderes ging nicht.

Ich ging und brach zusammen.
Menschen waren mir egal. Alles war egal. Nur er und ich. Nur das interessierte mich.
In der Schule ging ich auf die Toilette.

Gerade so erreichte ich die Toilette, als ich mich übergab. Kalt. Alles kalt.

...

Ich fühlte nichts.

...

Im Raum angekommen, nahm ich ein Kugelschreiber und ein Zettel raus.

Der Lehrer kam rein. Teilte die Klausuren aus. Bei mir blieb er stehen.

"Alles gut?"

Ich nickte.

Seit gestern kam aus mir kein kein Wort.

Die Arbeit war mir egal. Nichts außer Tränen kamen auf mein Zettel.

Ich fühle mich, wie als wenn alles taub wäre.

...

Pause.

Ich bin vor dem Physikraum und warte auf das Klingeln. Wo ist Kerim?

Er ist bestimmt allein. Er fragt sich, was los ist.

Ein Blick nach rechts und ich bekam meine Antwort.

Er blieb stehen.

5 Meter Abstand.

Ich fühle. Aber weiß nicht was es ist.

Er wollte in den Gang um zu seinen Raum zu gehen. Doch er drehte sich um und ging.
Und ließ mich allein.
Allein.
Und wieder nichts außer Kälte.

...

Ich renne.

Ich renne zu der Bank. Die Bank.

Tue meine Kopfhörer in die Ohren und höre es. Das Lied, welches wir immer gemeinsam hörten.

Und ich fühle es jetzt noch mehr. Ich dachte es könnte nicht schmerzhafter sein, doch das konnte es.

Dieses Lied hat meine Wunden vergrößert.

Ich gebe dir mein verlorenes Herz🎶
Oh oh Sewe es ist für dich🎶
Egal was dein Körper will, ich gebe es dir🎶
Wenn nicht für dich, für wen dann?🎶

Bin vom Wind der verlorenen Liebe gefallen🎶
Oh oh Sewe es ist für dich🎶
Für dich schlafe ich Tags und Nachts nicht🎶
Wenn nicht für dich, für wen dann?🎶

Jedes Wort verstört mich. Die Tränen laufen an meinen Wangen runter.

Nehme den Edding, der in Kerims Hand gewesen ist. Und aus Trauer, Wut und Liebe zeichne ich viele Kreuze über unsere Namen, sodass sie nicht mehr zu erkennen sind.

𝐸𝑧𝑒̂ 𝐷𝑖𝑙𝑒̂ 𝑅𝑒𝑧𝑖𝑙 𝐵𝑒 𝑇𝑒 𝐷𝑖𝑚 - Liebe Ohne Hoffnung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt