The cringe is real

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Ich fahre mit den Traditionen der letzten Jahre fort und melde mich nach 2 Jahren mal wieder. Es ist bemerkenswert, dass ich in der Lage bin an den seltsamsten Orten zu den seltsamsten Zeiten an dieses "Projekt" zu denken. Es ist wohl nicht das erste mal, dass ich wieder hierran denke, bisschen cringe und dann mit vornehme dashier zu löschen. Ich konnnte mich tatsächlich nichtmal daran erinnern das ich 2021 hier nochmal paar Sätze reingeschrieben habe.

Aber nochmal von Vorne wieso ich wieder hier bin. Ich stand bei der Arbeit im Kaffeeraum und auf einmal zog es mir wie ein Blitz durch mein Hirn, dass ich dieses "Tagebuch" online besitzte. Ich war sofort etwas am cringen und dachte mir ich sollte das dringend löschen bevor jemand rafft, dass ich das bin und mich bloßstellt. Mit 14 ist man nunmal echt unangenehm pubertär. Nun war es bloß schwer hier wieder reinzukommen, da ich auch das Passwort nichtmehr kannte und ich musste alles wieder zurücksetzten. Aber die Hingabe war da um dieses Buch aus dem Internet zu kriegen. Als ich dann soweit war, wollte ich mich aber selber nochmal von alldem überzeugen was ich hier reingeschrieben habe. Also 14 Jahre altes Liebesdrama und schlechte Rechtschreibung dominieren die ersten Paar Kapitel wirklich sehr und das Trauma einer missbräuchlichen Beziehung erfasst den mittleren Teil gut, aber vorallem die Tatsache, dass ich mich an Vieles wirklich nichtmehr erinnern konnte, hat mich wirklich am meisten geschockt. Sie müssen mich so beschäftig haben früher, dass ich es hier niedergeschrieben habe und doch erinnert sich mein 23 Jahre altes Ich an vieles einfach garnicht mehr. In einem Kapitel vor 3 Jahren habe ich geschrieben, dass ich wirklich froh bin das man merkt, dass ich mich wirklich weiterentwickelt habe und dieser Gedanke ist mir beim erneuten lesen gekommen. Was mich eher traurig gemacht hat, dass viele Charaktere die vorkamen schon lange kein Teil meines Lebens mehr sind. Menschen, die ich als gute Freunde oder sogar beste Freunde bezeichnet habe. Da stellt sich einem die Frage, ob das normal ist oder sich nur bei mir so entwickelt hat. Viele Einträge wurden auch mit einer Wut verfasst die mich überrascht. Ich hatte rückblickend nicht das Gefühl, dass ich so voller Wut und Verzweiflung war wie es sich hierraus erkennen lässt. Bin ich zufrieden mit mir und meinem Leben wie es jetzt ist? Scheisse nein, aber vielleicht etwas weniger hasserfüllt und weniger verzweifelt. Vielleicht habe ich auch nichtmehr die Energie wie früher um mich über jeden Kleinigkeit aufzuregen. Ich lebe mittlerweile mit meinem festen Partner von fast 5 Jahren zusammen in einer eigenen Wohnung. Ich muss mir Gedanken über Haushalt, Rechnungen und Versicherungen machen und nichtmehr darüber Wer auf mich steht und Wer zu meiner Konfirmation kommt. Reicht mein Gehalt um die Heizung auf 3 zu stellen? Oder reicht es um mir was zu Essen zu bestellen anstatt zu kochen? Reichen die Winterreifen diese Saison noch?

Erwachsen sein ist irgendwie Scheisse, aber mit 14 war es auch nicht leicht. Man hatte keine "richtigen" Probleme, aber die die man hatte, haben einen auch fertig gemacht. Niemand hat einen ernst genommen und vielleicht war es auch gut so. Diese albernen Sprüche, die man sich anhören durfte waren vielleicht wahr, aber haben einem in diesem Moment trotzdem nicht geholfen. Und ich denke, wenn es nach den Meisten von uns ging, wären wir alle in Therapie aber versuch mal einen Platz zu finden, vorallem nach der Pandemie. Ich denke auch, dass alle Leute die sich 2014 auf wattpad rumgetrieben haben, alle etwas verarbeiten mussten und ein Ventil gebraucht haben.

Naja ich sollte mal weiterarbeiten und wer weiß, vielleicht melde ich mich in 2 Jahren wieder.

Bleibt geschmeidig

Eure Michelle

Mein beklopptes verrücktes lebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt