Kapitel 1: Die Woche vor dem 18.

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"Die Schülerin mit dem besten Schnitt im Abschlusszeugnis ist Melanie Lannert. Melanie tritt doch bitte vor." Die Stimme des Direktors dröhnte in der Aula. Ich tat jedoch wie genießen, zwar mit wackligen Beinen, aber ich ging nach vorn. Als ich vorne stand, überkam mich dann doch ein gewisser Stolz, denn normalerweise mochte ich es nicht wirklich im Mittelpunkt zu stehen, aber als eine der Jüngsten in diesem Jahrgang das beste Abizeugnis zu haben, war etwas Tolles. Ich blickte in die Menge von Schülern und Eltern, sah meine und grinste sie an. Direktor Thieme schüttelte mir die Hand, überreichte mir mein Zeugnis und sagte:" Melanie, du kannst stolz auf dich sein, das ist eine reife Leistung, ich wünsche dir von Herzen viel Erfolg auf deinem beruflichen Werdegang." Ich lächelte und bedankte mich höflich für seine Worte. Später am Tag, wir waren bereits wieder zu Hause, sprach meine Mutter meinen kommenden 18. Geburtstag an. " Wollen wir vielleicht ein Saal mieten, Mel?" Sie schaute mich erwartungsvoll an und grinste. In solchen Momenten liebte ich meine Mutter noch mehr, sie vertraute darauf, dass ich verantwortungsbewusst handeln würde, wenn sie mich in einem gemieteten Raum feiern lassen würde, und das rührte mich. " Oh, Mom , dass ist total lieb von dir, aber ich dachte, da Sommer ist, warum denn nicht draußen feiern? " Meine Mutter musste schmunzeln. " Mel, Süße das ist eine schöne Idee. " Mom wusste, dass ich es liebte draußen zu sein. " Ich spreche mit deinem Vater und dann klären wir das beim Abendessen, okay? " "Danke , Mom, du bist die Beste." Ich ging rauf in mein Zimmer und zog mich um. Tauschte Kleid gegen Shorts und mein lieblings Shirt. Es war ein schwarzes oversized T-shirt, welches mir immer an einer Seite über die Schulter herunter rutschte und ich auf der entgegengesetzten Seite mit einem Knoten am unteren Shirtsaum etwas figurbetonter gemacht hatte. Ich band mir meine Haare zu einem Zopf , griff mein Board und verabschiedete mich noch kurz von meiner Mutter. Ich fuhr los , dieses Gefühl, das an einem warmen Sommertag der Wind so erfrischend auf meiner Haut prickelte, einfach himmlisch. Wieder Zuhause angekommen, ich kam grad noch rechtzeitig zum Essen, setzte ich mich an den Tisch. "So so, Mel, deine Mutter hat mir schon von deinem Geburtstagsplan erzählt, bist du dir da sicher , dass du hier feiern willst?". " Ach, Thorsten, Mensch das Kind ist erwachsen , ich glaube sie weiß was sie tut." Warf meine Mutter ein. "Hast ja recht, hast ja recht. "Brummte mein Vater. "Sag mal Melanie, was hast du denn jetzt schon für das kommende Jahr auf die Beine gestellt?" Wechselte mein Vater aprupt das Thema. Ja gut, ich hatte ihnen bereits gesagt , dass ich mich um Stipendien bei verschiedenen Unis beworben hatte und ich jetzt auf die Zusagen wartete, aber es noch mal zu erzählen würde mich auch nicht umbringen. Also erläuterte ich ihnen das ganze noch mal. Als ich abends im Bett lag, seufzte ich erleichtert auf. Das Abi war geschafft, ich hatte Ferien.
"OH MEIN GOTT, MELANIE!!!" Ich hielt mein Handy eine Armlänge von mir weg. Mara schien förmlich auszurasten, der Grund dafür war Berlin. Heute morgen hatte mich der Brief von der Humboldt Universität erreicht, in dem gestanden hatte, dass sie sich freuen würden , mich als Stipendiatin aufzunehmen. Ich war überglücklich. " Ja Mara, es ist so richtig Hammer, ich werde nach Berlin ziehen." Quitschte ich in mein Telefon. " Wo willst du dann leben? " fragte Mara mich plötzlich bestürzt. "In Berlin" war meine Antwort " ich hab da so eine WG im Auge, ich muss den Mietvertrag nur noch unterschreiben." "Was wird denn dann aus unserer Freundschaft? " kam eine traurige Stimme vom anderen Ende der Leitung. "Na was wohl?! Sie bleibt! Wir schreiben uns und telefonieren ganz viel und in den Ferien kommen wir uns besuchen" versuchte ich optimistisch verlauten zu lassen, doch auch ich, trotz all meiner Euphorie, wusste, das es nicht das gleiche war. " Wann wirst du nach Berlin ziehen? " fragte Mara traurig. " nach den Sommerferien, das Studium fängt zwar erst im Wintersemester an, aber ich wollte mich noch ein wenig einleben und gucken, dass ich mich in der Stadt zurecht finde, du weißt ja, ich bin ein Dorfkind." Mit den letzten Worten wollte ich eigentlich die Stimmung aufheitern, aber ganz wurde mein Ziel nicht erreicht. " Mal eine andere Frage Mel: wie willst du dir denn das Leben in Berlin finanzieren? ". " Noch ein Grund warum ich schon nach den Ferien umziehen werde, ich werde mir einen Job suchen, um die Miete zahlen zu können und das andere Gekröse natürlich auch noch. " gab ich zurück. "Was ist eigentlich mit deinem 18.? " wechselte Mara unvermittelt das Thema. "Ähm, ja ... mein Geburtstag, ich werde ihn Zuhause feiern und es werden definitiv keine 100 Leute sein" gab ich lachend zurück. "Was?!, als ob du so beliebt wärst. " gab Mara ironisch von sich. Für so was liebte ich Mara, wir sprachen beide fast fließend Sarkasmus und wir nahmen es dem anderen fast nie krumm. Sie konnte mich immer zum Lachen bringen, auch wenn es mir scheiße ging und ich eigentlich nicht lachen wollte. "Ja tut mir leid, aber du weißt doch ich bin famegeil" prustete ich lachend aus. Auch Mara lachte. "Süße dein achtzehnter wir legendär." Sagte Mara wissend. "Mara! Was weißt du, was ich nicht weiß? " verlangte ich zu wissen. "Ähm, ich muss dann auch mal auflegen, ich hab dich lieb, Süße." Und schon hatte sie aufgelegt. Mara Janson, das bekommst du zurück, dachte ich grinsend. Ich begann mit meinen Geburtstagsvorbereitungen, ich bin zwar eine Chaotin, aber meinen Geburtstag wollte ich perfekt planen. Ich erstellte eine Checkliste, chronologisch geordnet mit den Aufgaben, die noch zu erledigen waren. Beim Zeltverleih anrufen, meine Freunde und Familie einladen, eine Einkaufsliste schreiben, und mit meinen Eltern Schlafmöglichkeiten aussuchen, wo die Leute schlafen konnten, die von weiter weg kamen. Ich hielt danach kurz inne, 18, dachte ich mir, endlich volljährig und voll verantwortlich. Ich lächelte, jetzt war ich endlich "erwachsen" und würde auch so behandelt werden.

Überraschung: Du hast einen BruderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt