23. Dezember

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Melanie

Ich betrachte Wolfgang, wie er sich seine Skikleider anzieht - und ich muss gestehen, darin sieht er richtig attraktiv aus - den Rucksack schultert und mir zuwinkt: "Ich bin spätestens in einer Stunde wieder da, mach keine Dummheiten bis dahin." Ich strecke ihm die Zunge raus und er verschwindet lachend durch die Tür. "Danke gleichfalls", rufe ich ihm nach.

Als Wolfgang gegangen ist, lege ich mich zurück ins Bett und schlummere gleich ein.
Nach einiger Zeit höre ich ein Rumpeln und setze mich auf. Mein ich es nur, oder hat da eben jemand geflucht?

Kurze Zeit später kommt Wolfgang durch die Tür herein. Rucksack und Jacke trägt er auf dem einen Arm, und sofort fällt mir auf, dass er am andern Arm blutet. Erschrocken frage ich ihn: "Was ist passiert, Wolfgang?" "Ach, nichts Schlimmes", antwortet er mir. "Als ich die Ski versorgen wollte, bin ich über den Rucksack gestolpert und habe mir an der Skikante den Arm verletzt."

"Lass mal sehen", bitte ich ihn. Er meint lächelnd: "Gern, Frau Doktor", und streckt mir seinen Arm hin. Ich versehe ihn mit einem vorwurfsvollen Blick und betrachte mir die Wunde etwas genauer.
"Die ist ziemlich tief, muss die nicht genäht werden?" frage ich ihn. "Ach, wo, das heilt von selber wieder ab", wehrt er ab.
"Hast du nicht wenigstens ein paar Steristrips zum Aufkleben?" bleibe ich hartnäckig. "Also gut", lenkt er ein, "ich hole meinen Arztkoffer und du darfst mich behandeln, ok?"
Ich lächle siegessicher. "Sehr gute Idee", und kann mir nicht verkneifen anzufügen: "Geht doch!" worauf ich einen vielsagenden Blick von ihm ernte.

Kurz darauf kommt Wolfgang mit dem Arztkoffer zurück, und ich weise ihn an, sich auf das Bett zu legen. Er tut wie geheissen und ich nehme mir viel Zeit, die Wunde sorgsam zu desinfizieren, die Steristrips aufzukleben und einen schützenden Verband anzulegen. Er schaut mir interessiert zu und meint: "An dir ist ja eine richtige Ärztin verloren gegangen." 

"Und ob", bestätige ich ihm, "und jetzt brauchst du noch eine Tetanus-Spritze!"
Er lacht laut auf und meint: "Meine liebe Melanie, mein Impfstatus ist immer aktuell, und die letzte Tetanus habe ich gerade erst vor einem Monat bekommen."

Ich schaue ihn enttäuscht an, und er schlägt vor: "Tetanus brauche ich in der Tat keine, aber eine B12-Injektion wollte ich mir schon länger mal verabreichen. Hilfst du mir dabei?"
Ich schaue ihn strahlend an.


Eine Auszeit in den BergenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt