Ich schnaufe. In meine Ohren dröhnt What If von Kate Winslet, ein sehr trauriger Song. Er passt. Ich BIN traurig. Ich weiß, ich weiß, es ist meine Schuld. Ich war die Person, die nicht aufgetaucht ist. Ich war die Person, die zu viel Schiss hatte, Jay die Wahrheit zu sagen.
Die Wahrheit war nicht, dass ich es nicht schön fand. Die Wahrheit war nicht, dass ich nichts von ihm will, im Gegenteil. Die Wahrheit ist anders. Die Wahrheit ist, dass ich einfach komplett am struggeln bin.
Ich dachte ich bin pansexuell und ich war mir auch sicher, aber irgendwie finde ich Jungs doch etwas besser als Mädchen. Aber bi kann es doch auch nicht sein, weil ich nicht-binäre Personen auch anziehend finden kann, oder? Irgendwie mag ich ja auch Mädchen, aber irgendwie auch wieder nicht. Und was mein Geschlecht ist, weiß ich auch nicht. Hilfe, was soll ich nur tun?
Ich hatte mir fest vorgenommen, die Wahrheit zu sagen. Es wäre doch nicht einmal schwer gewesen. Ich hätte nur ein paar Wörter sagen müssen. Nur ein "Ich bin mir gerade nicht so sicher, welche Sexualität und welches Geschlecht ich habe. Vielleicht sollten wir das mit uns erstmal lassen". Es wären nur zwei Sätze. Zweiundzwanzig Worte. Aber ich war zu feige. Gott, ich bin so ein Idiot!
Ich ziehe mein Handy hervor und öffne unseren Chat. Ich habe eine neue Nachricht von Jay. Ich hatte sie schon gestern gelesen, aber nur eine Vorschau. Ich wollte nicht, dass Jay erfährt, dass ich die Nachricht schon gesehen habe.
Plötzlich ertönt mein Klingelton über der Musik. Es ist Jay. JAY. Hilfe! Was soll ich tun? Ahh! Mit zitternden Fingern nehme ich den Anruf an.
"Mattis! Endlich! Gott, was ist denn mit dir? Ist irgendwas passiert? Wir waren doch gestern verabredet!", ruft Jay sofort, als ich auf den grünen Hörer geklickt und somit den Anruf angenommen habe.
"Ja, ich... Sorry..."
"Was war denn los? Wieso bist du nicht aufgetaucht?"
"Ähm, ich..." Was soll ich sagen, was soll ich sagen? Überleg dir was, Mattis, schnell! "Oh, sorry, meine Mutter ruft.", sage ich jedoch nur und lege auf. Ganz toll gemacht. Ein Preis für die mutigste Person habe ich definitiv verdient... nicht.
Ich schnaufe und schalte die Musik wieder an. Meine Mutter hatte nicht gerufen. Niemand hatte gerufen. Ich war alleine zuhause. Ganz alleine. Nur die Stimme von Jay liegt in der Luft, die immer noch nachklingt. Ich bin so ein Versager! Shit, shit, shit! Was soll ich jetzt nur tun?
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Weil wir anders sind (boyxboy)
أدب المراهقينEs ist Advent, die schönste Zeit im Jahr. Während Jay als schwuler Transjunge noch immer auf der Suche nach einem Ort ist, wo er wirklich akzeptiert wird, versucht Mattis herauszufinden, wer er denn wirklich ist. Als sich die beiden in einem queere...