Kapitel 17

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»Spreche ich chinesisch?«

»Nein Sir, aber - « »Na, warum stehen Sie dann hier noch? Bewegen Sie Ihren Arsch!«

Der Mann nahm seine Beine in die Hand und hastete aus dem Büro.

Der Andere rieb sich die Nasenwurzel und setzte sich mit einem Seufzen in seinen beeindruckenden Schreibtischstuhl. Das restliche Mobiliar war nicht weniger pompös. Jedes Einrichtungsstück hatte seinen festen Platz und schrie förmlich: »Sie mich an! Ich bin so teuer, dass du mich nicht einmal mit einem Sechsmonatsgehalt kaufen könntest!«

Derjenige, dem das alles gehörte, richtete seinen Blick aus dem Fenster. Er sah die Themse und er konnte auch auf die kleineren Bürogebäude hinunter schauen. Es hatte lange gedauert, bis er hier angekommen war. Er hatte sich jahrelang hocharbeiten müssen, war jedem geldgierigen Fettsack in den Arsch gekrochen und dann – endlich: er war da angekommen, wo er hinwollte.

Er war nun derjenige, der andere herumscheuchte, seine Sekretärin anschrie und Klienten um den Finger wickelte, um dann den Nächstbesten zur Sau zu machen.

Er war in seinen besten Jahren, er besaß Geld und er war Single. Er war der Boss.

Und trotzdem lief es nicht so, wie er es wollte. Sein Telefon klingelte. Er drückte den Summer: »Ja?«

»Sir. Einer Ihrer Klienten ist in der Leitung. Er will Sie sprechen.«

»Stellen Sie ihn durch.«

Ein Piepen.

»Joseph Harbord.«, meldete er sich.

»Ich wünsche Ihnen einen wundervollen Nachmittag, Jo.«, ertönte es am anderen Ende.

Er zuckte zusammen. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Mit klopfendem Herzen erwiderte er: »Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Mister Ward?«

Joseph meinte, den anderen lächeln zu hören.

»Ich rufe wegen meines Auftrages an. Wie steht es?«

»In Arbeit...Ich meine, es geht voran?«, stolperte er über seine Worte.

»Voran?«, wiederholte Ward.

»Voran.«, bestätigte Harbord und fügte nach einer kurzen Atempause hinzu: »Ich kümmere mich persönlich darum. Eben habe ich einen meiner Mitarbeiter gebeten-«

»Heißt das, Sie sind noch nicht fertig?«

Er stockte. »Ähm...nein. Aber-«

»Ich rufe noch einmal an, wenn Sie verstehen, wie wichtig mein Geld für Sie ist.«

Ein leeres Rufzeichen blieb zurück.

Joseph legte auf. Das Nächste, was er tat, war seine Sekretärin zusammenzuscheißen.


Tom übte. Er übte hart. Aber es funktionierte nicht. Wieso klappte es nicht? Wütend pfefferte er das Buch in die Ecke und starrte auf den Ring. Vor seinen Augen sah er, wie sein Vater zusammenbrach. Genugtuung durchfuhr ihn. Jemand klopfte. Schnell ließ er das Schmuckstück verschwinden.

»Herein.«

Er drehte sich um und fügte hinzu: »Ich dachte, du wolltest dich von mir fernhalten?«

Für einen Moment sah es so aus, als wolle sie wieder gehen. Doch dann erwiderte sie: »Das habe ich.«

Ja, das hatte sie. Genau zwei Wochen hatte sie es ausgehalten, bevor sie wieder zu ihm angekrochen kam. Manchmal hasste er seinen Vater noch mehr für seine Äußerlichkeiten.

Novum AmenoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt